Lesetipp: Manuela Fuelles Roman „Fenster auf, Fenster zu“ vereint eine besondere Begabung für Ironie mit sensibler Genauigkeit.

Im letzten Jahr hat sie für ihren jüngsten Roman „Luftbad Oberspree“ den Thaddäus-Troll-Preis bekommen. Aber auch ihr Erstling, „Fenster auf, Fenster zu“, hätte einen dicken Preis verdient gehabt. Diese Geschichte einer Vatersuche vereint so viel Experimentierfreude, sensible Genauigkeit und nicht zuletzt eine besondere Begabung für Ironie und Humor, dass das Lesen auf jeder Seite einfach nur Spaß macht.

Die in Ost-Berlin geborene,  jetzt in Freiburg lebende Autorin erzählt darin von einer Tochter, die sich eher unwillig auf die Suche nach ihrem verschwundenen Vater macht. Ihre Schwestern sorgen sich und sind überzeugt von seiner Demenz. Sie selbst jedoch kennt seine – und ihre eigene – Eigenwilligkeit zu gut, um an dieses Erklärungsmuster zu glauben. Während sie sich dem ländlichen Hof nähert, in dem sie ihn vermutet, erinnert sie sich an ihre außergewöhnliche Kindheit mit dem alleinerziehenden Vater, die mal hoch belastet, mal auch paradiesisch frei und wild gewesen sein muss. Das Vater-Tochter-Doppelporträt zeichnet zwei Menschen, die sich gesellschaftlichen Regeln und „normalen“ Denkstrukturen weder unterordnen wollen noch können.

Die abgebrochenen Sätze, ungestümen Assoziationsketten, dann wieder lyrisch introvertierten Passagen machen es manchem Leser vielleicht nicht leicht – und doch kann man sich von dieser Sprache eigentlich ganz einfach tragen lassen. Erstaunlich, dass so schwere Themen so schwerelos behandelt werden können. Die Ich-Erzählerin bringt es auf den Punkt: „Ich glaube, nur Autoren, die ihre Leser zum Lachen bringen, meinen es wirklich ernst.“

Manuela Fuelle, Fenster auf, Fenster zu. Ein Roman. Klöpfer & Meyer, 19,90 €.