5 Fragen an …
… Autorinnen und Autoren aus der Region Freiburg
Hier kommen Autorinnen und Autoren aus der Region zu Wort.
Wir stellen immer dieselben fünf Fragen, siehe unten, und ergänzen die Antworten mit einem Bild und einer Kurzvita.
Haben Sie Lust, uns Auskunft zu geben? Möchten Sie jemand vorschlagen? Dann schreiben Sie an redaktion@freiburger-schreibkiste.de .
Bedingung: mindestens eine Buchveröffentlichung im Bereich Belletristik/literarisches Schreiben – auch Krimi, Science-Fiction, Fantasy, Kinderbuch … über einen unabhängigen Verlag (nicht BoD oder Amazon, kein Eigen- oder Druckkostenzuschuss-Verlag).
- Stellen Sie sich vor, Sie könnten sich selbst beim Schreiben zusehen – wo und wie schreiben Sie?
- Und wie machen Sie Pause?
- Wie ist es zu Ihrer ersten (größeren literarischen) Veröffentlichung gekommen?
- Woran erkennen Sie einen guten Text?
- Was bestimmt Ihren Alltag – neben dem Schreiben?
5 Fragen an … Sylvia Schmieder
Stellen Sie sich vor, Sie könnten sich selbst beim Schreiben zusehen – wo und wie schreiben Sie?
In den von mir erfundenen Schreibkiste-Autorenporträts habe ich mit Vergnügen gelesen, wo andere AutorInnen überall schreiben: im Café oder im Zug, auf Schwarzwaldwiesen oder auf der Parkbank … Mein Schreibort ist so banal, dass er schon wieder aus der Reihe fällt: Ich arbeite fast ausschließlich zu Hause an meinem Schreibtisch. Ungewohnte, unruhige Umgebungen führen bei mir schnell zur Reizüberflutung, und mein Hirn schaltet dann in eine Art Überlebensprogramm. Nicht gut für die Kreativität. Dagegen habe ich am häuslichen Schreibtisch eigentlich noch nie unter Ideenknappheit gelitten.
Und wie machen Sie Pause?
Spaziergänge. Haus- oder Gartenarbeit. Ausflüge oder Urlaub.
Wie ist es zu Ihrer ersten (größeren literarischen) Veröffentlichung gekommen?
Für das Manuskript meines ersten Romans habe ich sehr lange nach einem Verlag gesucht. Ich habe allerdings immer wieder mutmachende Rückmeldungen bekommen, von Kollegen, Testlesern, Literaturagenturen, Verlagslektoren. Sonst hätte ich wohl aufgegeben. Ich habe gelernt, dass es im aktuellen Buchmarkt auf vieles ankommt, was nichts mit der Qualität des Textes zu tun hat. Bei dem kleinen Frankfurter Verlag edition federleicht hatte ich das Glück, auf eine mutige, unkonventionelle Verlegerin zu treffen, Karina Lotz, und auf ihre junge, begabte Lektorin, Dana Polz. Sie haben sich nicht für Schubladen, Genres oder Trends interessiert und einfach gesagt: Das ist gut, das machen wir.
Woran erkennen Sie einen guten Text?
Mir wird irgendwie feierlich zumute, ich bin verzaubert. Ich will, dass es nie aufhört. Gleichzeitig regen mich gute Texte immer sehr an, selbst zu schreiben. Ich ahne, wie es gemacht ist und will das selbst ausprobieren. Natürlich geht das immer schief. Im Gegensatz zu Berufszauberern können AutorInnen die Künststücke anderer nicht einfach nachhexen. Trotzdem lernt man.
Was bestimmt Ihren Alltag – neben dem Schreiben?
Unternehmungen und Gespräche mit meinem Mann und mit Freunden. Der tägliche Kontakt mit der Natur. Das Lesen der Texte anderer für Lektorate, Kurse, Schreibkreise. Die Freiburger Schreibkiste.
Sylvia Schmieder, geboren in Frankfurt/Main, studierte Germanistik, Musikwissenschaft und Philosophie in Freiburg/Breisgau, wo sie auch heute lebt. Sie arbeitete als Werbetexterin und Journalistin und schrieb nebenher literarische Texte für die Schublade. Im Januar 2016 kündigte sie ihre Stelle, um sich auf diese Art des Schreibens zu konzentrieren. Heute leitet sie mehrere Schreibwerkstätten, arbeitet als Lektorin und betreibt gemeinsam mit ihrem Mann die Website freiburger-schreibkiste.de. 2020 Arbeitsstipendium des FdS Baden-Württemberg. 2021 erschien ihr Roman „Saling aus dem Wald“ bei edition federleicht. Zahlreiche Veröffentlichungen von Lyrik und Prosa. sylvia-schmieder.de
5 Fragen an … Heide Jahnke
Stellen Sie sich vor, Sie könnten sich selbst beim Schreiben zusehen – wo und wie schreiben Sie?
Für Prosatexte bin ich gern früh mit ausgeruhten Gedanken am PC. Gedichte kennen weder feste Arbeitszeiten noch Pausen. Hauptsache, der zentrale Einfall wird sofort notiert, sonst ist er weg. Am liebsten mit Bleistift auf einseitig bedrucktem Papier (Angst vor der weißen Fläche!). Ausgearbeitet wird später am PC, der hilfreich für die äußere Gestaltung ist.
Und wie machen Sie Pause?
Pause, wenn der (große!) Bewegungsdrang es erfordert.
Wie ist es zu Ihrer ersten (größeren literarischen) Veröffentlichung gekommen?
Sozialisiert von Briefschreibern und Gelegenheitsdichtern habe ich immer gern und leicht geschrieben, aber immer nur zweckgebunden. Sieben Jahre Mitarbeit bei der BZ erzogen zu Verständlichkeit und zur Beschränkung auf Wesentliches. Erst mit 60 Jahren, beim spielerisch-neugierigen Besuch eines Schreibseminars, erfuhr ich so viel positive Rückmeldung und Anregung, dass ich mich an einen längeren Text wagte, den der regionale Drey-Verlag sofort nahm („Lauf, Jäger, lauf“, 2007). Ein zweiter folgte, ein dritter blieb stecken, weil ich in den Sog der Lyrik geriet, deren verknappte Sprache mir altersgemäßer vorkommt als ausufernde Erzählströme. Drei schmale Gedichtbände, an deren bibliophiler Ausstattung ich mitwirken durfte, erschienen im Derk Janßen Verlag, Freiburg, zwei weitere Gedichtbände wieder im Drey-Verlag, beide mit eigenen Fotografien.
Bei beiden Verlagen empfand ich die Zusammenarbeit bei der Gestaltung der Bücher als ausgesprochen bereichernd.
Woran erkennen Sie einen guten Text?
Zunächst an leisen Neidgefühlen, dass mir nicht auch so etwas eingefallen ist! Präziser: ein guter Text muss mir eine neue Erkenntnis, eine andere Perspektive ermöglichen, mittels einer Sprache, die verständlich sein sollte, ohne banal zu sein und „eigen“, ohne manieriert oder verkrampft zu wirken.
Was bestimmt Ihren Alltag – neben dem Schreiben?
Die „Familienbande“, Haus und Garten, die mir immer größer vorkommen. Ganz wichtig ist die regelmäßige Bewegung in der Natur (Hauptquelle meiner Gedichte), beim Bändigen des wildwüchsigen Gartens oder im Wald, laufend, botanisierend, sammelnd, gern auch allein.
Heide Jahnke hat norddeutsche Wurzeln, ist in Göttingen aufgewachsen. Studium der Psychologie, Diplomabschluss. Kurze Berufstätigkeit im klinischen Bereich, lange Phase als Familienfrau auf dem Land mit wechselnden Nebenbeschäftigungen: u.a. Fachübersetzungen aus dem Englischen; Fernstudienkurs Biologie; VHS-Dozentur für Psychologie, biologischen Gartenbau, Heilpflanzen; Ausflüge in die bildende Kunst (Keramik, Collagen, Objektkästen); Mitarbeit bei der BZ (Glossen, Essais, Reportagen).
Literarisches Schreiben seit 1999. Seit dieser Zeit Mitglied im Literaturforum Südwest in Freiburg. Teilnahme an Schreibwerkstätten, u.a. bei Walter Dürrson und Jan Wagner. Veröffentlichungen von Kurzprosa und Gedichten in verschiedenen Zeitschriften und Anthologien. Eigenständige Prosaveröffentlichungen im Drey-Verlag: „Lauf, Jäger, lauf“, 2007; „Blitze von Ingwer und Minze“, 2009.
Gedichte im Derk Janßen Verlag: „kommenden tiefs entgegen“, 2012; „von diesem impertinenten grün“, 2014; „fliegen oder bleiben“, 2015.
Gedichtbände im Drey-Verlag: „“die sahne bebt, der löffel zuckt“, 2016; „des käfers menetekel“, 2018.
Stipendium des Förderkreises deutscher Schriftsteller in Baden-Württemberg, 2011.
5 Fragen an … Jakob Leiner
Stellen Sie sich vor, Sie könnten sich selbst beim Schreiben zusehen – wo und wie schreiben Sie?
Meistens digital, am Laptop oder Handy. Vor allem Lyrik entsteht dabei oft auch „to go“, das heißt unterwegs in Straßenbahn, Zug oder beim Spaziergang. Die Aussagekraft der Momente muss stimmen, der Ort ist tatsächlich nachrangig. Feste Schreibzeiten versuche ich deshalb so gut es geht zu vermeiden. Wenn ein Zurückziehen nicht möglich ist, wird in Sätzen oder Versen grob skizziert und das intuitiv Gefundene später weiter ausgeführt.
Und wie machen Sie Pause?
Sofern ich das selbst bestimmen kann: Mit einem Kaffee und einem Schuss Milch. Davon 3-4 am Tag.
Wie ist es zu Ihrer ersten (größeren literarischen) Veröffentlichung gekommen?
Ungeplant. Ich hatte dem Berliner Autumnus Verlag im Jahr 2016 eigentlich ein Roman-Manuskript angeboten. Die Rückmeldung war positiv, nur zum damaligen Verlagsprogramm passte es nicht recht. Mit der einstweiligen Absage kam allerdings das Angebot für ein Kindersachbuch über Klassische Musik in der „Entdecke …“- Reihe des Verlags. Man wolle einen frischen, ungezwungenen Zugang zum Thema, ich sei offenbar musikalisch vorgeprägt und mit 24 Jahren noch recht jung. Ob ich es mir vorstellen könne? Das konnte ich und so entstand in wenigen Wochen „Entdecke die Klassische Musik“ und eine fruchtbare Verlag-Autor-Beziehung. Im Jahr darauf wurde das Programm um eine Lyrikreihe erweitert, die ich mit „Schrieben Farben die Musik“ mitbegründete. Wiederum ein Jahr später folgte dann mein Roman-Erstling „Die Arroganz des Kummers“.
Woran erkennen Sie einen guten Text?
An einer Ebene der Unbändigkeit.
Was bestimmt Ihren Alltag – neben dem Schreiben?
Nicht unbedingt nach Zeitanteilen sortiert: die Medizin, nach wie vor die Musik, Mineralogie, wechselnde Sportarten, derzeit Boxen, Bücher, der Wald, das Feld, die Bäume, Bildende Kunst, chronisches Selbstlektorat, mein soziales Umfeld, Psychologie/Philosophie, Holz und Wasser, Wohnungssuche, Fußball und die seltsame Mischung aus Neugier und Ungeduld.
Jakob Leiner, Jahrgang 1992, wuchs als Sohn einer Musikerfamilie im südpfälzischen Landau auf. Er war Jungstudent an der Hochschule für Musik Karlsruhe sowie langjähriges Mitglied im Landesjugendorchester Rheinland-Pfalz und im Bundesjugendorchester. Erste literarische Veröffentlichungen ab 2016 im Berliner Autumnus Verlag, zuletzt ebendort der Gedichtband „Nachlauf ist ein Kinderspiel“. Im renommierten Radius Verlag / Stuttgart erschien 2019 der Lyrikband „Ikarische Nummern“. Zudem publizierte er bereits in diversen Literaturzeitschriften. Seine schriftstellerische Tätigkeit reicht von Lyrik über Roman bis Kinderbuch. Abgeschlossenes Studium der Humanmedizin, derzeit als Arzt / Autor / Kulturrezensent im schönen Freiburg/Breisgau tätig.
www.jakobleiner.com
BÜCHER
Entdecke die Klassische Musik, Kindersachbuch, 55 Seiten, Autumnus Verlag / Berlin, 2016
Schrieben Farben die Musik, Gedichte, 86 Seiten, Autumnus Verlag / Berlin, 2016
Die Arroganz des Kummers, Roman, 268 Seiten, Autumnus Verlag / Berlin, 2017
Ikarische Nummern, Gedichte, 72 Seiten, Radius Verlag / Stuttgart, 2019
Nachlauf ist ein Kinderspiel, Gedichte, 86 Seiten, Autumnus Verlag / Berlin, 2020
Die Rhythmen der Unfähigkeit, Roman, 166 Seiten, Autumnus Verlag / Berlin, 2020
5 Fragen an … Ulrike Halbe-Bauer
Erste Entwürfe mit einem meiner guten Schreibgeräte (Füller), da ich sehr gerne Buchstaben male und Seiten damit fülle, auch wenn es schnell gehen soll. Mit dem Fließen der Tinte fließen auch die Einfälle. Dabei muss ich nicht am Tisch sitzen, funktioniert auch im Zug, unter Leuten, im Liegestuhl im Garten. Die zweite Fassung entsteht am Computer, dort fließt es inzwischen auch und die vielen Korrekturen, Ergänzungen muss ich nicht mehr zwischen die Zeilen quetschen.
- Und wie machen Sie Pause?
Schlecht zu sagen. Ich schreibe meist ohne Pause, so lange ich Zeit habe. Dann kommt eine Unterbrechung und andere Dinge sind wichtig. Am liebsten sind mir Zeiten im Garten, wo ich vor mich hin werkele und mir oft gute Einfälle kommen. Anders ist das beim Radfahren, da bin ich nur auf Verkehr und Landschaft konzentriert.
