Soirée française mit Tanguy Viel und seinem Übersetzer Hinrich Schmidt-Henkel im Literaturhaus.

Soirée française im Rahmen des 31. Freiburger Literaturgesprächs
Tanguy Viel
Article 353 du Code Pénal,
Éditions de Minuit, 2016
Selbstjustiz, Wagenbach Verlag, 2017
Aus dem Französischen von Hinrich Schmidt-Henkel

Fr 10.11.
20.00

Tanguy Viel, geboren 1973 in Brest, lebt heute in der Nähe von Orléans. Auf seinen ersten Roman Le Black Note 1998 folgten zwölf weitere, für die er u.a. mit dem Prix Fénéon und dem Prix de la Vocation ausgezeichnet wurde. Article 353 du Code Pénal (dt. Selbstjustiz) ist der fünfte Roman, der in deutscher Übersetzung bei Wagenbach vorliegt.
Ein Mann ertrinkt auf hoher See. Nur das Meer und die Möwen sind Zeugen. Ein Unfall?
Oder Mord? Die Aussage des Verdächtigen Martial Kermeur wird zur Lebensbeichte, zum
Bekenntnis eines Mannes, der alles versucht, alles verloren hat, und dem das Verbrechen
zur einzigen Möglichkeit wird, Würde und Aufrichtigkeit zu bewahren. „Was mich beim
Schreiben wirklich interessiert, ist nicht der rohe Handlungsstoff, sondern der Prozess
der Verwandlung: von einer komplizierten, intellektuellen Problematik hin zur
Einfachheit der Dinge,“ beschreibt Tanguy Viel sein Schaffen. Mit „Selbstjustiz“
(Wagenbach, 2017) kleidet er Fragen nach Recht und Gewalt, Rache und Moral in eine
lakonisch-verknappte Erzählung: eine menschliche Tragödie im Gewand eines maritimen
Thrillers.
Dabei erweist sich der Autor einmal mehr als „Formalist“ im besten Wortsinn, dessen
Schreiben vom Spiel mit Genres, Formen, Erzählhaltungen und Lesererwartungen lebt.
Und einer atmosphärischen Schärfe, mit der er die melancholische Landschaft der
Bretagne wie einen feinen Schleier über die Seelen seiner Protagonisten legt – „weder
Nebel noch Wind, sondern ganz einfach ein unzerreißbarer Vorhang, der uns von den
Dingen trennt.“
Kongenial ins Deutsche übertragen hat das elegante Sprachkunstwerk der Übersetzer
Hinrich Schmidt-Henkel, der mit dem Autor über den Roman ins Gespräch kommt.

Eintritt: 5€ (Abendkasse: 6€)
Literaturhaus Freiburg
Bertoldstraße