Autorenporträt: Heide Jahnke. Erst mit sechzig begann sie mit dem literarischen Schreiben. Seitdem sind sieben Bände mit Lyrik und Prosa von ihr erschienen.
Stellen Sie sich vor, Sie könnten sich selbst beim Schreiben zusehen – wo und wie schreiben Sie?
Für Prosatexte bin ich gern früh mit ausgeruhten Gedanken am PC. Gedichte kennen weder feste Arbeitszeiten noch Pausen. Hauptsache, der zentrale Einfall wird sofort notiert, sonst ist er weg. Am liebsten mit Bleistift auf einseitig bedrucktem Papier (Angst vor der weißen Fläche!). Ausgearbeitet wird später am PC, der hilfreich für die äußere Gestaltung ist.
Und wie machen Sie Pause?
Pause, wenn der (große!) Bewegungsdrang es erfordert.
Wie ist es zu Ihrer ersten (größeren literarischen) Veröffentlichung gekommen?
Sozialisiert von Briefschreibern und Gelegenheitsdichtern habe ich immer gern und leicht geschrieben, aber immer nur zweckgebunden. Sieben Jahre Mitarbeit bei der BZ erzogen zu Verständlichkeit und zur Beschränkung auf Wesentliches. Erst mit 60 Jahren, beim spielerisch-neugierigen Besuch eines Schreibseminars, erfuhr ich so viel positive Rückmeldung und Anregung, dass ich mich an einen längeren Text wagte, den der regionale Drey-Verlag sofort nahm („Lauf, Jäger, lauf“, 2007). Ein zweiter folgte, ein dritter blieb stecken, weil ich in den Sog der Lyrik geriet, deren verknappte Sprache mir altersgemäßer vorkommt als ausufernde Erzählströme. Drei schmale Gedichtbände, an deren bibliophiler Ausstattung ich mitwirken durfte, erschienen im Derk Janßen Verlag, Freiburg, zwei weitere Gedichtbände wieder im Drey-Verlag, beide mit eigenen Fotografien. Bei beiden Verlagen empfand ich die Zusammenarbeit bei der Gestaltung der Bücher als ausgesprochen bereichernd.
Woran erkennen Sie einen guten Text?
Zunächst an leisen Neidgefühlen, dass mir nicht auch so etwas eingefallen ist! Präziser: ein guter Text muss mir eine neue Erkenntnis, eine andere Perspektive ermöglichen, mittels einer Sprache, die verständlich sein sollte, ohne banal zu sein und „eigen“, ohne manieriert oder verkrampft zu wirken.
Was bestimmt Ihren Alltag – neben dem Schreiben?
Die „Familienbande“, Haus und Garten, die mir immer größer vorkommen. Ganz wichtig ist die regelmäßige Bewegung in der Natur (Hauptquelle meiner Gedichte), beim Bändigen des wildwüchsigen Gartens oder im Wald, laufend, botanisierend, sammelnd, gern auch allein.
Heide Jahnke hat norddeutsche Wurzeln, ist in Göttingen aufgewachsen. Studium der Psychologie, Diplomabschluss. Kurze Berufstätigkeit im klinischen Bereich, lange Phase als Familienfrau auf dem Land mit wechselnden Nebenbeschäftigungen: u.a. Fachübersetzungen aus dem Englischen; Fernstudienkurs Biologie; VHS-Dozentur für Psychologie, biologischen Gartenbau, Heilpflanzen; Ausflüge in die bildende Kunst (Keramik, Collagen, Objektkästen); Mitarbeit bei der BZ (Glossen, Essais, Reportagen).
Literarisches Schreiben seit 1999. Seit dieser Zeit Mitglied im Literaturforum Südwest in Freiburg. Teilnahme an Schreibwerkstätten, u.a. bei Walter Dürrson und Jan Wagner. Veröffentlichungen von Kurzprosa und Gedichten in verschiedenen Zeitschriften und Anthologien. Eigenständige Prosaveröffentlichungen im Drey-Verlag: „Lauf, Jäger, lauf“, 2007; „Blitze von Ingwer und Minze“, 2009.
Gedichte im Derk Janßen Verlag: „kommenden tiefs entgegen“, 2012; „von diesem impertinenten grün“, 2014; „fliegen oder bleiben“, 2015.
Gedichtbände im Drey-Verlag: „“die sahne bebt, der löffel zuckt“, 2016; „des käfers menetekel“, 2018.
Stipendium des Förderkreises deutscher Schriftsteller in Baden-Württemberg, 2011.
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