- Wie ist es zu Ihrer ersten (größeren literarischen) Veröffentlichung gekommen?
Ich habe ziemlich viele Verlage angeschrieben und damals (1982) noch viele freundliche Absagen bekommen, auch mit Änderungsvorschlägen. Zum Schluss habe ich es bei einem universitären Verlag versucht und die haben die Erzählung “Propheten im Dunkel” als Beiprogramm ohne Wenn und Aber genommen.
- Woran erkennen Sie einen guten Text?
Der Text muss mich inhaltlich und formal in irgendeiner Weise ansprechen, z.B. die Personen treten in einer Weise auf, dass ich aufmerke. Ähnlich ist das bei den Sätzen. Die müssen mich ein wenig durchschütteln. Wenn ich jeden Satzanfang zuendeführen kann, ohne das Ende gelesen zu haben, hört der Spaß bald auf.
- Was bestimmt Ihren Alltag – neben dem Schreiben?
Mein Freundeskreis, der Garten, die Vorträge, die ich halte, Bücher lesen, Radfahren. Die Fahrten, die ich mit meinem Mann unternehme, an Orte, wo er fotografiert und ich recherchiere oder Zeit habe, zu schauen.
Ulrike Halbe-Bauer ist 1949 in Warendorf/Westfalen geboren. Studium der Germanistik und Geschichte in Münster und Freiburg. Einjähriger Schottlandaufenthalt. Referendariat und Lehrtätigkeit an Hamburger Gymnasien. Seit 1979 schreibt und übersetzt sie in Freiburg und hat lange in der Erwachsenenbildung unterrichtet. Sie veranstaltet Lesungen zu ihren Frauengeschichten. Seit 2009 hat sich eine rege Zusammenarbeit mit der Pianistin Elisabeth Stäblein-Beinlich entwickelt, die sich insbesondere der Musik von Komponistinnen verschrieben hat. Die Autorin liest auch an Schulen und/oder hält Vorträge zur Frauen- und Sozialgeschichte.
Bücher
Claire – Roman über zwei Frauen in der BRD zwischen 1944 und 2007, Wellhöfer Verlag, Mannheim 2019
Schwalben über dem Fluss – 1848 in Baden, Roman über die badische Revolution in erster Linie aus der Sicht von einer Arbeiterin und einer Fabrikantengattin, Wellhöfer Verlag, Mannheim 2017
Mein Agnes – Die Geschichte der Agnes Dürer, biographischer Roman,Stieglitz Verlag, Mühlacker, 1996, 2. Aufl. 97 (Estnische Ausgabe: Minu Agnes. Naine Albrecht Düreri Korval, Kunst Verlag, Tallin 1999 ( TB: Brunnen, Verlag , 4.Aufl. 2008, TB Wellhöfer: Mannheim 2013, 2.Aufl. 2017)
Olympia Morata – In Heidelberg lockte die Freiheit, TB. Wellhöfer: Mannheim Herbst 2012 (vorher Brunnen)
Ich mache es auf meine Art – Bedeutende Künstlerinnen, zusammen mit Brigitta Neumeister-Taroni, erzählende Kurzbiografien mit über 100 Illustrationen, belser Verlag, 2011. Unter anderem geht es um Rachel Ruysch, Paula Modersohn-Becker, Rosa Bonheur, Käthe Kollwitz
Er, ich und die Kunst – Die Frauen der Künstler, zusammen mit Brigitta Neumeister-Taroni, erzählende Kurzbiografien (z.B. Martha Liebermann, Gala Dalì)
Margarete Steiff – Ich gebe, was ich kann, biografischer Roman, Brunnen Verlag, Gießen, 4.Aufl. 2010 (ebenfalls 2010 japanische Ausgabe)
Olympia Morata. Das Mädchen aus Ferrara, (erste weibliche Hochschullehrerin) biographischer Roman, Brunnen Verlag Gießen, 2004
Propheten im Dunkel – Kunne Brockötter erzählt vom Täuferreich zu Münster, Erzählung, Münster 1984; 2., überarbeitete Fassung 1992 unter dem Titel
Kunne die Magd, Brunnen Verlag Gießen, 2005, holländische Ausgabe 2005
Paracelsus. Verachtet, gefeiert, gejagt, historischer Roman, Stieglitz Verlag, Mühlacker 1992
5 Fragen an … Joachim Zelter
Stellen Sie sich vor, Sie könnten sich selbst beim Schreiben zusehen – wo und wie schreiben Sie?
Ich schreibe in meinem Kopf, in aufzuckenden Gedanken und Ahnungen, und stelle mir vor, wie das Geschriebene, wenn alles gutgeht, irgendwann einmal sein könnte. Oft schreibe ich auf meinem Rennrad. Es ist für mich ein rollender Schreibtisch, unter freiem Himmel, umgeben von vorbeiziehenden Landschaften. An den steilsten Anstiegen (oder Abfahrten) überschlagen sich die Gedanken. Erst ganz zum Schluss sitze ich dann in meiner Wohnung an einem gewöhnlichen Schreibtisch und schreibe das Geschriebene an meinem PC nieder.
Und wie machen Sie Pause?
Es gibt kaum Pausen.
Wie ist es zu Ihrer ersten (größeren literarischen) Veröffentlichung gekommen?
Das waren die „Briefe aus Amerika“, mein erster Roman, für den ich weit und breit keinen Verlag fand, trotz endloser Bemühungen. Mein erster Verleger, Sergiu Stefanescu, hörte von meiner erfolglosen Suche und dachte sich: Ein derart abgelehnter Autor muss entweder außergewöhnlich schlecht oder außergewöhnlich gut schreiben. Nach Lektüre des Manuskripts entschied er sich für die zweite Variante, gründete den Ithaka Verlag (in Stuttgart) und veröffentlichte den Roman. Das war vor mehr als 20 Jahren, im Jahr 1998.
Woran erkennen Sie einen guten Text?
An dem Sog, dem unverwechselbaren Ton, der Wesensart eines Schreibenden – oder besser noch: Sprechenden. Als würde ein Text zu mir sprechen. Peter Weiss nennt es die Glut einer inneren Überzeugung. Ein „guter“ Text will nicht unbedingt „gut“ sein. Im Gegenteil: Er nimmt seine Grenzen und Abgründe in Kauf. In den Worten Heinrich Bölls: „Man hört nicht dadurch, dass man etwas Schlechtes macht, auf, ein Künstler zu sein, sondern in dem Augenblick, in dem man anfängt, alle Risiken zu scheuen.“
Was bestimmt Ihren Alltag – neben dem Schreiben?
Es ist die Einsamkeit des Schreibenden, der selbst dann einsam ist und einsam bleibt, wenn er nicht schreibt.
Joachim Zelter, in Freiburg geboren, studierte und lehrte Literatur in Tübingen und Yale. Seit 1997 ist er freier Schriftsteller. Autor zahlreicher Romane, u.a. »Die Würde des Lügens« (2000), »Schule der Arbeitslosen« (2006) und »Der Ministerpräsident« (2010), der für den Deutschen Buchpreis nominiert wurde. Zuletzt erschien »Im Feld« (2018), das mittlerweile in der dritten Auflage vorliegt. Seine Romane waren mehrfach auf der SWR-Bestenliste und wurden ins Französische, Italienische, Türkische und in andere Sprachen übersetzt. Zahlreiche Preise und Auszeichnungen: u.a. das Landesstipendium Baden-Württemberg, das Esslinger Bahnwärterstipendium, das große Stipendium der Kunststiftung Baden-Württemberg, die Fördergarbe der internationalen Bodenseekonferenz, der Thaddäus-Troll-Preis sowie 2019 der Preis der LiteraTour Nord. Überdies Hörspiele und Theaterstücke, die an deutschen und österreichischen Bühnen gespielt werden.
5 Fragen an … Renate Klöppel
- Stell dir vor, du könntest dir selbst beim Schreiben zusehen – wo und wie schreibst du?
Am Schreibtisch sitzend, nur den Bildschirm vor Augen: So werde ich mich nicht beim Schreiben beobachten. Wann immer es das Wetter zulässt, schreibe ich draußen. Oft sitze ich auf meinem in eine Handtasche passenden Klappstühlchen mit dem Laptop auf den Knien auf einer Wiese am hinteren Schlossberg oder einer Bank auf dem alten Friedhof. Ich liebe die Abwechslung. Alle schönen Orte aufzuzählen, wo ich in Freiburg und Umgebung schon geschrieben habe, würde hier den Rahmen sprengen. Auch im Schwarzwald habe ich Lieblingsorte: das ruhige Ufer des Schluchsees, eine Bank am kleinen Weiher in Hinterzarten oder ein ruhiges Plätzchen am Schauinsland, dort sogar im Schnee, wenn es in der Höhe viel wärmer ist als unten in Freiburg. Es muss auch nicht immer der Laptop dabei sein. Seit rund fünfzehn Jahren begleitet mich mein handtellergroßer PDA, auch Handheld-Computer genannt, auf dem große Teile mehrerer Romane entstanden sind – und auf dem ich jetzt auf einer Streuobstwiese im Markgräfler Land die Fragen beantworte.
Gern schreibe ich auch im Zug – mit Oropax in den Ohren – oder in einem Cafe. Zuhause schätze ich das Wohnzimmer mit Blick nach draußen und nach Einbruch der Dunkelheit mit Sicht auf Bäume vor einer Straßenlaterne.
- Und wie machst du Pause?
Wenn der Schreibfluss stockt, reicht es meist aus, einfach ein Stück weiterzugehen oder mit dem Rad weiterzufahren und eine andere Umgebung, eine andere Aussicht zu suchen. Ich lese und überarbeite meine eigenen Texte gern und ausgiebig, auch diese Tätigkeiten sind Pausen beim für mich anstrengenderen Schreiben von neuen Teilen. Längere Pausen mache ich in der Regel nur, wenn mich Verpflichtungen vom Schreiben abhalten, ansonsten beende ich, wenn es nicht mehr läuft, das Schreiben für diesen Tag ganz und wende mich den Dingen zu, die dringend erledigt werden müssen.
- Wie ist es zu deiner ersten (größeren literarischen) Veröffentlichung gekommen?
Zunächst habe ich vier Sachbücher geschrieben, es hätten auch noch weitere folgen können. Ich fühlte mich aber zunehmend unwohl, weil ich zu den unterschiedlichen Themen für Vorträge und Seminare als Expertin eingeladen wurde. Weiterhin schreiben wollte ich, mich ausgiebig in neue Themen einarbeiten ebenfalls. Beides konnte ich in meinen Romanen verwirklichen. Mein erster Roman war ein Krimi, den ich, obwohl ich noch in Schwenningen wohnte, in Freiburg angesiedelt habe. Dort gibt es die Uni, an der mein Medizinprofessor Alexander Kilian seine Wirkungsstätte hatte. Diese regionale Verortung erwies sich als entscheidender Türöffner, um einen Verlag zu finden. Nachdem mein Manuskript bei den großen Verlagen nicht landen konnte – von meinen Sachbüchern war ich gewohnt, auf Anhieb eine Zusage zu bekommen – hatten gleich drei Freiburger Verlage Interesse daran. Erschienen ist „Der Mäusemörder“ dann im Schillinger Verlag, dem ich treu blieb, bis ich ab dem vierten Krimi zu Piper wechselte.
- Woran erkennst du einen guten literarischen Text?
Das erste Kriterium ist für mich die Sprache. Deswegen reichen mir oft schon zwei drei Sätze, um zu wissen, ob ich ein Buch lesen mag oder nicht. Beschränkt sich die Sprache auf alltägliche Formulierungen oder benutzt sie klischeehafte Beschreibungen, ist der Text für mich uninteressant. Ordinäre Ausdrücke stoßen mich ab, selbst wenn sie im Kontext passend sein mögen. Ein guter Text muss mich mitnehmen, sodass ich das Gefühl habe, mitten im Geschehen zu sein. Ein guter Text bleibt noch in meinem Bewusstsein, wenn ich das Buch zugeschlagen habe.
- Was bestimmt deinen Alltag – neben dem Schreiben?
Ich habe vier Enkelkinder, zwei in Bern, zwei im Kanton Zürich, da kommen fast 20 Wochen im Jahr zusammen, in denen entweder die einen oder die anderen oder alle gleichzeitig Schulferien haben. Kein Wunder, dass die berufstätigen Eltern zur Ferienbetreuung oft auf die Großeltern, das heißt auf meinen Mann und mich, angewiesen sind. Viel Zeit verbringe ich auch am Cembalo, an den meisten Tagen sind das ein bis zwei Stunden oder noch mehr. Dann gibt es noch einen schönen Garten und gemeinsame Unternehmungen mit meinem Mann, und ganz ohne Hausarbeit funktioniert der Alltag auch nicht.
Renate Klöppel ist promovierte Kinderärztin. Nach Jahren der Berufstätigkeit studiertes sie von 1986 bis 1991 an der staatlichen Hochschule für Musik in Trossingen bis zum Abschluss als Diplommusiklehrerin ab. Schon während des Studiums war sie dort von 1987 bis 2007 Dozentin. In dieser Zeit entstanden vier Sachbücher, die in mehrere Sprachen übersetzt wurden.
Seit 1999 widmet sich Renate Klöppel der belletristischen Schriftstellerei. Der erste Roman, Der Mäusemörder, ein im Freiburger Universitätsmilieu spielender Kriminalroman, erschien Januar 2001 im Freiburger Schillinger Verlag. Der erste literarische Roman, Der Pass, ist im Frühjahr 2002 im Rotbuch Verlag Hamburg als Hardcover erschienen und wurde in der Hannoverschen Allgemeinen Zeitung komplett abgedruckt. 2002 folgte ein zweiter Krimi mit denselben Hauptpersonen wie der erste unter dem Titel Die Tote vom Turm. 2005 erschien mit Die Farbe des Todes ist Schwarz ein weiterer Krimi, wieder mit Alexander Kilian in der Hauptrolle. Seit 2009 wird die Reihe im Piper Verlag fortgesetzt. Das erste Buch war Der Kapuzenmann, 2011 folgte Schlangensaat und 2013 Blutroter Himmel. Im Frühjahr 2015 erschien ein weiterer Krimi unter dem Titel Stumme Augen und im Herbst 2015 ein Afrikaroman unter dem Titel Namibia – Namibia, beide im Wellhöfer Verlag. Zwei neue Bücher kamen im Herbst 2018 auf den Markt: Der Roman Ein anders Leben findest du allemal im Wellhöfer Verlag und das Kinderbuch Nico, Emmi und der Wetterfrosch im Mirabilis Verlag.
