Buchtipp: „Kleins große Sache“ von Daniela Engist. Eine erhellende Satire aus der globalen Welt aufgeblasener Wichtigkeiten.
„Management ist im Grunde nichts anderes als unablässiges Geschichtenerzählen. Den lieben langen Tag müssen Manager Sinn stiften anhand von Textbausteinen, die ihnen zufällig hingeworfen werden. (…) Erst wenn dem Erzähler am tausendundersten Tag die Geschichten ausgehen, wird er geköpft.“
Harald Klein, Protagonist und Denker dieser Zeilen, ist studierter Philosoph und eigentlich der Meinung, dass er es nicht weit bringen wird. Aus einer Trotzreaktion heraus bewirbt er sich bei einen Schweizer Großkonzern und macht dort tatsächlich Karriere – auch wenn die zur Reise durchs wilde Absurdistan gerät. Anfangs distanziert, identifiziert er sich zunehmend mit der „Großen Sache“, einer Firmenideologie, deren Ausdrucksformen nicht zufällig vielfache Ähnlichkeiten mit Sekten, aber auch totalitären Regimen aufweist.
Daniela Engist ist Insiderin, das merkt man dieser Satire an. Ihr Romandebut hat sie nach einer langen Phase der PR-Arbeit für multinationale Konzerne geschrieben. Sie beherrscht das Spiel mit Stilen und Formen und charakterisiert ihre Figuren gekonnt. Die Faszination des Elitären, die Zauberkraft von Design, Luxus, Statussymbolen und aufgeblasenen Titeln wird sehr deutlich. Zahlreiche Bilder für die erschreckende Leere hinter all der aufgeblasenen Wichtigkeit finden am Ende ihren Höhepunkt im Zusammenbruch des Konzerns. Dass auch ein zufälliges Erdbeben noch seinen Beitrag dazu leisten muss, wäre eigentlich nicht nötig gewesen.
Daniela Engist, Kleins große Sache. Roman. Klöpfer & Meyer, 25 €.