Herkunft – Lesereihe zu feinen Unterschieden. Das Literaturhaus zu Gast in Freiburger Stadtteilen, mit Abschlussfestival im Mai.

Neue Bücher, Fragen nach Klasse, Migration und Zugehörigkeit: Im März und April 2023 eröffnet das Literaturhaus Freiburg mit dem Projekt „Herkunft – Lesereihe zu feinen Unterschieden“ einen Gesprächsraum in Freiburger Stadtteilen. Acht Autor*innen gastieren in Haslach, Herdern, Landwasser, Rieselfeld, Waldsee, Weingarten und in der Wiehre. Die Veranstaltungen sind kostenfrei und richten sich an ein breites Publikum.

Nach zwei Auftaktveranstaltungen im Literaturhaus mit Daniela Dröscher, Martin Kordić und Christian Baron ist die Lesereihe „Herkunft“ vom 9. März bis zum 27. April 2023 im Verbund mit rund 15 Kooperationspartnern unterwegs.

Sabrina Janesch eröffnet mit ihrem Roman „Sibir“ (Rowohlt, 2023) in der Mediothek Rieselfeld im Gespräch mit Carolin Callies und Christiane Kolodziej unbekannte, unerzählte Kapitel der deutsch-russischen Geschichte: In leuchtenden Farben beschreibt sie zwei Kindheiten, einmal in Zentralasien nach dem Zweiten Weltkrieg, einmal fünfzig Jahre später in Norddeutschland (9.3.). Paul Brodowsky schlägt auf der Suche nach den Prägungen durch Großväter und „Väter“ (Suhrkamp, 2023) einen Bogen von der NS-Zeit bis in die Gegenwart. Er kommt im Adolf-Reichwein-Bildungshaus ins Gespräch mit der Autorin Sterna Meinhardt und Jenny Warnecke (25.3.). Im Südufer spricht Behzad Karim Khani mit René Zipperlen über seinen spektakulären Debütroman „Hund, Wolf, Schakal“ (Hanser Berlin, 2022), der mit der Melancholie iranischer Prosa und der Härte afroamerikanischen Raps das Schicksal von Saam in Berlin-Neukölln verhandelt (30.3.). Christian Duda stellt seinen Jugendroman „Baumschläfer“ (Beltz, 2022) über Marius, der durch alle Maschen des sozialen Netzes fällt und schließlich auf der Straße landet, im Gespräch mit Jugendlichen der Staudinger Gesamtschule und allen Interessierten in der Stadtteilbibliothek Haslach vor (31.3.).

Dinçer Güçyeter liest im Schopf 2 aus „Unser Deutschlandmärchen“ (Mikrotext, 2022) und spricht mit Jürgen Reuß über diese Familiengeschichte in vielen Stimmen, die vom Schicksal türkischer Griechen, von archaischer Verwurzelung in anatolischem Leben und von der Herausforderung, als Gastarbeiterin und deren Nachkomme in Deutschland ein neues Leben zu beginnen, handelt (4.4.). In ihrem rasanten Debüt „1000 Serpentinen Angst“ (S. Fischer, 2020) erzählt Olivia Wenzel mit Sprüngen zwischen Zeiten, Bildern und Orten vom Leben einer jungen, in der DDR geborenen, schwarzen Frau. Im zuka solicafé im Haus der Jugend spricht sie mit Rufine Songué (17.4.), tags darauf mit Schüler*innen des UWC College (18.4.). Eine Dresdner Hartz-IV-Empfängerin, die zum Literaturstar avanciert: Marlen Hobrack widmet ihr humorvolles Romandebüt „Schrödingers Grrrl“ (Verbrecher, 2023) einer Hochstaplerin wider Willen. In der Druckerei Schwarz auf Weiss in der Fabrik spricht sie mit Fabienne Imlinger (24.4.). Im Frauencafé im Haus der Begegnung liest die Autorin und Grafikerin Luna Al-Mousli zweisprachig, Arabisch und Deutsch, aus ihren Kindheitserinnerungen an ein Syrien vor dem Krieg und spricht mit allen Interessierten über ihre Bücher „Eine Träne. Ein Lächeln“ (weissbooks, 2016) und „Um mich herum Geschichten“ (Westend, Edition W, 2022) (27.4.).

Von Herkunft erzählen: Abschlussfestival vom 10. bis 13. Mai 2023
Vom 10. bis 13. Mai 2023 führt das Abschlussfestival „Von Herkunft erzählen“ die unterwegs gesponnenen Fäden im Literaturhaus Freiburg wieder zusammen. Eröffnet von Lukas Bärfuss und „Vaters Kiste“ über Gün Tank mit „Die Optimistinnen“, einen Abend zu Annie Ernaux mit Lesung aus „Der junge Mann“ und Gesprächsrunde im Theater im Marienbad bis zu einem Nachmittag mit der Graphic Novel „Scheiblettenkind“ von Eva Müller, Björn Bickers Erzählungsband „Aminas Lächeln“ und Martin Kordićs Roman „Jahre mit Martha“, der im Gespräch mit Ivna Zić über „Wahrscheinliche Herkünfte“ den Bogen zurückschlägt zum Anfang. Zum Schluss serviert Paul Brodowsky „Badisch Sushi“ im Kunstverein.

Die Lesereihe „Herkunft“ wird gefördert im Impulsprogramm „Kunst trotz Abstand“ des Ministeriums für Wissenschaft, Forschung und Kunst Baden-Württemberg und findet in Kooperation mit der Heinrich Böll Stiftung Baden-Württemberg und dem Förderkreis Literaturhaus Freiburg statt. Kooperationspartner vor Ort: Mediothek Rieselfeld, Büchertreff im k.i.o.s.k. Rieselfeld, Nachbarschaftswerk e. V., Quartierstreff am Lindenwäldle, Wundertüte – AG im Lokalverein Freiburg-Haslach e. V., Stadtteilbibliothek Haslach, Staudinger Gesamtschule, Kreativpioniere Freiburg / Schildacker e. V., zusammen leben e. V., UWC Robert Bosch College, FABRIK für Handwerk, Kultur und Ökologie e. V., Haus der Begegnung Freiburg-Landwasser e. V.

Mehr zu allen Veranstaltungen lesen Sie auf der Website und im Programmheft zu den Auswärtsspielen.