Zwei Stationen Literaturgespräch: Barbara Zemans Roman „Immerjahn“ erzählte verspielt von erfundenen und nichterfundenen Menschen. Die „Grand Tour“ mit drei Autor*innen aus Großbritannien gab einen beeindruckenden Einblick in die junge Lyrik Europas.
Museen schüchterten sie eigentlich ein, verriet Romandebütantin Barbara Zeman am Freitag vor ihrer Lesung aus „Immerjahn“. Doch von übertriebenem Respekt war bei dieser jungen Autorin im „Museum für Neue Kunst“ nichts zu spüren. Locker spann sie ihre sinnlichen Geschichten um einen skurrilen Kunstsammler, nicht nur lesend, auch mündlich erzählend. Und auch „nichterfundenene“ Figuren wie Hermann von Pückler-Muskau kommen bei ihr so wundersam daher, dass man eher an den Lügenbaron Münchhausen denkt als an einen Historischen Roman. Schön verspielt das alles – aber es bleibt ein eher flüchtiges Vergnügen ohne tiefe Eindrücke. Begleiten ließ sie sich von der Zwei-Mann-Band „Sweet, Sweet Moon“, die für raue, auch selbstironische Akzente sorgte.
Natürlich kann man Festivals wie das Literaturgespräch in Freiburg immer auch als (buch-)verkaufsfördernde Veranstaltungen verstehen. Die Abschlusslesung am Sonntag machte da keine Ausnahme, denn in ihrem Mittelpunkt stand eine neue Lyrik-Anthologie aus dem Hanser-Verlag, die allerdings Aufmerksamkeit und Käufer sicher verdient hat. „Grand Tour – Reisen durch die junge Lyrik Europas“ heißt sie Sammlung, die Jan Wagner und Federico Italiano nach vierjähriger, intensiver Recherche- und Netzwerkarbeit herausgebracht habe. Auf geografisch verrückten, nur in der Fantasie möglichen „Reiserouten“ kreuz und quer durch Europa wird jedes Gedicht in Originalsprache und einer deutschen Übersetzung präsentiert.
Autorin und Literaturvermittlerin Annette Pehnt und Büchnerpreisträger Jan Wagner hatten drei der dort vertretenen Autor*innen – alle aus Großbritannien – ins Winterer Foyer eingeladen und moderierten die deutsch-englische Veranstaltung gekonnt. Frances Leviston, in Schottland aufgewachsen, machte mit Gedichten aus ihren Bänden „Desinformation“ und „Public Dream“ den Anfang und beeindruckte mit ihrer ungeheuer genauen, ungeschützten Wahrnehmung. Der Nordirin Colette Bryce gelangen sehr musikalische Miniaturen wie „Helicopter“ oder „The Complete Indian Rope Trick“, die mit scheinbarer Leichtigkeit das uralte Kunststück fertigbrachten, vom Besonderen ins Allgemeine zu deuten. Paul Batchelor aus Nordengland las über ebenso gequälte wie geheimnisvolle Grubenpferde („Pit Ponies“). In „Tree Climbing“ ging es um die Kunst des Erkletterns von Bäumen, die man – in Analogie zu der des Gedichteschreibens – niemals wirklich erlernen könne.
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