Vom Küssen und Fressen. Der Poetry-Slam-Abend der Kulturbörse Freiburg brachte hervorragende Slammer vor ein eher ungewöhnliches Publikum.
Im Rahmen der Internationalen Kulturbörse Freiburg bekamen die Freiburger zum zweiten Mal auch einen Abend mit Größen der Poetry-Slam-Szene geboten. Felix Römer moderierte locker und einfühlsam und thematisierte sofort das eher untypische, sehr gemischte Messepublikum. Als ungeplanter „Special Guest“ eröffnete Tino Bomelino mit launigen Scherzen und Liedern. Schon die erste Wettbewerbspaarung hatte es in sich. Sandra Da Vina, Gewinnerin der NRW-Landesmeisterschaften, verzauberte mit einem Langgedicht übers Küssen. Ihr poetischer, mal zarter, mal frecher Vortrag zeigte schon viel von der Bandbreite der Möglichkeiten. Doch Philipp Scharrenberg alias Scharri, zweimaliger deutschsprachiger Poetry Slam Champion, schlug mit seinem angerappten Text rund um die Redensart „Du bist was du isst“ einen völlig anderen, sportlich verspielten Ton an, der das Publikum mitriss.
Eine ungewöhnliche Idee war Ausgangspunkt für den Vortrag von Poet und Rapper Laurin Buser. Er stellte sich einen Dirigenten vor, der mit erhobenem Taktstock keinen Einsatz gibt und damit das Orchester zur Stille verdammt. Die fein beobachteten Reaktionen von Publikum und Musikern mündeten in ein aggressives Chaos. Gegen ihn trat Letitia Wahl mit einem komplexen, kunstvollen Text an, der eine Beziehung mit einem Schachspiel gleichsetzte und nachdenkliche Akzente setzte. Julian Heun, zweifacher deutschsprachiger Meister, punktete mit einem geradlinigen Vortrag über seine eigenwillige Oma. Pauline Füg und Tobias Heyel alias großraumdichten sprachen mal synchron, mal zeitversetzt über Beobachtungen in ihrer Nachbarschaft und spielten virtuos mit verschiedenen Zeit- und Perspektivebenen.
Bei so viel individueller Qualität wollte sich das Publikum auch im Finale nicht wirklich auf einen Sieger einigen. Der Gewinn – eine Flasche Schnaps – wurde geteilt.