Renate Klöppel ist im Vorstand vom „Literatur Forum Südwest e.V“, dem Trägerverein des Literaturhauses Freiburg. Außerdem ist sie Mitglied bei den Bücherfrauen, Regionalgruppe Freiburg.
5 Fragen an …
Daniela Engist
1. Stellen Sie sich vor, Sie könnten sich selbst beim Schreiben zusehen – wo und wie schreiben Sie?
Ein bisschen wie die Instagram-Version von Spitzwegs armen Poeten: im Bett mit dem MacBook auf den Knien und zwei dicken Kissen im Rücken. Zum Überarbeiten setzte ich mich dann doch an meinen weißen, sehr aufgeräumten Schreibtisch mit dem großen Monitor. Ich schreibe recht langsam, meist nicht mehr als einen Abschnitt am Tag, dafür sehr regelmäßig und diszipliniert, zwei bis drei Stunden am Vormittag.
2. Und wie machen Sie Pause?
Gar nicht. Meine Pause wird gemacht! Ab 13 Uhr lebe ich den normalen Familienwahnsinn mit zwei Kindern. In unproduktiven Phasen gehe ich gerne mal ein bisschen im Internet spazieren, scrolle mich durch Nachrichtenportale, lasse Überschriften vorbeirauschen… Wörter, Sinnschnipsel, Satzfetzen – manchmal erzeugt das Resonanzen.
3. Wie ist es zu Ihrer ersten (größeren literarischen) Veröffentlichung gekommen?
Mein Ansatz war ziemlich radikal mit zwei Prämissen: Entweder bin ich ganz Schriftstellerin oder gar nicht, und als Form kommt nur der Roman in Frage. Also habe ich eines Tages meinen erfolgreichen, sicheren Managementjob gekündigt und einfach angefangen. Die Reaktionen reichten von blankem Entsetzen bis zu komplizenhaft vorgetragenen Geständnissen: Ungefähr jeder dritte Kollege entpuppte sich als verhinderter Autor mit irgendwelchen Manuskriptideen in der Schublade … Mein Minimalziel war, den Roman tatsächlich fertig zu schreiben. Als es dann so weit war, tat ich genau das, wovon immer abgeraten wird: das Manuskript unaufgefordert an ausgewählte Verlage senden. Am Ende haben sich gleich drei Verleger um mein Buch bemüht. In der Kurzfassung hört sich das so einfach an! Das ganze Auf und Ab kann man in meinem Blog nachvollziehen https://www.daniela-engist.de/blog/.
4. Woran erkennen Sie einen guten Text?
Das kommt ganz auf den Zweck des Textes an. Es gibt Gebrauchstexte, bei denen es schlicht ein paar Grundregeln zu beachten gilt, und schon wird es gut. Handwerkliches Texten eben. Ich habe als Journalistin gearbeitet, als Texterin, als Redenschreiberin – darin kann man besser oder schlechter sein, aber nichts davon ist Hexenwerk. Bei guter Literatur passiert durchaus etwas Magisches. Da entsteht etwas zwischen den Zeilen, irgendwie in den Lücken, hinter dem reinen Material der Sprache. Ein guter literarischer Text hat etwas zu sagen ohne seine Botschaft hinauszuposaunen, er hat Form und er muss klingen, im doppeltem Sinne von Klang haben und etwas zum Klingen bringen. Ich habe eine sehr subjektive Herangehensweise an Texte, fremde und eigene. Zum Glück bin ich keine Kritikerin und Literaturwissenschaftlerin höchstens noch auf der Promotionsurkunde, weil ich neben der Linguistik und Anglistik blöderweise noch ein drittes Fach fürs Rigorosum gebraucht habe.
5. Was bestimmt Ihren Alltag – neben dem Schreiben?
Meine Familie, ein kleiner Rest kompensatorischer Hang zum Luxus aus meinem früheren Leben und das Ausschauhalten nach spannenden Menschen.
Daniela Engist, geboren 1971 im Schwabenland, kam vor fast 30 Jahren nach Freiburg zum Studieren und blieb, wie so viele. Studierte Germanistik, Anglistik und anfangs auch ein bisschen Musikwissenschaft. Behauptete in ihrer linguistischen Doktorarbeit, dass der Dialekt nicht aussterbe – unter gewissen Umständen. Freie Journalistin, PR-Managerin, »Managerseelenstreichlerin«. Nach dreizehn Jahren bei multinationalen Konzernen in der Schweiz tauschte sie Brot gegen Kunst und widmet sich seitdem dem Schreiben. »Kleins Große Sache« ist ihr Debütroman. www.daniela-engist.de ; www.facebook.com/DanielaEngistAutorin
1. Stellen Sie sich vor, Sie könnten sich selbst beim Schreiben zusehen – wo und wie schreiben Sie?
Ich schreibe leidenschaftlich. Schreibe überall. Von Hand. Old School. Je literarischer die Texte, desto mehr. Zuhause mit Füller, unterwegs – zugegeben – mit einem profanen Kuli. Selten mit Bleistift, sehr selten, ist mir irgendwie zu unverbindlich. Und wenn denn doch, dann 3B-Härtegrad. Oder Weichegrad, besser gesagt. Andre Bleistifte, finde ich, kratzen. Würde in Sachen Krätze zwar passen, aber grundsätzlich finde ich, Schreiben muss fließen. Gut, wenn’s gut flutscht. Weich wie Butter. Echter Warmduscher eben. Deshalb auch Kulis mit möglichst breiter Kugel, Füller mit weicher Feder. Abgesehn vom guten alten Kolbenfüller (Marke egal) am liebsten diese Billigkulis, ex und hopp, transparent und (wegen der Plastikverschwendung natürlich) political un-correct, mit farbigem Spitzhut einerseits und gleichfarbigem Stopfen andererseits. Gibt nichts Schöneres, als auf dem Balkon zu sitzen oder auf einem s-pitzen S-teine an murmelndem Bächelein oder vis-à-vis einer hundebepinkelten Fabrikmauer und zuzusehn, wie der Tintenspiegel in seinem Röhrchen sinkt. Und sinkt. Wie die Tinte aufs Papier fließt.
Schön wär’s. Ist es auch meistens. Logo, nicht immer. Gibt Situationen, Szenen, Kapitel, wo’s sprudelt, wo ich nicht so schnell schreiben kann, wie’s mir in den Sinn kommt und aus dem Kopf fällt. Gibt aber natürlich auch Phasen, wo’s klemmt, wo’s zäh ist. Hinlänglich bekannt, hinlänglich beklagt, hinlänglich belamentiert. Burn-Out, leergeschrieben: klappern mit den Problemen des Handwerks.
Mich interessieren – naturgemäß – eher die Arien, wo’s so richtig läuft, geschmeidig und locker vom Balkonhocker. Die Tinte, die Spannung, die Stimmung, die Dialoge. Wenn ich mich da richtig beobachte, sind die Passagen, wo besagter Tintenspiegel besonders wacker fällt, vor allem solche, wo’s um Demütigungen geht. Die Bustier-Szene mit Senator Nabokov in „Lolitas später Rache“, der Biertischtanz der kleinen Ursula in „Michel B.“, das Anbiedern der schottischen Lady Jane Blankfield beim „Messerwetzen im Team Shakespeare“. Ich glaub, in jedem meiner Bücher gibt’s solche Passagen. Die schreiben sich weg wie warme Semmeln.
2. Und wie machen Sie Pause?
Wenn ich ehrlich bin: viel zu selten. Am ehesten, wenn ich mit den Kinder schwimmen gehe. Oder wenn ich bei einem Fußballspiel in der Glotze einpenne. Selten, viel zu selten Kino, Radiohören, Theater. Vor ein paar Jahren, als ich noch in meiner Land-WG am Südrand des Ruhrgebiets lebte, waren es die Esel, Ziegen, Hühner, die mich rausrissen und zurückholten auf den Boden der Tastsachen. Aber jetzt in meiner Freiburger Wirklichkeit gebührt dieser Dank vor allem meiner großen Tochter und den beiden kleineren.
3. Wie ist es zu Ihrer ersten (größeren literarischen) Veröffentlichung gekommen?
Die erste fette Radiosendung hab ich einem Klassenkameraden meines Vaters zu verdanken, Ernst Mömkes. Vor dem Mann ziehe ich echt den Hut. Eingefleischt konservativ, aber immer offen. Ließ problemlos auch andere Meinungen gelten. Hat als WDR-Hörspiel-Dramaturg und -Redakteur nie inhaltlich oder ideologisch in meinen Texten rumgefuhrwerkt. Ließ mich machen mit meinen kruden bis bekloppten Ideen im Kopf. Und gab mir eben meine erste Chance, als er sagte, er habe hier einen dicken Stapel Material für ein Ortsporträt des Städtchens Rheinberg am Niederrhein, aber keinen Autor. Ob ich Lust hätte, ein zweistündiges Zwischending aus Radiofeature und Hörspiel über dieses verschlafene Nest zu fabrizieren. Ich hatte. Und hatte, schwupps, den Fuß zwischen der Tür.
4. Woran erkennen Sie einen guten Text?
Daran, dass er mich – im Wortsinn – anspricht. Ich lasse mich für mein Leben gern überraschen. Nichts Schöneres, als nach dem letzten Satz eines Textes vor mich hin zu murmeln: Das hätt ich jetzt nicht gedacht.
5. Was bestimmt Ihren Alltag – neben dem Schreiben?
Das Family-Life, das ich in vollen, in vollsten Zügen genieße.
Ulrich Land wurde 1956 in Köln geboren. Freier Autor seit 1987. Er lebt und schreibt in Freiburg.
Romane: „Der Letzte macht das Licht aus“ (Münster, 2008), „Einstürzende Gedankengänge“ (2010), „Und die Titanic fährt doch“ (2011), „Krupps Katastrophe“ (2013), „Messerwetzen im Team Shakespeare“ (2014), „Lolitas späte Rache“ (Münster, 2016), „Michel B. verzettelt sich“ (Hillesheim, 2016).
Darüber hinaus Lyrik, Prosa, Essays, über 40 Hörspiele und fast 100 Radiofeatures. Herausgeber von Anthologien und von Literaturzeitschriften.
Dozent für „creative writing“ u. a. an der Uni Witten/Herdecke.
Mehrere Auszeichnungen: u.a. Kölner Medienpreis, Ruhrgebietsjournalistenpreis; mehrfach Hörspiel-Stipendien der Filmstiftung NRW und des nordrhein-westfälischen Kulturministeriums
Auf der Website http://kraetze-krimi.de kann man online meinen nächsten Roman – KRÄTZE, einen Krimi als Familiendrama zwischen Finnland und deutschen Landen – als Work in Progress begutachten. Kann also einen Blick durch den Türspalt der Romanwerkstatt werfen und Episode für Episode – wie in früheren Zeiten einen Fortsetzungsroman in der Tageszeitung – lesen bzw. runterladen. Und am Ende wird es denn doch auch ein Buch in gedruckter Form geben.
Dabei geht es um einen gewissen Felix, Spross aus reichem Fabrikantenhause, der sich in ein einsames finnisches Blockhaus zurückzieht. Kaum dort angekommen, muss er aber feststellen, dass er via Interpol als Entführer seines Großonkels gesucht wird. Alles Unsinn, da ist er sich vollkommen sicher – bis plötzlich besagter Großonkel vor ihm steht …
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Iris Wolff
1. Stellen Sie sich vor, Sie könnten sich selbst beim Schreiben zusehen – wo und wie schreiben Sie?
Ich stehe um acht Uhr auf, koche Tee und fahre den Rechner hoch. Ich brauche die Leere am Morgen, das Unbestimmte, noch in keine Richtung gedrängte Gefühl, einen unbeschriebenen Tag. Ich versuche an einer guten Stelle aufzuhören, so dass ich tags darauf nicht vor einem unlösbaren Knoten sitze, sondern leicht wieder ins Schreiben hinein komme. Meist schreibe ich vier Stunden am Tag und das natürlich nur an freien Tagen. Aber auch wenn es nur eine Stunde ist, so brauche ich das Gefühl von Kontinuität.
2. Und wie machen Sie Pause?
Wenn ich merke, dass der Fortgang der Handlung stockt, überarbeite ich bereits geschriebene Stellen. Versuche, einer Szene mehr Details, mehr Tiefe, mehr Atmosphäre zu geben, suche nach passenderen Wörtern, einem bestimmten Klang. Und wenn ich partout merke, dass die Arbeit auch hier nicht voran geht, widme ich mich der Recherche. – Pausen an sich, versuche ich zu vermeiden. Wenn ich anfange, mich etwas anderem zu widmen, komme ich meist nicht mehr in den Schreibprozess hinein. Überall lauern Dinge, die getan werden müssen und einem einreden, dass es Schöneres und Dringlicheres gibt, als geduldig am Schreibtisch zu sitzen
3. Wie ist es zu Ihrer ersten (größeren literarischen) Veröffentlichung gekommen?
An meinem ersten Roman habe ich fünf Jahre geschrieben. Nach dem Zusenden einer Leseprobe und einem Exposé sowie einer erneuten Überarbeitung (vor allem Kürzung!), die ein weiteres Jahr in Anspruch genommen hat, hat der Otto Müller Verlag in Salzburg „Halber Stein“ 2012 veröffentlicht.
4. Woran erkennen Sie einen guten Text?
Ich gehöre zu den Autorinnen, die sich vorher keinen Plan für einen Text machen. Jede Geschichte fängt mit einem Bild an und der Entscheidung, es festzuhalten. Ich schreibe chronologisch, gehe jedoch immer wieder zurück zu einzelnen Szenen, die Figuren erhalten so nach und nach ihre Tiefe. Es ist, als lerne ich sie im Laufe des Schreibens kennen. Wenn mich meine Figuren überraschen, wenn sie irgendwann ihre Geschichte mitbestimmen, dann ist es ein guter Text.
