Lesetipp: „Als bei Bruno Lenkovich einmal die Zeit stehen blieb“ von Werner Leuthner. Kurzgeschichten über Tod und Zuversicht.

Nach „Maslaukes Transformation“ und „Maslauke ZWO“ legt Werner Leuthner seinen dritten Band mit Kurzgeschichten vor. In ihnen tritt diesmal eine besonders breite Palette verschiedenster Figuren auf, unter anderem: ein ernster, älterer Herr, eine Schnäppchenjägerin, ein Mitglied der italienischen Mafia, eine Frau, die sich vor der Verarmung fürchtet oder die eher oberflächliche Angie, die ihren – eigentlich verstorbenen – Ehemann austrickst. Das Altern, die Vergänglichkeit, der Tod bilden den thematischen roten Faden durch alle Erzählungen. Die Leser*innen werden nicht mit einfachen Tröstungen abgespeist, im Gegenteil: Die Schwere kommt immer wieder zu ihrem Recht, so gleich in der ersten Erzählung „Ein Gespräch auf der Parkbank“. Ein namenloser Senior resümiert: „Irgendwann sind sie alle vom Leben weichgekocht“. Und der Ich-Erzähler kann ihm keinen wirklich befriedigenden Lebensentwurf entgegensetzen. Dennoch verfällt keine der Kurzgeschichten in tiefe Depression. Die Protagonisten finden ihren Weg, beweisen Kreativität und Lebendigkeit und heben manchmal selbst im Tod noch ab, wie Herr Kornhaas in „Was wiegt denn eine Seele, Herr Rychel?“. Mysteriöse Dinge geschehen, und doch kehrt der Erzähler immer wieder auf dem Boden des Alltags ganz normaler Mitmenschen zurück.

Das hat wohl mit den vielfältigen Lebenserfahrungen des Autors zu tun. Werner Leuthner, 1942 in München geboren, hat mehrere Ausbildungen durchlaufen, unter anderem zum Maschinenschlosser und Diplompädagogen. Seine letzten Jahre war er Studienberater der Fern-Universität Hagen. Mit dem Schreiben begonnen hat er erst mit seinem Renteneintritt – und hat immer wieder den Austausch gesucht, gelernt, neue Erfahrungen gewagt, ganz wie seine Figuren.

Werner Leuthner, „Als bei Bruno Lenkovich einmal die Zeit stehen blieb“. ISBN 9-783735742735. Erhältlich u.a. über Amazon, LovelyBooks, BoD und den örtlichen Buchhandel.