„Unter Sternen“ 1: Selim Özdogan las aus „Wieso Heimat, ich wohne zur Miete“ und fand ein fröhliches, dankbares Publikum.
Krishna Mustafa, ehemaliger Waldorfschüler aus Freiburg, ist von seiner Freundin Laura verlassen worden, weil sie der Meinung war, er müsse sich endlich auf die Suche nach seiner türkischen Identität machen. Tatsächlich bricht der 24-Jährige nach Istanbul auf, um nach seinen Wurzeln zu suchen und nicht zuletzt seinen Vater zu treffen. Doch den verpasst er wieder und wieder. Selbst für sein junges Alter erweist sich Krishna Mustafa als reichlich ahnungslos und angstlos. Immerhin wird er in Istanbul – wenigstens ein bisschen – auch das Fürchten lernen. In Sachen Selbstfindung erhält er sich allerdings seine Skepsis:
„Wenn ich zurück bin, bevor ich mich finde – soll ich dann auf mich warten?“
In seinem witzigen und intelligenten Roman hat Selim Özdogan schon Monate vor dem Putschversuch nicht nur die kulturellen Gegensätze, sondern auch die Angst und die Spannungen in Istanbul eingefangen. Am Freitag traf er in der von Vorderhaus und E-Werk organisierten „Unter Sternen“-Lesung in der Spechtpassage auf ein großes, lachfreudiges Publikum, das jeden Gag, aber auch nachdenkliche Töne dankbar aufnahm.