5. Was bestimmt Ihren Alltag – neben dem Schreiben?
Der Wunsch, möglichst viele Erfahrungen zu machen, etwas von der Welt zu sehen, mit Menschen in Kontakt zu sein – als natürliche Gegenbewegung zur Arbeit an der Plausibilität einer erfundenen Welt.
Iris Wolff, geboren 1977 in Hermannstadt/Siebenbürgen. Studium der Germanistik, Religionswissenschaft und Grafik & Malerei in Marburg an der Lahn. Langjährige Mitarbeiterin des Deutschen Literaturarchivs Marbach, 2013 Stipendiatin der Kunststiftung Baden-Württemberg. Neben dem Schreiben ist sie am Kulturamt der Stadt Freiburg im Breisgau tätig. Ihr erster Roman Halber Stein erhielt den Ernst-Habermann-Preis 2014. Im Frühjahr ist ihr drittes Buch „So tun, als ob es regnet – Roman in vier Erzählungen“ im Otto Müller Verlag erschienen.
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Stéphanie Heib
1. Stellen Sie sich vor, Sie könnten sich selbst beim Schreiben zusehen – wo und wie schreiben Sie?
Ich habe ein Notizbuch, in das ich alles eintrage. Einfälle, Zitate, Alltagsereignisse, Reflexionen. Ich schreibe ausschließlich Gedichte. Die Texte, die zu einem Gedicht werden, sind oft über mehrere Seiten hinweg immer wieder festgehaltene Neuansätze mit Streichungen und Ergänzungen, so dass sich mit der Zeit der Text herauskristallisiert, der Bestand hat. Auf diese Weise lässt sich auch der Erprobungsprozess zurückverfolgen, der mit der Löschtaste am Computer einfach wieder verschwinden würde. Erst den Text, der einer Endfassung am nächsten kommt, gebe ich in den Computer ein. Die meiste Schreibzeit verbringe ich also nicht am Schreibtisch, sondern an allen möglichen Orten.
2. Und wie machen Sie Pause?
Schreibpausen sind mit mehr oder weniger verordnet durch einen sehr ausgefüllten Alltag mit Kindern und einem Brotberuf. Aber oft empfinde ich das Schreiben selbst als Pause.
3. Wie ist es zu Ihrer ersten (größeren literarischen) Veröffentlichung gekommen?
Die erste Veröffentlichung von Lyrik nimmt in der Regel ihren Weg über Zeitschriften. Das Anwachsen der eigenen Bibliografie gleicht einem Schneeballeffekt, wobei der „Nachweis“ vorangegangener Veröffentlichungen als Visitenkarte für nächste mögliche Herausgeber dient. So war es auch bei mir.
4. Woran erkennen Sie einen guten Text?
Das ist zunächst eine emotionale Reaktion, die sich etwas allgemein als ästhetischer Begeisterungszustand formulieren ließe. Wenn ich diesen empfinde, kann ich für jeden Text versuchen herauszufinden, worauf er beruht – ist es ein Rhythmus, ein überraschendes Bild, die authentische Sprache, eine ironische Haltung…? Da beginnt Analyse.
5. Was bestimmt Ihren Alltag – neben dem Schreiben?
Siehe dazu, was ich auf die zweite Frage geantwortet habe. Leben und Schreiben gehören unbedingt zusammen. Hier eine Balance zu finden, dürfte für die meisten Schreibenden eine Herausforderung darstellen.
Stéphanie Heib ist Lehrerin für Musik und Deutsch und lebt seit 2004 in Waldkirch. 2007 erhielt sie den Sonderpreis Lyrik beim Nordhessischen Autorenpreis, 2009 kamen ihre Gedichte in die engere Auswahl beim lauter-niemand-Preis für politische Lyrik. Außerdem wurden Gedichte von ihr in namhaften Literaturzeitschriften und Anthologien veröffentlicht (z. B. Dulzinea, Torso) und zweimal im Jahrbuch der Lyrik, zuletzt 2013. Sie wird im Portal fixpoetry.de geführt unter https://www.fixpoetry.com/autoren/literatur/feuilleton/stephanie-heib
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Volkmar Braunbehrens
Stellen Sie sich vor, Sie könnten sich selbst beim Schreiben zusehen – wo und wie schreiben Sie?
Entwurfsskizzen mit der Hand auf losen Zetteln, dann aber mit dem Laptop an meiner mit Papierstapeln und Kram überhäuften Tischplatte, die für Andere chaotisch aussieht, für mich aber wohlgeordnet ist. Ein großer Teil der Schreibarbeit ist Recherche – auch Fiktion braucht sorgfältige Ermittlungen, um geschriebene Wirklichkeit zu werden. Deshalb ist mein kleines Arbeitszimmer voller Bücher aus sehr unterschiedlichen Fachgebieten. Selbst beim endgültigen Ausformulieren eines Textes (aber es folgen immer noch weitere Korrekturen) müssen immer wieder Details geklärt werden – und sei es nur für ein zutreffendes Adjektiv.
Und wie machen Sie Pause?
Eigentlich ungern, wenn ich mittendrin bin. Dann kommt es vor, dass ich sogar vergesse, etwas zu trinken. Meist kommen Pausen zu Stande, wenn ich gestört werde, – und sei es am Telefon.
Wie ist es zu Ihrer ersten (größeren literarischen) Veröffentlichung gekommen?
Geschrieben habe ich schon immer, vor allem kulturhistorische Arbeiten, darunter auch größere Biographien wie ‚Mozart in Wien‘, – aber auch literarische Erzählungen und ähnliches in Zeitschriften. Das erste literarische Buch war ‚Lorettoberg‘, ein Roman über einen Freiburger Kriminalbeamten und seine Arbeit an einem spektakulären Fall.
Woran erkennen Sie einen guten Text?
An der gedanklichen, sprachlichen und formalen Sorgfalt und Hintergründigkeit.
Was bestimmt Ihren Alltag – neben dem Schreiben?
Ich lese sehr viel – aktuelles, literarisches, kulturhistorisches zu vielen Gebieten. Da gibt eins das andere und vernetzt sich auf überraschende Weise und führt zu weiteren Recherchen. Aber ich koche auch gerne. Und in Freiburg mache ich alles zu Fuß – schon wegen der nötigen Bewegung, – fast täglich auf den Markt, auch um den Lorettoberg herum, oft in die Bibliotheken oder zu Veranstaltungen.
Volkmar Braunbehrens wurde 1941 in Freiburg/Br. geboren. Studium der Germanistik, Kunst- und Musikgeschichte in München, Heidelberg und Berlin (FU). Wissenschaftl. Assistent an der FU Berlin, Lehrstuhlvertretung an der Univ. Osnabrück, seit 1981 Privatdozent. In Berlin Gründer und Leiter der Galerie am Savignyplatz, Mitherausgeber und Redakteur der „Berliner Hefte, Zeitschrift für Kultur und Politik“, danach im Redaktionsbeirat der „Vorgänge. Zeitschrift für Bürgerrechte und Gesellschaftspolitik“, zwischenzeitlich Tätigkeit in einem Theaterverlag. Seit 1981 als Publizist und Schriftsteller in Freiburg. Bekannt geworden vor allem mit zahlreichen biographischen Arbeiten („Mozart in Wien“, „Salieri – Ein Musiker im Schatten Mozarts“- beide auch in viele andere Sprachen übersetzt) sowie Aufsätzen und Rundfunkbeiträgen zur Goethezeit und zur Musikgeschichte am Ende des 18. Jahrhunderts. Daneben gab es schon immer ein Interesse an literarischer Gestaltung, das in kleineren und größeren Erzählungen sich niederschlug, die zum Teil in Zeitschriften veröffentlicht wurden.
Mit der Figur des einzelgängerischen Kriminalhauptkommissars Grabowski und seiner Freundin Elfi hat sich Braunbehrens ein Personal geschaffen, das sich in sehr unterschiedlichen Szenarios bewährt. Das Genre des Kriminalromans ist offen für vielfältige thematische Hintergründe, skurrile, abseitige, unwahrscheinliche Handlungsabläufe, auch weit ausgreifende Schauplätze und ein äußerst buntes Völkchen an Darstellern. Es ist ein Romangerüst, in dem alles möglich ist, – sofern nur die Spannung nicht vernachlässigt wird. Für Autoren wie für Leser höchst attraktiv.
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Thomas Erle
Stellen Sie sich vor, Sie könnten sich selbst beim Schreiben zusehen – wo und wie schreiben Sie?
Immer am Morgen. Bei schönem Wetter auf dem Balkon im Liegestuhl, bei weniger schönem Wetter im Ohrensessel. Ich brauche es gemütlich. Dazu gehört, dass die Erstfassung immer mit der Hand geschrieben wird: Kugelschreiber, Spiralblock 80 Blatt, kariert. Elektronik, Plastik und Tastengeklapper lenken mich ab und stören Spontaneität und Kreativität. Der Zeitaufwand ist gar nicht so viel größer als es scheint. Das Eintragen ins Schreibprogramm nutze ich für ein erstes Redigieren.
Und wie machen Sie Pause?
Kaffee machen und trinken, eine Kleinigkeit essen, Zeitung lesen, ein paar Griffe auf der Gitarre. Pausen sind immer kurz. Bei mehr als 30 Minuten falle ich heraus. Dann geht es erst am nächsten Tag weiter.
Wie ist es zu Ihrer ersten (größeren literarischen) Veröffentlichung gekommen?
Seit ich mich erinnern kann, habe ich geschrieben, immer aus Spaß. Tagebücher, Gedichte, Reiseberichte. Später Kurzgeschichten und zwei Romane. Auch ‚Teufelskanzel‘, mein erstes Buch, hatte ich zunächst nur für mich selbst geschrieben. Der Wunsch für eine Veröffentlichung kam eher aus Neugier. Ich wollte wissen, was professionelle Büchermenschen von meiner Arbeit halten. Innerhalb von drei Wochen hatte ich drei Verlage, die das Manuskript sehen wollten.
Woran erkennen Sie einen guten Text?
Er ist gut und flüssig zu lesen. Schöne, abwechslungsreiche Worte und Formulierungen. Sauberer Stil und Grammatik. Keine Effekthascherei. Keine Klischees. Keine Partizipien. Und das Wichtigste: eine gute Geschichte, die mich neugierig macht.
Was bestimmt Ihren Alltag – neben dem Schreiben?
Gutes Essen und Trinken, lesen, bummeln, Kunstausstellungen besuchen, Musik hören und machen, Treffen mit Freunden. Mit der Vespa in den Schwarzwald oder zum Kaiserstuhl. Recherchieren. Mich öffnen für Ideen.
Thomas Erle ist gebürtiger Nordbadener. In den 70er Jahren studierte er Mathematik und Sport in Heidelberg. Während dieser Zeit zog es ihn wiederholt auf eigene Faust in die Welt, u.a. nach Süd- und Ostasien, Nord- und Lateinamerika, stets geleitet von seinem tiefen Interesse für Ethnologie, Geschichte, Kunst und Musik fremder Völker und Kulturen. Danach war er 30 Jahre lang pädagogisch tätig, zuletzt als Lehrer an der ersten deutschen integrativen Waldorfschule in Emmendingen bei Freiburg.
Als Autor veröffentlichte Thomas Erle zunächst zahlreiche Kurzgeschichten. 2010 gehörte er zu den Siegern beim ersten Freiburger Krimipreis. 2011 wurde ‚Der Zauberlehrling‘ für den renommierten Agatha-Christie-Preis nominiert.
Mit seinem 2013 veröffentlichten Debütroman ‚Teufelskanzel‘ um den Privatermittler Lothar Kaltenbach gelang ihm auf Anhieb ein Überraschungserfolg. Inzwischen sind mit ‚Blutkapelle‘ (2014) und ‚Höllsteig‘ (2015) zwei weitere Bände erschienen. Mit dem Buch ‚Freiburg und die Regio für Kenner‘ legte er einen Reiseführer der besonderen Art vor. In seiner aktuellen Veröffentlichung ‚Wer mordet schon in Freiburg?‘ (2016) vereint Thomas Erle 11 eigens für dieses Buch geschriebene Krimis und 125 Ausflugstipps.
Thomas Erle ist Mitglied im Syndikat, der Vereinigung deutschsprachiger Kriminalschriftsteller. Er lebt seit 20 Jahren in Emmendingen bei Freiburg.
www.thomas-erle.de
https://de.wikipedia.org/wiki/Thomas_Erle
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François Loeb
Stellen Sie sich vor, Sie könnten sich selbst beim Schreiben zusehen – wo und wie schreiben Sie?
Mehrheitlich in der Bahn in einem 2.Klasse Wagen sitzend. Meine Gedankennetze auswerfend, als sei ich Berufsfischer. Diese dann an meinen Platz ziehend, die eingefangenen Gedanken meiner Mitmenschen pflückend und direkt in mein iPhone verarbeitend. Sie glauben mir nicht? Nun wenn Menschen aussteigen nehmen Sie die Gedanken wieder mit und mein Schreiben stockt …
Und wie machen Sie Pause?
In der Natur. Beim Wandern in der herrlichen Schwarzwald- und Rhein-Gegend! Unter einem Baum auf der Wiese sitzend und einfach entspannt den Schmetterlingen und Bienen nachschauend.
Wie ist es zu Ihrer ersten (größeren literarischen) Veröffentlichung gekommen?
Als ich beruflich unter großem Druck stand benötigte ich wie ein Dampfkochtopf ein Ventil um Dampf abzulassen! So schrieb ich Fast Read Romane (meine Form der Kürzestgeschichten) und sandte dann einige an die Neue Zürcher Zeitung nach Zürich, die diese sofort annahmen, obwohl ich unter dem Pseudonym B. A.Nauser schrieb und sie Redaktion mich nicht kannte. Mit diesen hat dann der Benteli Verlag mein erstes Buch WEGWERFWELTEN herausgegeben.
Woran erkennen Sie einen guten Text?
