Anne Grießer im Autorenporträt: Sie lief „beim ersten Mal“ tagelang wie auf Watte durch die Welt, selig vor sich hin grinsend.
1. Stell dir vor, du könntest dir selbst beim Schreiben zusehen – wo und wie schreibst du?
Mein Schreibtisch ist nur eine schwere Holzplatte auf zwei Böcken. Aber! Diese Platte begleitet mich schon mein ganzes Erwachsenenleben, ist von vielen Umzügen gezeichnet und hat vor Jahren sogar einen Wohnungsbrand heil überstanden. Sie könnte selbst einige Geschichten erzählen!
Ich sitze mit dem Rücken zum Fenster, denn ich schaue beim Schreiben am liebsten auf mein Bücherregal. Dann bin ich von Geschichten umgeben und fühle mich ganz zu Hause.
Rohfassungen schreibe ich von Hand. Das ist es mir ein Vergnügen. Das Schreiben am Computer wäre Arbeit.
2. Und wie machst du Pause?
Ich gehe spazieren oder joggen. Schreiben und Laufen gehören für mich untrennbar zusammen. Je schneller sich die Füße bewegen, desto wilder gehen auch die Gedanken auf Reisen. Prinzipiell ist mir Bewegung an der frischen Luft sehr wichtig – um mich nach dem Schreiben wieder zu erden, um aus der Phantasiewelt in die Realität zurückzukehren.
3. Wie ist es zu deiner ersten (größeren literarischen) Veröffentlichung gekommen?
Ach, das erste Mal!
Eigentlich hatte ich meinen Erstling nur für mich selbst geschrieben, wollte testen, ob ich überhaupt genügend Durchhaltevermögen für einen Roman besitze. Als er fertig war, gefiel er nicht nur mir, sondern auch meinen Testlesern. Also habe ich ihn drei oder vier kleineren Verlagen angeboten. Die erste Zusage kam ziemlich schnell – und ich bin tagelang wie auf Watte durch die Welt gelaufen, selig vor mich hin grinsend.
4. Woran erkennst du einen guten Text?
Ein guter Text hat eine Nachwirkung auf mich. Er ist nicht gleich nach dem Lesen vergessen, hat entweder einen besonderen Blickwinkel, eine besondere Sprache oder ein eindrückliches Thema. Am besten von allem etwas.
5. Was bestimmt deinen Alltag – neben dem Schreiben?
Mein Alltag ist stark vom Schreiben bestimmt, da mich meine Geschichten auch in der Freizeit begleiten. Außerdem sind mir Freunde wichtig, Reisen, Wald und Natur. Und gutes Essen.
Anne Grießer ist im Odenwald aufgewachsen , studierte in Stuttgart Bibliothekswesen und in Freiburg Ethnologie, Volkskunde und Germanistik. Nach einigen Ausflügen ins seriöse Berufsleben (Bibliothekarin, Reisejournalistin und Redakteurin) und ins Abenteuerliche (Schauspielerin in Malaysia, Wanderführerin auf Mallorca) erwachte schließlich ihre kriminelle Energie. Heute schwingt sie in Freiburg als Autorin (Kurzgeschichte, Roman, Hörspiel, Theater) und Herausgeberin die Feder und als Krimi-Entertainerin so manches blutige Theaterrequisit.
Mit verschiedenen Ensembles veranstaltet sie Live-Krimis im Hellen und Hör- und Fühlkrimis im Stockdunkeln. Außerdem ist sie die Initiatorin des Freiburger Krimipreises. Bislang hat sie drei Romane, über 50 Kurzgeschichten, ein Hörspiel (SWR), Reiseliteratur und Theaterstücke veröffentlicht. Ihr neuester Roman, der historische Krimi Das Heilige Blut, erscheint im Dezember 2016 in zweiter Auflage im Sutton Verlag. Für den Wellhöfer-Verlag gab sie zuletzt die Anthologie Tannenduft & Totenglocken, eine Sammlung historisch verankerter Schwarzwaldkrimis, heraus.
Sie ist Mitglied bei den Mörderischen Schwestern und im Syndikat, dem Netzwerk der deutschsprachichen Krimiautoren. Zuletzt erschienen im Wellhöfer Verlag der Krimi „Die tote Spur“ und im Sutton Verlag der historische Roman „Das Heilige Blut“. Mehr Infos unter www.anne-griesser.de.