Kompaktes Programm, entspannte Autoren. Das „Fahrtenschreiber“-Festival brachte Publikum und Akteure in Sommerlaune.
Literatur als Bewegung zwischen den Kulturen und Identitäten, zwischen Flucht und Ankunft – diesem Themenkomplex widmete sich das kleine, aber intensive Festival des Literaturbüros Freiburg und des Deutschen Seminars der Universität, in Kooperation mit dem Theater im Marienbad.
Die Eröffnungsveranstaltung am Freitagabend war der gebürtigen Slowakin Ilma Rakusa gewidmet, die mit ihrem Erinnerungsband „Mehr Meer“, aber auch als vielseitige Übersetzerin bekannt geworden ist. „Vierfelderwirtschaft“ nannte ihr Gesprächspartner, der Schweizer Publizist Martin Zingg, ihre Aktivitäten treffend, denn Rakusa hat sich als Autorin, Übersetzerin, Essayistin und Literaturkritikerin einen Namen gemacht. Die Lesung im Marienbad zeigte ihre erstaunliche Bandbreite. Neben „Mehr Meer“ kamen auch ein Ausschnitt aus dem Essay „Langsamer!“, eine Übersetzung aus dem Französischen (Marguerite Duras) und dem Russischen (Marina Swetajewa), sowie Gedichte aus dem Band „Langsames Licht“ zu Wort, der Mitte August erscheinen wird. Schade, dass die Veranstaltung in dem stickigen Raum für einige Zuhörer zu lang ausfiel. Doch bei Buffet und Gesprächen im Hof des Marienbades kam schnell wieder entspannte Sommerlaune auf.
Alle Veranstaltungen waren ausverkauft, und manche mehr als das. „Sogar am Samstagvormittag im Alten Wiehrebahnhof hatten wir volles Haus!“, freut sich Katharina Knüppel vom Literaturbüro. Artur Becker las dort aus seinem Essayband „Kosmopolen“, Marica Bodrozic aus „Mein weißer Frieden“. Mit „Lyrik zwischen den Sprachen“ von Angelika Overath und Uljana Wolf ging es weiter. Auch der Gastarbeitersohn José F.A. Oliver setzt sich in seinen Gedichten mit dem Aufwachsen zwischen den Sprachen und Kulturen auseinander. In einer interkulturellen Schreibwerkstatt unter seiner Leitung schrieben Studierende der Universität Texte, die gemeinsam mit Schauspielern des Theaters im Marienbad und dem Tänzer Salim Ben Mammar präsentiert wurden. Parallel gab es eine Werkschau von Studierenden der HKDM in der Galerie im Alten Wiehrebahnhof, die sich grafisch mit Texten des Festivals auseinandersetzten.
Moderiert von einem studentischen Team folgten Kurzlesungen des 3Sat-Preisträgers Senthuran Varatharajah, der Syrerin Luna Al-Mousli und Shida Bazyar („Nachts ist es leise in Teheran“). Zum Abschluss gab der im Irak geborene Abbas Khider Auszüge aus dem vieldiskutierten Roman „Ohrfeige“ zum Besten, und fesselte mit der außergewöhnlichen Energie seines Vortrags noch einmal sein Publikum. Frische Luft, studentische Live-Musik und lange Gespräche bis spät in die Nacht genossen die Festivalbesucher beim Abschlussfest im Hof des Marienbads.
Weitere Bilder und Berichte auch unter www.fahrtenschreiber-festival.com.