Er packt mich und öffnet mir einen kleinen Spalt in die 4.Dimension
Was bestimmt Ihren Alltag – neben dem Schreiben?
Die Natur. Die Familie. Die Gedanken frei fliegen lassen. Doch wenn ich nicht schreibe, werde ich unleidlich und das will ich meiner Umgebung nicht antun!
François Loeb, 1940 in Bern geboren und aufgewachsen, hat an der Universität St. Gallen studiert und leitete von 1975 bis 2004 das von seinem Urgroßvater gegründete Traditionskaufhaus LOEB in Bern. Neben seiner Wirtschaftstätigkeit vertrat Loeb von 1987 bis 1999 als einer von 27 Nationalräten den Berner Wahlkreis im Schweizerischen Nationalrat. Seit seinem Rücktritt aus dem Berufsleben 2004 wurde seine Leidenschaft fürs Schreiben zu seiner zweiten Berufung. Den entscheidenden Anstoß für sein literarisches Schaffen gab ein anderer Schweizer Schriftsteller! Bei einem Mittagessen saßen sich Loeb und Friedrich Dürrenmatt zu zweit an einem Tisch gegenüber und beide wechselten während 90 Minuten kein Wort miteinander, blickten sich nur an. Zum Schluss sagte Dürrenmatt endlich: „Sie können aber schweigen!“ Die beiden freundeten sich auf Grund dieser Episode an und Dürrenmatt ermunterte den Jüngeren, seine Gedanken zu Papier zu bringen. Jetzt kommt er nicht mehr davon los!
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Sascha Berst-Frediani
- Stell dir vor, du könntest dir selbst beim Schreiben zusehen – wo und wie schreibst du?
Die Orte wechseln, nur das Schreibwerkzeug bleibt sich immer gleich. Wenn ich schreibe, sitze ich immer an meinem Laptop, der kann aber stehen wo er will: in meinem kleinen Arbeitszimmer mit Blick auf den Lorettoberg, auf einer Terrasse in Griechenland oder in einem ICE.
- Und wie machst du Pause?
Ähh …ich bin erschöpft und mache den Deckel zu.
- Wie ist es zu deiner ersten (größeren literarischen) Veröffentlichung gekommen?
Das war beinahe dramatisch. Ich hatte schon sehr früh den Ehrgeiz, literarisch zu schreiben und zu veröffentlichen. Nur kam ich neben meinem Jurastudium, der Gründung einer Familie und dem Aufbau meiner Anwaltskanzlei nicht dazu. Die Erkenntnis, der Literatur als meiner großen Leidenschaft untreu zu werden, traf mich kurz vor meinem 40. Geburtstag so hart, dass ich darüber krank wurde. Im Krankenhaus hatte ich dann die Idee zu meinem ersten großen und dann auch veröffentlichten Roman „Mord im Garten des Sokrates“.
- Woran erkennst du einen guten Text?
An einer dichten, intensiven Sprache und innerer Wahrhaftigkeit. Ein guter Text ist nicht irgendwie und ungefähr, er ist präzise, ohne holzschnittartig zu sein, nuanciert, ohne unklar zu werden. Er hat einen eigenen Standpunkt und eigene Gedanken, die er klar und angemessen ausdrückt. Er vermeidet Klischees, er hinterfragt sie, er bedient sie nicht.
- Was bestimmt deinen Alltag – neben dem Schreiben?
Meine Arbeit als Anwalt und meine Lieben.
Sascha Berst-Frediani, Jahrgang 1964, Schulbildung in Deutschland und Italien, Studium der Germanistik und Rechtswissenschaften in Freiburg und Paris, ist in Freiburg als Rechtsanwalt tätig. Bereits sein erster Roman „Mord im Garten des Sokrates“ wurde international publiziert.
Mit der in der Anthologie „Breisgauner“ veröffentlichten Kurzgeschichte „Ein Mord in der Casa“ gewann er 2013 den Freiburger Krimipreis. Der viel beachtete Justizthriller „Fehlurteil“ bildete 2014 sein Debüt im Gmeiner-Verlag und erschien unter dem Titel „Error Judicial“ im April 2015 in Spanien und Lateinamerika. Für dieses Buch wurde er im gleichen Jahr mit dem Krimipreis der Stadt Herzogenrath, der „Herzogenrather Handschelle“, ausgezeichnet.
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Werner Weimar-Mazur
1. Stellen Sie sich vor, Sie könnten sich selbst beim Schreiben zusehen – wo und wie schreiben Sie?
Da ich, beruflich bedingt (ich arbeite in einem Fulltimejob zzgl. täglich zwei Stunden Fahrtzeit als beratender Ingenieurgeologe an einem Ingenieurbüro, wo ich mich hauptsächlich mit Baugrunduntersuchungen beschäftige und geotechnische Berichte und Stellungnahmen schreibe, was ich auch gerne mache), sehr wenig Zeit zum Schreiben habe, sitze ich oftmals abends, kurz vor dem Zubettgehen, am Wohnzimmertisch, in der stillen Stunde, und schreibe literarisch auf, was mir tagsüber oder nachts zwischendurch eingefallen oder durch den Kopf gegangen ist. Es sind meist ganze Gedichte oder Bruchstücke von Gedichten, die ich vorher schon im Kopf, nach und nach, sprachlich vorformuliert habe.
2. Und wie machen Sie Pause?
Ganz unspektakulär! Werktags mittags bei der Arbeit am Schreibtisch oder mit Kollegen in einem Döner-Restaurant. An den Wochenenden mit meiner Frau nachmittags beim Teetrinken (im Winter) oder auf dem Balkon (im Sommer).
3. Wie ist es zu Ihrer ersten (größeren literarischen) Veröffentlichung gekommen?
Ich schreibe seit ich 14 bin, hauptsächlich Gedichte, und in den verschiedenen Lebensabschnitten mit unterschiedlichen Intensitäten, zeitweise fast gar nicht, aber trotzdem immer. Und bis 1995 quasi für die Schublade, ein Sammelsurium aus vielen Zetteln und Heften. Natürlich mit dem heimlichen Hintergedanken (Wunsch oder Traum), einmal zu veröffentlichen. 1995 dachte ich dann, ich könnte meine Schublade öffnen, die Gedichte sichten und zwischen zwei Buchdeckel klemmen. Detto fatto! Heraus kam mein erster Gedichtband unter dem Titel „Tauch ein – Gedichte 1970 bis 1994“, erschienen im Waldkircher Verlag, den es inzwischen nicht mehr gibt (lag aber wohl nicht an meinem Buch?!). Ein Buch, das ich aus heutiger Sicht und mit meinem heutigen Anspruch an Gedichte, lieber verstecke, als es vorzuzeigen. Aber, das ist wichtig, es war ein Anfang, insbesondere auch öffentliche Lesungen, die ich damit machte, spornten mich an. Plötzlich war ich „Dichter“ und hatte eine Öffentlichkeit (Zuhörer, Leser, die das Büchlein kauften, und mir Rückmeldungen gaben). Ab 1995 folgten nach und nach, und jedes Jahr immer mehr, einzelne Veröffentlichungen in Zeitschriften und Anthologien. Ich beschäftigte mich wieder intensiver mit Literatur und Dichtung, neben meinem Beruf als Geologe. Der absolute Push kam dann im Januar 2011, als ich ein „Konvolut“ von Gedichten, die Vorstufe eines späteren Manuskriptes, das 2012 in meinen zweiten Gedichtband „hautsterben“ (erschienen bei Edition Art Science, Wien und St. Wolfgang) mündete, als ich also „mein“ Konvolut keinem geringeren als Christoph Meckel zukommen lassen durfte, und dieser es sogar las, und darüber hinaus, mehr noch, sogar etwas „Schönes“ dazu sagte, das mir Mut machte und neuen Ansporn gab. Meckel sagte damals: „Sie sollten Ihre Verse näher an sich heranlassen und nicht von Hobby sprechen.“ Das war für mich eine neue Initialzündung, und ich wusste, ich bin Dichter und MUSS schreiben. Seitdem arbeitete ich fast meine ganze, wenige Freizeit an meinen Gedichten, ließ die Prosaversuche (ein paar abgebrochene Romananfänge von jeweils 30 Seiten) liegen und ackerte jetzt richtig, besonders an meinem letzten Gedichtband „herzecho – lyrische sonogramme“, der gerade eben erst, genauer gesagt, am 16. Dezember 2016 im Verlag Rote Zahlen, Buxtehude, erschienen ist. Lektorisch begleitet wurde das „herzecho“ von meinem Kollegen und „Freund“, Holger Benkel, Schönebeck / Elbe. Ein gutes Lektorat, auch bei Gedichten, ist eine wichtige Sache. Ich gehe die Literatur jetzt fast „(halb)professionell“ an. Und, sie macht immer noch, oder immer mehr Spaß!
4. Woran erkennen Sie einen guten Text?
An der Sprache.
5. Was bestimmt Ihren Alltag – neben dem Schreiben?
Oh, das habe ich unter Punkt 1 schon verraten. Zumindest, was den Beruf anbelangt, der den Hauptteil meiner Zeit einnimmt. Nebenbei jogge ich im Sommerhalbjahr ein bisschen (meist nur am Wochenende) in und um Waldkirch, wo ich seit 2000 lebe. Und meine Frau natürlich! Und faulenzen oder ein bisschen lesen, auch Fernsehgucken, in Internetforen und literarisch im Netz surfen und und und, was viele andere auch tun. Und immer wieder schreiben, auch neben dem Schreiben. In letzter Zeit versuche ich mich mal wieder an Prosa …
„Naziwam się Weimar-Mazur Werner, jestem geologiem, mieszkam we Waldkirch, mam 61 lat, jestem żonaty, nie mam dzieci … Proszę, trzy znaczki na widokówki do niemiec … Ich hätte nicht aufhören sollen, Polnisch zu lernen und Wodka zu trinken.“
Werner Weimar-Mazur wurde 1955 in Weimar geboren. Im Alter von einem Jahr kam er nach Karlsruhe, wo er aufwuchs und Geologie studierte. Er arbeitet heute als beratender Ingenieurgeologe. Seit 1992 lebt er im Raum Freiburg im Breisgau, mit Unterbrechung von 2008 bis 2010 in Lörrach. 1979 und 1980 war er zu mehrmonatigen Studienaufenthalten in den Hohen Tauern in Großkirchheim, Kärnten / Österreich. Von 1989 bis 1992 lebte und arbeitete Werner Weimar-Mazur in Bern / Schweiz, von 2007 bis 2010 arbeitete er in Reinach BL / Schweiz.
Werner Weimar-Mazur schreibt Gedichte und Prosa. 2003 nahm er am Autorentreffen / Preis „Irseer Pegasus“ (Endrunde) mit einem Prosatext teil. 2012 wurde er Preisträger des Hildesheimer Lyrik-Wettbewerbs, 2013 Preisträger des Athmer-Lyrikpreises und war Teilnehmer der ersten Lesung des Lyrikpreises München 2013. Derzeit arbeitet er an einem Roman. Werner Weimar-Mazur ist Mitglied im Literaturforum Südwest e.V., Freiburg (Literaturbüro Freiburg), in der Literarischen Gesellschaft Thüringen e.V., Weimar, in der Literarischen Gesellschaft / Scheffelbund Karlsruhe e.V. und bei keinVerlag e.V. sowie Autor bei fixpoetry.com, literaturport.de, lyrikwelt.de und im Forum-der-13.de.
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Manuela Fuelle
- Stellen Sie sich vor, Sie könnten sich selbst beim Schreiben zusehen – wo und wie schreiben Sie?
Ich schreibe in meinem Arbeitszimmer, umgeben von Büchern. Dort sitze ich an einem alten Schreibtisch, der mich schon Jahrzehnte begleitet, der viele Umzüge überstanden hat und der immer am Fenster steht. Ab und an löst sich mein Blick vom Bildschirm und wandert über die hohe Tanne im Hof. Es ist still, und ich habe an diesem Tag keine Vormittagstermine; es herrschen ideale Schreibbedingungen.
- Und wie machen Sie Pause?
Der Gang in die Küche, um den nächsten Kaffee zu holen, genügt.
- Wie ist es zu Ihrer ersten (größeren literarischen) Veröffentlichung gekommen?
Nach den Vermittlungsversuchen einer Literaturagentur, schrieb ich selbst mittelgroße und kleinere Verlage an. Einige forderten das gesamte Manuskript an. Zeit verging. Schließlich rief mich der Verleger Hubert Klöpfer an und fragte, ob das Manuskript noch zu haben sei. Dann ging alles sehr schnell.
- Woran erkennen Sie einen guten Text?
An dem, was ich Wirklichkeitsgehalt nenne. Ein guter Text rekonstruiert Wirklichkeit (ob der Realität, dem Traum oder der Phantasie entnommen, ist dabei zweitrangig). Im besten Fall entsteht dann eine neue oder besser eigene Wirklichkeit, und wir sprechen von Literatur.
- Was bestimmt Ihren Alltag – neben dem Schreiben?
Die Familie, Treffen mit Freunden und die Begegnungen mit Menschen, für die ich tätig bin.
Manuela Fuelle (*1963-Berlin) studierte Evangelische Theologie in Greifswald und Berlin, später schloss sie ein Studium des Literarischen Schreibens an der Universität Tübingen an. Es folgten zahlreiche literarische Veröffentlichungen in Zeitschriften und Anthologien. 2007 erhielt sie das Alfred-Döblin-Stipendium der Akademie der Künste Berlin, 2008 ein Arbeitsstipendium des Förderkreises deutscher Schriftsteller in Baden-Württemberg, 2012 das Literaturstipendium des Landes Baden-Württemberg. 2011 erschien der Roman Fenster auf, Fenster zu im Klöpfer& Meyer Verlag, 2016 folgte Luftbad Oberspree im Derk Janßen Verlag.
www.manuelafuelle.com
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Andreas Venzke
- Stellen Sie sich vor, Sie könnten sich selbst beim Schreiben zusehen – wo und wie schreiben Sie? Ich sitze wieder nicht am Meer in der Karibik, zwischen Palmen im Schatten einer strohgedeckten Hütte, sondern auf demselben blöden Schreibtischstuhl an demselben blöd unaufgeräumten Schreibtisch vor demselben blöde surrenden Computer mit demselben saublöden Blick nach draußen und versuche, das alles zu vergessen, und ja, ich vergesse es tatsächlich, wenn dann die Geschichte läuft, wenn sie richtig abgeht, wenn ich das Gefühl habe, Mist, meine Finger sind zu langsam beim Tippen, sie können den Gedanken gerade nicht folgen, müssen sie aber – und, los macht hin!, ihr Schnecken, die ihr nie das Zehnfingersystem gelernt habt –, weil ich sonst diesen zweiten und besonders den dritten Gedanken, den ich zu der Geschichte gerade im Kopf habe, vergesse und der dann weg ist und nicht wiederkommt oder anders, als ich ihn wollte. Und überhaupt will ich ans Ende kommen – und wenn ich das Ende vor mir sehe, bin ich enttäuscht, dass ich ans Ende komme, das aber natürlich noch wahnsinnig originell gestaltet sein muss. Nie ist man mit seiner Arbeit fertig, und wenn man doch fertig ist, man jedenfalls die Geschichte bis zu Ende geschrieben hat, ist man ganz anders fertig. Ja: Stress! Ich finde, das Schreiben stresst. (Ja, das das steht hier richtig!) Ich komme ja schon zum Essen, ich komme ja schon!
- Und wie machen Sie Pause? Ich begebe mich in eine andere Welt: Laufen, Gitarre, Flasche Bier, Körperpflege.
- Wie ist es zu Ihrer ersten (größeren literarischen) Veröffentlichung gekommen? Ich hatte das Bordbuch von Kolumbus übersetzt, meinte dann, so viel über den zu wissen, dass ich Verlagen anbot, eine Biografie über ihn zu schreiben. Das war 1989, drei Jahre vor dem 500-jährigen Jahrestag der „Entdeckung Amerikas“. Ich bekam als junger Mann tatsächlich den Auftrag dazu. Das eine hatte mit dem anderen zu tun. Das wusste ich damals nicht. „Kolumbus“ hat aber gereicht, dass ich diese neue Welt betreten und einen kleinen Teil davon (etwas wie L’Anse aux Meadows) erobern konnte.
- Woran erkennen Sie einen guten Text? An meinen inneren Ausrufen: Oh Mann, das ist wirklich gut gemacht! Scheiße, man muss sich was trauen! Oioioi, hoffentlich hält diese Spannung noch über ein paar Seiten an! Alles klar, ich erkenne hier den Kniff, ist aber trotzdem gut gemacht! Wahnsinn, man kann doch noch Neues finden! Boah, was für ein gutes Bild! Verdammt, so möchte ich auch schreiben können!
- Was bestimmt Ihren Alltag – neben dem Schreiben? Dem Leben einen Sinn abzuringen, wobei ich nicht mehr daran glaube, dass dies in Form des Schreibens gelingen kann. Schreiben ist in erster Linie so ein Psycho-Ding (oder meine ich: Pseudo-Ding?), dass man sich darüber ein paar Gewissheiten über die eigene Existenz verschaffen kann. Aber das war ja nicht die Frage … Sonst versuche ich also, meinen Platz in dieser Welt zu bestimmen oder überhaupt erst zu erkennen. Leider bleibt es meist beim Versuch. Der allerdings führt für mich dann immerhin dazu, dass ich ein wenig Neues lerne, endlich den sauberen Barréwechsel zwischen Tonika, Subdominante und Dominante, das Lösen des Zauberwürfels ganz ohne Merkzettel, den richtigen Gebrauch des Italienischen in einem Konditionalsatz wie „Wenn der Computer nicht erfunden wäre, würde ich trotzdem nicht mit dem Füller schreiben“ oder die Klage darüber, warum es heute sogar (oder erst recht?) in Ökotown Freiburg normal sein soll, dass 15-Jährige zu einem dreiwöchigen Schüleraustausch in die USA fliegen.
Andreas Venzke wurde 1961 in Berlin geboren. Nach seinem 1986 abgeschlossenen Studium an der FU Berlin arbeitete er zunächst als literarischer Übersetzer und Journalist, außerdem für den Hörfunk und dpa, auch als Autor für damals und die horen, bald hauptsächlich als Buchautor, mit Romanen für Jugendliche, mit Biografien für Erwachsene. In den letzten Jahren hat er sich besonders mit literarischen Lebensbeschreibungen etwa über Luther, Ötzi oder auch Scott/Amundsen einen Namen gemacht. Seine jüngste Veröffentlichung ist der Jugendroman „Unter Räubern“. Seine Kinder- und Jugendbücher wurden vielfach ausgezeichnet. „Seine Bücher erzählen von Erwachsenen und Kindern, die den Mut haben, Herausforderungen anzunehmen und Widerstände zu überwinden.“ (Frankfurter Allgemeine Sonntagszeitung) Venzke lebt mit Familie in Freiburg im Breisgau.
www.andreas-venzke.de
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Ulla Klomp
1. Stellen Sie sich vor, Sie könnten sich selbst beim Schreiben zusehen – wo und wie schreiben Sie?
Ich sitze am PC, klar. Dieser steht allerdings laufend woanders. Mal in meinem Atelier in Waldkirch, mal in unserem Haus im Oberwallis, oder im Chunschtgädi (meinem historischen umgebauten Schweinestall von 1720), ein winziges Atelier, das zu Fuß eine halbe Stunde entfernt liegt. Ich reise viel zwischen Deutschland und der Schweiz hin und her, und PC, TAB und Handy müssen immer mit. In unserem Haus im Oberwallis habe ich Internet, in meinem“ Schreibstall“ mitten im historischen Dorfkern von Bellwald/Goms nicht. Da ich fast jeden Tag dort bin, schleppe ich kleine Speicherplatten mit meinen Texten hin und her, bearbeite sie hier und dort oder ich habe meine Texte in einer kleinen Cloud im Worldwideweb, die ich je nach Bedarf anzapfe. Nur manchmal schreibe ich mit der Hand – wenn ich das fast fertige Manuskript ausgedruckt habe und korrigieren muss. Dann muss ich den Überblick haben und das Gefühl des Papiers zwischen den Fingern. Die Korrekturen werden dann später in den PC eingelesen.
Pause? Habe ich eigentlich nie. Manchmal höre ich auf zu schreiben, um Hausarbeiten, Einkäufe zu erledigen, zu kochen. Oder ich stelle den PC ab, weil ich eine neue Idee habe, die ich sofort ausprobieren muss, oder weil ich ein Kunstprojekt fertigstellen will. Abends höre ich gegen sieben mit dem Arbeiten auf. Dann bin ich „geschafft“ Dann ist der Feierabend angesagt.
2. Und wie machen Sie Pause?
Ich schaue fern, politische Sendungen, gute Filme, lese. Ich bin ein fanatischer Cineast.
3. Wie ist es zu Ihrer ersten (größeren literarischen) Veröffentlichung gekommen?
In Kopenhagen (Dänemark) lernte ich in meiner Funktion als Deutsch-Fachleiterin an der Deutschen Schule St. Petri den Lyriker Jürgen Becker im Goethe-Institut bei einer Lesung kennen. In der Folge schickte ich ihm ein paar Gedichte von mir, und er beriet mich sehr erfolgreich. Dafür bin ich ihm heute noch dankbar. Wenige Wochen später suchte ich mir in der deutschen Buchhandlung ein paar Adressen der größten deutschen Verlage zusammen und schickte diesen mein erstes Lyrik-Manuskript zu (noch auf der Schreibmaschine geschrieben). Suhrkamp /Unseld war interessiert und meldete sich schnell. Mein Gedichtbuch erschien dann 1981unter dem Namen Ulla Hochstätter in der edition suhrkamp, einer Reihe, die es heute noch gibt. Mein Lektor war damals ein junger Mann, der nur vertretungsweise die Betreuung der edition übernommen hatte. Er hieß Raimund Fellinger und ist heute der persönliche Lektor von Peter Handke!
4. Woran erkennen Sie einen guten Text?
Ich lese ein paar Seiten, dann muss mich der Text „gepackt“ haben. Wenn nicht, lege ich das Buch aus der Hand und versuche es später noch einmal. Stellt sich dann immer noch kein Kontakt zwischen mir und dem Buch her, lege ich es fort. Vor allem ist es die Authentizität, die ich fühlen muss. Der Stil kann ganz unterschiedlich sein, aber er muss zum Inhalt passen. Dann ist ein Text für mich „gut“.
5. Was bestimmt Ihren Alltag – neben dem Schreiben?
Naja, sehr vieles! Die Welt und das Leben darin sind für mich voller Anregungen, – unzähliger! Ich schreibe, male, fotografiere, zeichne, nähe, bastle, koche, gehe ins Kino, besuche Kunstausstellungen, trete auf Poetryslams auf, erwandere den Schwarzwald und das Wallis (Schweiz). Und alles sehr intensiv. Ich gehe viel mit meinem Hund, einem Rauhaardackel spazieren…
Aber nun schließe ich die Aufzählung ab, sie würde sonst den Rahmen dieser Befragung sprengen.
Ulla Klomp ist in Bremen aufgewachsen und hat dort Abitur gemacht. Studium der Germanistik und Geographie in Köln. Anschließend Schuldienst, u.a. in Kopenhagen. Schulbuchautorin, Lyrikerin bei edition suhrkamp. Veröffentlichungen in Anthologien, Rundfunklesungen: DLF, Radio Bremen, WDR. Literatur für Kinder und Jugendliche bei Ueberreuter/ Wien. Veröffentlichung mehrerer Kinderromane und Erzählungen. Arbeitsstipendium des Landes NRW 1994, Anerkennung der Jury, Frau Avapreis Österreich 2005, Writer in Residence Frühjahr 2011 in Bellwald, Schweiz.
Auch in den Bereichen Zeichnung, Fotografie, Malerei Landart und Poetry-Slam aktiv. Sie lebt in Waldkirch/Breisgau und in Bellwald/Oberwallis, CH. Mitgliedschaften: VS Verband deutscher Schriftsteller, P.E.N, KOGGE Europäischer Autorenverband, AdS Autorenverband der Schweiz.
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Birgit Hermann
1. Stellen Sie sich vor, Sie könnten sich selbst beim Schreiben zusehen – wo und wie schreiben Sie?
Früher schrieb ich am Familienschreibtisch zwischen Küche, Flur und Wohnzimmer. Da war es ziemlich unruhig, wie man sich vorstellen kann. Mein Glück war und ist, dass ich durch die unterschiedlichen Dienste in der Klinik (Nacht, Wochenende) freie Tage habe, das sind dann meine Schreibtage.
Nun bin ich ins alte Kinderzimmer gezogen. Könnte also auch mal die Tür zu machen. Nur, jetzt sind die Kinder ausgezogen…
Ich schreibe immer auf dem Laptop, stichwortartig halte ich die unterschiedlichen Szenen und Kapitel auf Papier fest. So kann ich schneller nachsehen, wo ich was schon verraten habe. Jeder Roman hat seinen Ordner, dort sind auch die ganzen Recherchen hinterlegt.
2. Und wie machen Sie Pause?
Nach drei bis vier Stunden muss ich mich bewegen und den Kopf frei bekommen. Im Haushalt gibt es dafür genügend anderweitige Arbeiten wie Wäsche aufhängen oder Spülmaschine ausräumen. Manchmal gehe ich früh morgens vor dem Schreiben joggen, um die Konzentration zu erhöhen. Im Winter dann halt in der Mittagspause auf die Loipe.
Eine längere Schreibabstinenz versuche ich im Sommer hinzulegen (wenn nicht gerade ein dringendes Lektorat o.ä. ansteht). Zum einen, weil die Urlaubszeit mit Mehrarbeit für die verbliebenen Klinikangestellten verbunden ist, zum anderen, weil ich die fünf Male, an denen man im Hochschwarzwald im See baden kann, nicht verpassen will oder selbst weg bin.
3. Wie ist es zu Ihrer ersten (größeren literarischen) Veröffentlichung gekommen?
Durch die Vermittlung des ehemaligen Regisseurs der Jostäler Freilichtspiele, dem Vater einer Freundin, fand ich zu meinem ersten regionalen Verlag: Schillinger in Freiburg.
4. Woran erkennen Sie einen guten Text?
Ein guter Text sollte gut lesbar, spannend und lebendig rüberkommen. Ich muss das Gefühl haben, mitten im Geschehen zu sein; ich höre das Feuer prasseln, sehe die Funken stieben, kann den Rauch riechen und die Gefahr aus der Dunkelheit in meinem Nacken spüren …
5. Was bestimmt Ihren Alltag – neben dem Schreiben?
Alltag sind Labor, Haushalt und Familie. In der Freizeit bin ich in der Natur unterwegs, egal ob im heimischen Wald, beim Wandern in den Bergen, beim Erkunden alter historischer Gemäuer oder neuen Ländern und Kontinenten. Bleibt dann noch ein ruhiges Stündchen, vertiefe ich mich in spannende Bücher.
Birgit Hermann geb. 1962 in Neustadt/ Schwarzwald, heute Titisee-Neustadt. Lebt mit Mann und Kater immer noch dort und arbeitet seit 1992 im Labor der Heliosklinik. Drei erwachsene Kinder, nebst Enkel. Ausbildung zur Gästeführerin im Naturpark Südschwarzwald. Erster Roman 2005 Die Apfelrose; ein lebensfroher Uhrenhändler, ein geschändetes Bauernmädchen, eine geheimnisvolle Kräuterfrau, eine Äbtissin die versucht ihren Konvent zu retten; die Machtstrukturen zur Zeit der napoleonischen Kriege im Hochschwarzwald, 2008 Roman Der Ferman; Mathias Faller, genannt der Orienthändler, sein Leben zwischen der Heimat im Schwarzwald, der Liebe zu einer Zigeunerin, und seiner Ermordung in Konstantinopel, 2012 Geigenholz; Simon Straub, der genialste Geigenbauer seiner Sippe, setzte seinen Instrumenten, nach einem längeren Auslandsaufenthalt Löwenköpfen auf, deren Bedeutung er seiner Familie genauso verschwieg, wie seine Aufenthaltsorte. 2016 Die Glasmacherin; finsterer Wald, düstere Gräber, das Geheimwissen der Glasmacher, ein tiefgründiger, facettenreicher und spannungsgeladener Geschichtskrimi. So steht es im Prospekt von Emons, meinem neuen Verlag.
Weitere Kurzkrimis in den Anthologien BreisGauner, BreisSchauer, GrabSchäufele und Tannenduft und Totenglocken, Mitglied beim Freiburger Krimipreis e.V.
www.birgit-hermann.de
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Alexa Rudolph
- Stell dir vor, du könntest dir selbst beim Schreiben zusehen – wo und wie schreibst du?
Ich arbeite an einem riesigen, uralten Schreibtisch, den ich von meinem Vater geerbt habe. Mit diesem Trumm bin ich mehrfach umgezogen, wobei es jedes Mal zu einem Platz-Drama kam. Aber jetzt hat er seinen Ort gefunden. Auf seinem dunklen Holz sind noch Zeichen, Striche und Flecken von meinem Vater zu sehen…, diskrete und schöne Erinnerungen sind das. Manchmal stimmt mich das ein wenig traurig. Dann schaue ich blitzschnell auf die lustigen Familienfotos, die auch auf meinem Schreibtisch ihren Platz haben, und schon geht es mir wieder gut. Familie ist für mich wichtig, die muss ich unbedingt um mich herum haben (zumindest als Fotos) und die sehen mir alle beim Schreiben zu. Aber meistens schaue ich nach innen, denn dort brodelt es. Zurzeit schreibe ich an einem neuen Kriminalroman, und da geht’s mächtig ab. Ich arbeite ausschließlich am PC, der keine Spuren im Holz hinterlässt, nur meine Computermaus sieht schon ziemlich abgegriffen aus.
- Und wie machst du Pause?
Ich knabbere Nüsse, trinke Tee und renne auf dem Laufband. Dabei versuche ich nicht an meinen aktuellen Text zu denken. Auch wenn ich eine Schreibpause einlege, gehe ich auf gar keinen Fall ans Telefon. Das darf sich dann gerne tot bimmeln.
- Wie ist es zu deiner ersten (größeren literarischen) Veröffentlichung gekommen?
Mein allererstes Buch war ein Band mit Dreizehn ungehörigen Geschichten, das vom Freiburger modo–Verlag herausgebracht worden ist. Ein wunderschönes Buch im Hardcover und als Titelbild eines meiner Gemälde, ein durch die Luft springender Hund.
modo versteht wirklich etwas von solider Buchdrucker-Kunst, ist aber leider kein Verlag für Belletristik, sondern eher für Malereikataloge. Ich war damals noch so eine Art „Zwitterwesen“, aber als schreibende Malerin, oder malende Schreiberin, hat sich der Verleger für mich interessiert; so kam das Buch zustande. Es hat sehr gute Besprechungen bekommen. Dann kamen bei unterschiedlichen Verlagen ein Roman und einige Anthologien heraus und seither läuft eigentlich alles ganz easy. Als ich im vergangenen Herbst für meinen ersten Kriminalroman Das Schweigen der Schweine einen passenden Krimi-Verlag gesucht habe, war das überhaupt kein Problem. Ich habe mich ein bisschen informiert, wer zu mir passen könnte, habe das Manuskript hingeschickt, zwei Wochen später eine Zusage bekommen, fertig.
- Woran erkennst du einen guten Text?
Für mich muss er unbedingt eine besondere Sprache haben (auch sorgfältige Übersetzung, falls er nicht in Deutsch geschrieben wurde). Ich habe gerade „Meine geniale Freundin“ von Elena Ferrante gelesen, aus dem Italienischen übersetzt von Karin Krieger. Das war ein Genuss. Außerdem sollte ein guter Text auch immer ein geheimnisvoller sein, der mich bis zum Schluss neugierig macht.
- Was bestimmt deinen Alltag – neben dem Schreiben?
Mein Alltag ist in der Regel gut strukturiert. Als Autorin brauche ich feste Arbeitszeiten, also auch Einkaufen, mich mit Freunden treffen oder Sport machen sind im Tagesablauf verankert. Mein liebster Leseplatz ist ein hässlicher, quietsch-gelber Ohrensessel von Ikea, in dem ich auch schon mal die Zeit vergesse. Am liebsten wandere ich jedoch im Gebirge herum, was ich gern viel öfter tun würde, als mir derzeit möglich ist.
Alexa Rudolph ist Autorin und Malerin. Geboren wird sie in Emmendingen, zieht bald darauf mit ihren Eltern nach Wehr, am Fuße des Hotzenwaldes in der Nähe zur Schweiz. Heute lebt sie in Freiburg. Nach Studienjahren und Elternzeit ist sie von 1986 bis 2006 als freischaffende Malerin tätig. 1992 erhält sie den Förderpreis der europäischen Wirtschaft für Malerei. Auf der Suche nach neuen Herausforderungen und Ausdrucksmöglichkeiten in der Kunst, nimmt sie drei Jahre lang Unterricht am Institut für Theaterpädagogik, setzt nun minimalistische, urkomische Stückchen in Szene, zu denen sie ein Drehbuch schreibt und an außergewöhnlichen Orten aufführt, dokumentiert von der Videokamera Bodo Kaisers.
Die Erinnerung an den Tod und die Möglichkeit der Liebe hat Alexa Rudolph nie gescheut, im Gegenteil. Mit großer Neugier schaut sie zum Beispiel beim Schlachten zu und legt auch mal selbst Hand an. Ihre Performance auf dem Freiburger Tierfriedhof wird zu einer kuriosen Feier der Vergänglichkeit allen Fleisches.
2006 ist das Jahr der Entscheidung. Sie gibt ihr Atelier und das Ausstellen ihrer Bilder auf und widmet sich von da an ausschließlich der Literatur. Seither schreibt und publiziert sie Kurzgeschichten, Erzählungen, Kriminalgeschichten und Lyrik. Doch ihre Liebe zur Malerei bleibt und schaut ihr als guter Geist beim Schreiben über die Schulter. Man sagt, sie male mit Worten. Alexa Rudolph selbst meint: „Vielleicht lasse ich bei meinen literarischen Figuren auch einmal einen Maler auftreten – einen Maler, der Täter und Opfer ist, das würde mich reizen.“
Angeregt zum Schreiben ihres ersten Kriminalromans wurde Alexa Rudolph durch die Bücher der Schriftstellerin Patricia Highsmith, der es gelungen ist, eine Synthese zwischen Roman und Kriminalroman zu vollziehen.
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Sibylle Zimmermann
1. Stell dir vor, du könntest dir selbst beim Schreiben zusehen – wo und wie schreibst du?
Besonders gerne schreibe ich auf meiner Lieblingsinsel, Naxos, das ist eine angenehm ruhige Insel in der Ägäis. Ich schreibe eher in einem größeren Schub als in kleinen Portionen. Das hängt damit zusammen, dass ich einige Zeit brauche, bis ich den Kopf frei bekomme. Dann aber läuft es sehr gut und über viele Stunden pro Tag. Meine bevorzugte Schreibhaltung ist in einem Sessel sitzend, Füße hoch und einen Schreibblock auf dem Schoß. Die erste Version schreibe ich immer von Hand mit einem sehr gut laufenden Füller (mein alter Pelikan Kolbenfüller, zu dem ich eine innige Beziehung habe!). Sollte ich nicht auf der Insel schreiben, dann zu Hause im Wohnzimmer oder auf dem Balkon mit Blick ins Grüne. Niemals am Schreibtisch.
2. Und wie machst du Pause?
Wenn ich im Schreibfluss bin, höre ich zwar hin und wieder auf zu schreiben, weil mir die Hand weh tut oder ich etwas essen muss, aber gedanklich mache ich tatsächlich über mehrere Tage oder Wochen gar keine Pausen. Ich bleibe die ganze Zeit in der Geschichte, lebe darin und träume meist auch davon.
3. Wie ist es zu deiner ersten (größeren literarischen) Veröffentlichung gekommen?
Das war sehr spannend. Ich habe zu der Zeit in Berlin gewohnt und die dortige sehr lebhafte und selbstbewusste literarische Szene hat mir klar gemacht, dass ich einen Erstlingsroman im sogenannten literarischen Bereich (also keinen Genre-Roman) ohne Beziehungen niemals veröffentlicht bekomme. Ich habe dann zaghaft 10 Manuskriptkopien weggeschickt und nach zwei Tagen die erste Zusage und nach einer Woche die zweite Zusage erhalten. Soviel zu den Unkenrufern, die immer so gut Bescheid wissen …
4. Woran erkennst du einen guten Text?
Ein richtig guter Text fühlt sich für mich beim Lesen exakt an wie Verliebt-Sein.
5. Was bestimmt deinen Alltag – neben dem Schreiben?
Da ich Kurse in kreativem Schreiben an der Universität und im Zentrum für Schreibtraining gebe, ist mein Alltag davon bestimmt. Und vom Genießen der Natur, ich fahre gerne Rad, da bekomme ich einen freien Kopf und ich schwimme oft. Daneben bin ich auch sehr gesellig, treffe mich gerne mit Leuten, zum Beispiel bei einem Lagerfeuer, die Freude daran habe ich mir seit meinen Pfadfinderzeiten immer noch bewahrt.
Sibylle Zimmermann ist in Freiburg geboren und aufgewachsen, zog dann zum Studium nach Tübingen, verbrachte viele Jahre im anderssprachigen Ausland (Schwaben, Bayern, Berlin, Israel, Australien) und kehrte schließlich vor ein paar Jahren wieder nach Freiburg zurück.
Beruflich hat sie die klassische wilde Vorgeschichte, die so viele Schriftsteller haben, bevor sie zum Schreiben kamen. Sie begann als Schäferin, machte vernünftig weiter als Biologin, arbeitete tapfer im Pharma-Management, studierte dazwischen aus verständlichen Gründen Literaturwissenschaft, brachte als Unidozentin in Australien ziemlich vielen Studenten alles mögliche bei, und erlebte noch ein paar weitere seltsame Abenteuer, bevor sie endlich da landete, wo sie immer schon hin wollte: beim Schreiben.
Heutzutage ist sie Dozentin für kreatives Schreiben an der Universität Freiburg und im von ihr gegründeten Zentrum für Schreibtraining (www.kreatives-schreibtraining.de) in Freiburg . Sie hat als Herausgeberin Anthologien veröffentlicht und ist Jurymitglied des Freiburger Krimipreises.
Außerdem schreibt sie Kurzgeschichten und Romane, literarisch und kriminell. Sie wurde 2011 mit dem Agatha-Christie-Preis ausgezeichnet, was sie sehr gefreut hat, denn das Abendessen bei der Preisverleihung in München, zu dem sie von der netten Lektorin der Fischer Verlage eingeladen wurde, war ausgesprochen lecker. Auch als sie für den renommierten Friedrich-Glauser-Preis vom Syndikat nominiert wurde, gab es in Mönchengladbach ein richtig gutes Essen! Als sie allerdings zum ersten deutschen E-Book-Preis nominiert wurde, gab es nichts zu essen, was in der Erinnerung immer noch ein bisschen schmerzhaft ist für sie. Zumindest berichten das ihre engsten Vertrauten.
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Rita Lamm
- Stellen Sie sich vor, Sie könnten sich selbst beim Schreiben zusehen – wo und wie schreiben Sie?
Am besten frühmorgens mit klarem und ausgeruhtem Geist, wenn möglich alleine in der Wohnung am Schreibtisch am Laptop und dann stundenlang. Oder draußen im Grünen mit Papier und Stift. - Und wie machen Sie Pause?‚
Pausen mache ich, indem ich durch die Wohnung gehe und aus dem Fenster schaue. - Wie ist es zu Ihrer ersten (größeren literarischen) Veröffentlichung gekommen?
Durch das Einsenden eines Manuskriptes. (So einfach und doch so aufregend.) - Woran erkennen Sie einen guten Text?
Ein Text ist gut, wenn ich als Leserin gedanklich und emotional gut mitgehen kann. Wenn der Text leicht fließt und im Stil einheitlich und doch voller Überraschung ist. - Was bestimmt Ihren Alltag – neben dem Schreiben?
Meine lieben Mitmenschen mit denen ich leben darf, meine Hündin (die gute Seele) und mein Garten( ein Stückchen Erde).
Rita Lamm ist 1966 in einem kleinen Dorf in Nordbaden geboren und wuchs mit den drei „Ks“: Kirche, Kirschbaum, Kuhstall auf. Sie ist ausgebildete Erlebnispädagogin, Krankenschwester und Hauswirtschafterin. Mit dem Rucksack reiste sie durch den Osten Afrikas, mit dem Fahrrad durch den Südwesten der USA. Sie hat eine Ausbildung im Bereich Drehbuch für Film und TV (Masterschool Berlin) gemacht und erhielt Förderungen durch den Schriftstellerverband Baden-Württemberg und die MFG in Stuttgart.
Beim BvjA, im Schriftstellerverband Baden-Württemberg und beim Literaturverein Südwest ist sie Mitglied.
Sie lebt in der Nähe von Freiburg und schreibt Romane, Kurzgeschichten, Drehbücher. Veröffentlichungen: Josefines Erbe ,Geschichten von Menschen in Dörfern, Erzählband beim Drey-Verlag, Ein Schloss für Mara (Freiburg-Sommerroman) als E-Book und kürzere Texte in diversen Anthologien. Weiteres siehe www.ritalamm.de
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Thommie Bayer
1. Stellen Sie sich vor, Sie könnten sich selbst beim Schreiben zusehen – wo und wie schreiben Sie?
Immer an meinem Schreibtisch im Arbeitszimmer, wo ich über den Bildschirmrand hinweg ins Rheintal schauen kann.
2. Und wie machen Sie Pause?
Mit Cappuccino, Solitär, Facebook, Mittagessen, Mittagsschlaf und s. o. geradeausgucken.
3. Wie ist es zu Ihrer ersten (größeren literarischen) Veröffentlichung gekommen?
Ich habe das erste Manuskript auf Anraten eines Freundes an Rowohlt geschickt und nach fast einem Jahr einen Anruf vom Lektor bekommen, der Zivi habe das Manuskript in seiner Mittagspause gelesen und es dem Lektor auf den Tisch gelegt.
4. Woran erkennen Sie einen guten Text?
Er fesselt und überrascht mich.
5. Was bestimmt Ihren Alltag – neben dem Schreiben?
Einkaufen, kochen, manchmal schwimmen, manchmal spazierengehen, und abends lesen oder Musik hören. Im Winter öfter auch Fernsehen.
Thommie Bayer lebt in Staufen im Breisgau und wurde am 22. 4. 1953 in Esslingen geboren.
Studium der Freien Malerei an der Kunstakademie Stuttgart bei Professor Rudi Haegele. 1977 bis 1988 Schallplatten, Tourneen, Radio- und Fernsehauftritte als Liedermacher. Einzel- und Gruppenausstellungen als Maler. Seit 1984 Schriftsteller, Drehbuch-, Fernseh-, Radio- und Songautor.
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Simone Regina Adams
1. Stellen Sie sich vor, Sie könnten sich selbst beim Schreiben zusehen – wo und wie schreiben Sie?
Gerne im Zug. In Cafés. Zuhause im Garten, auf dem Sofa, auch mal am Schreibtisch.
2. Und wie machen Sie Pause?
Das Schreiben, oder vielmehr der Schreibfluss – wenn er sich denn einstellt –, ist schon die Pause. Wenn sich das Schreiben über längere Zeit wie Arbeit anfühlt, muss ich das Projekt überdenken.
3. Wie ist es zu Ihrer ersten größeren literarischen Veröffentlichung gekommen?
Die verdanke ich dem vor vierzig Jahren verstorbenen Autor Werner Bräunig, zu dessen Ehren es bis vor fünf Jahren einen Literaturpreis gab, der mit einer Veröffentlichung beim Aufbau Verlag verbunden war. Der Textauszug, mit dem ich diesen Preis gewonnen habe, war aus meinem zweiten Roman, „Die Halbruhigen“ – in dem ich später als Hommage an Bräunig den Titel seines einzigen Romans eingebaut habe.
4. Woran erkennen Sie einen guten Text?
Daran, dass sich eine freudige, geradezu aufgeregte Erwartung beim Lesen einstellt. Bis hin zu der Sorge, ob der Text bis zum Schluss das hohe Niveau halten kann.
5. Was bestimmt Ihren Alltag – neben dem Schreiben?
Vor allem die Menschen, mit denen ich lebe. Jeden Tag neu und immer wieder anders.
Simone Regina Adams, geboren 1967 im Saarland nahe der deutsch-französischen Grenze, lebt in Freiburg im Breisgau. Sie arbeitet seit 1995 als Psychotherapeutin in eigener Praxis. Im Zweitstudium studierte sie einige Semester Literaturwissenschaft an der Fernuniversität Hagen. Für den Debütroman Nashornvögel (2009) und für den Roman Die Halbruhigen (2013) erhielt sie Stipendien des Förderkreises deutscher Schriftsteller in Baden-Württemberg. Der Roman Die Halbruhigen wurde mit dem Werner-Bräunig- Preis ausgezeichnet – als ein “ dicht gewebter Text aus der Endphase der 70er Jahre (..), der uns die fremde Welt der Psychiatrie auf beeindruckende, bildhafte Weise nahebringt.“ (Jury des Werner-Bräunig-Preises). 2016 erschien der Roman Glück – „beglückend und zugleich zutiefst verstörend“, urteilte das Badische Tagblatt, und die Badische Zeitung: „Die präzise Ökonomie ihres Erzählens, die einfühlsame Genauigkeit ihres Blicks (…) macht Simone Regina Adams zweifellos zu einer Bereicherung für die deutsche Gegenwartsliteratur.“ Von September bis November 2014 war Simone Regina Adams Stipendiatin des Stuttgarter Schriftstellerhauses. Im August 2016 ist sie Stipendiatin und „Koogschreiberin“ in Friedrichskoog an der Nordsee. www.simonereginaadams.de
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Anne Grießer
1. Stell dir vor, du könntest dir selbst beim Schreiben zusehen – wo und wie schreibst du?
Mein Schreibtisch ist nur eine schwere Holzplatte auf zwei Böcken. Aber! Diese Platte begleitet mich schon mein ganzes Erwachsenenleben, ist von vielen Umzügen gezeichnet und hat vor Jahren sogar einen Wohnungsbrand heil überstanden. Sie könnte selbst einige Geschichten erzählen!
Ich sitze mit dem Rücken zum Fenster, denn ich schaue beim Schreiben am liebsten auf mein Bücherregal. Dann bin ich von Geschichten umgeben und fühle mich ganz zu Hause.
Rohfassungen schreibe ich von Hand. Das ist es mir ein Vergnügen. Das Schreiben am Computer wäre Arbeit.
2. Und wie machst du Pause?
Ich gehe spazieren oder joggen. Schreiben und Laufen gehören für mich untrennbar zusammen. Je schneller sich die Füße bewegen, desto wilder gehen auch die Gedanken auf Reisen. Prinzipiell ist mir Bewegung an der frischen Luft sehr wichtig – um mich nach dem Schreiben wieder zu erden, um aus der Phantasiewelt in die Realität zurückzukehren.
3. Wie ist es zu deiner ersten (größeren literarischen) Veröffentlichung gekommen?
Ach, das erste Mal!
Eigentlich hatte ich meinen Erstling nur für mich selbst geschrieben, wollte testen, ob ich überhaupt genügend Durchhaltevermögen für einen Roman besitze. Als er fertig war, gefiel er nicht nur mir, sondern auch meinen Testlesern. Also habe ich ihn drei oder vier kleineren Verlagen angeboten. Die erste Zusage kam ziemlich schnell – und ich bin tagelang wie auf Watte durch die Welt gelaufen, selig vor mich hin grinsend.
4. Woran erkennst du einen guten Text?
Ein guter Text hat eine Nachwirkung auf mich. Er ist nicht gleich nach dem Lesen vergessen, hat entweder einen besonderen Blickwinkel, eine besondere Sprache oder ein eindrückliches Thema. Am besten von allem etwas.
5. Was bestimmt deinen Alltag – neben dem Schreiben?
Mein Alltag ist stark vom Schreiben bestimmt, da mich meine Geschichten auch in der Freizeit begleiten. Außerdem sind mir Freunde wichtig, Reisen, Wald und Natur. Und gutes Essen.
Anne Grießer ist im Odenwald aufgewachsen , studierte in Stuttgart Bibliothekswesen und in Freiburg Ethnologie, Volkskunde und Germanistik. Nach einigen Ausflügen ins seriöse Berufsleben (Bibliothekarin, Reisejournalistin und Redakteurin) und ins Abenteuerliche (Schauspielerin in Malaysia, Wanderführerin auf Mallorca) erwachte schließlich ihre kriminelle Energie. Heute schwingt sie in Freiburg als Autorin (Kurzgeschichte, Roman, Hörspiel, Theater) und Herausgeberin die Feder und als Krimi-Entertainerin so manches blutige Theaterrequisit.
Mit verschiedenen Ensembles veranstaltet sie Live-Krimis im Hellen und Hör- und Fühlkrimis im Stockdunkeln. Außerdem ist sie die Initiatorin des Freiburger Krimipreises. Bislang hat sie drei Romane, über 50 Kurzgeschichten, ein Hörspiel (SWR), Reiseliteratur und Theaterstücke veröffentlicht. Ihr neuester Roman, der historische Krimi Das Heilige Blut, erscheint im Dezember 2016 in zweiter Auflage im Sutton Verlag. Für den Wellhöfer-Verlag gab sie zuletzt die Anthologie Tannenduft & Totenglocken, eine Sammlung historisch verankerter Schwarzwaldkrimis, heraus.
Sie ist Mitglied bei den Mörderischen Schwestern und im Syndikat, dem Netzwerk der deutschsprachichen Krimiautoren. Zuletzt erschienen im Wellhöfer Verlag der Krimi „Die tote Spur“ und im Sutton Verlag der historische Roman „Das Heilige Blut“. Mehr Infos unter www.anne-griesser.de.
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Ute Bales
1. Stellen Sie sich vor, Sie könnten sich selbst beim Schreiben zusehen – wo und wie schreiben Sie?
Meine Schreibumgebung ist einfach: ein kleiner Tisch, ein PC, eine Lampe, Stifte, Papier. Rundherum Bücher, so dass das Zimmer, in dem ich schreibe, fast wie eine Höhle aussieht. Ich schreibe täglich, aber nicht zu festen Zeiten.
2. Und wie machen Sie Pause?
Wenn ich merke, dass nichts mehr geht oder meine Gedanken müde werden, höre ich auf. Dann gehe ich in den Garten, mache einen Spaziergang oder lese.
3. Wie ist es zu Ihrer ersten (größeren literarischen) Veröffentlichung gekommen?
Das Manuskript meines zweiten Romans wurde gefördert durch das Kultusministerium Rheinland-Pfalz. So kam ich zu meinem Verlag, den ich bis heute behalten habe.
4. Woran erkennen Sie einen guten Text?
Ein guter Text ist für mich regional verortet. Vielleicht sogar ein bisschen „provinziell“. Womit ich meine, dass ich in Texten bestimme Milieus, bestimmte Räume, Sprachen und ganz bestimmte Atmosphären und Lebensweisen spüren und erleben will.
5. Was bestimmt Ihren Alltag – neben dem Schreiben?
Meine Familie, das Unterrichten von Studenten, das Lesen.
Ute Bales, geb. 1961 in Borler/ Eifel lebt seit 1984 mit ihrer Familie in Freiburg. Sie wuchs in Gerolstein auf und studierte in Gießen, Wien und Freiburg Germanistik, Politikwissenschaften und Kunst. Nach ihrem Examen folgten langjährige Tätigkeiten im Bereich der Öffentlichkeitsarbeit touristischer Unternehmen.
Werke u.a.: Im 2006 veröffentlichten Debutroman Der Boden dunkel schildert Ute Bales die verhängnisvolle Geschichte des Träumers Klaus Henkes vor dem Hintergrund eines Eifeldorfes nach dem Einrücken der US-amerikanischen Truppen 1945. Der Roman Kamillenblumen (2008) erzählt die Geschichte der Hausiererin Gertrud Feiler, die im Frühjahr 1901 auf die Straße geriet und als „Kamillenblumenverkäuferin“ durch die Eifel zog. Dem Roman Peter Zirbes (2010) liegt die Geschichte des dichtenden und gleichzeitig wandernden Porzellanhändlers Peter Zirbes zugrunde. Für diesen Roman erhielt Ute Bales 2010 den Preis „Buch des Jahres“ (Rheinland Pfalz). Unter dem großen Himmel (Untertitel: Pitt Kreuzberg – Geschichte eines Unbeirrbaren) (2012) zeichnet die Biografie des expressionistischen Malers Pitt Kreuzberg nach. Der Roman Großes Ey (2014) beschreibt das Leben und Wirken der legendären Düsseldorfer Galeristin Johanna Ey. Hintergrund des 2016 erschienenen Romans Die Welt zerschlagen! ist die Lebensgeschichte der Kölner DADA-Künstlerin Angelika Hoerle. Mehr Infos unter www.ute-bales.de .
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Annette Pehnt
Stell dir vor, du könntest dir selbst beim Schreiben zusehen – wo und wie schreibst du?
Ich schreibe täglich, wo immer es möglich ist – am liebsten an meinem Schreibtisch, den Hund zu Füßen. Oft aber auch unterwegs in der Bahn mit dem Laptop auf den Knien. Regelmäßige Schreibzeiten verteidige ich heftig.
Und wie machst du Pause?
Wenn es gerade läuft, gar nicht – danach dann ein Gang mit dem Hund oder Fiddle spielen.
Woran erkennst du einen guten Text?
An einem verlässlichen Gefühl der Freude, fast immer begründet in gelungener Sprache, im Genuss der Erkenntnis und in einer Form, die mich überzeugt.
Wie ist es zu deiner ersten (größeren literarischen) Veröffentlichung gekommen?
Nach einem Workshop für Nachwuchsautoren hat mich mein jetziger Lektor angesprochen – wir sind noch heute ‚zusammen‘.
Was bestimmt deinen Alltag – neben dem Schreiben?
Die Familie, das (Lese-)Reisen, die Arbeit mit Studenten und die Musik.
Annette Pehnt, geboren 1967 in Köln, lebt mit ihrer Familie in Freiburg. Nach einem Jahr Freiwilligenarbeit in Belfast verbrachte sie mehrere Jahre in Irland, Schottland und den USA. Nach einem Studium der Anglistik, Keltologie und Germanistik in Köln, Galway, Berkeley/California und Freiburg promovierte sie über irische Literatur. Freie Mitarbeit bei der FAZ und der Badischen Zeitung, Schreibwerkstätten, Lehraufträge. Seit 2007 Dozentur an der PH Freiburg. Preise u.a.: 2001 Förderpreis zum Künstlerinnenpreis Nordrhein-Westfalen, 2001 Mara-Cassens-Preis, 2002 Preis der Jury des Ingeborg-Bachmann-Wettbewerbs, 2004 großes Stipendium des Darmstädter Literaturfonds, 2008 Thaddäus-Troll-Preis, 2009 Italo-Svevo-Preis. 2011 Bamberger Poetikdozentur, 2012 Solothurner Literaturpreis, 2012 Hermann-Hesse-Preis, 2016 Ricarda Huch Poetikdozentur. Werke u.a.: Ich muß los, Roman, München 2001. Insel 34, Roman, München 2003. Herr Jakobi und die Dinge des Lebens, Roman, München 2005. Mobbing, Roman, München 2007. Hier kommt Michelle, Campusroman, Freiburg 2010. Der Bärbeiß, Kinderbuch, München 2013. Bibliothek der ungeschriebenen Bücher, Anthologie, München 2014. Der Bärbeiß: Herrlich miese Tage, Kinderbuch, München 2014. Briefe an Charley, Roman, München 2015. Alle für Anuka, Kinderbuch, München 2016.