Freiburger Appell der Initiative „Kultur macht reich“: Vergesst die freien Künstler*innen nicht!

Grafik: © Andreas Töpfer

Die durch das Corona-Virus nötigen Absagen von öffentlichen Veranstaltungen treffen neben der Öffentlichkeit und den veranstaltenden Einrichtungen besonders hart die freiberuflich arbeitenden Künstlerinnen und Künstler, die als Solo-Selbstständige ihren Lebensunterhalt mit den Einnahmen aus solchen Veranstaltungen bestreiten.

In ihrer Freiberuflichkeit leben viele dieser Künstlerinnen und Künstler ohnehin häufig am Rand des Existenzminimums, aber durch die derzeitige massenhafte Absage von Veranstaltungen drohen sie über diesen Rand gestoßen zu werden. Dabei greifen nicht die gesetzlichen Regelungen für den Verdienstausfall, die nur wirksam werden, wenn man selbst in Quarantäne muss. Wie bei allen anderen Menschen laufen aber Rechnungen und Verbindlichkeiten uneingeschränkt weiter, hängen oftmals ganze Familien an diesem nun wegfallenden Einkommen. Viele sind nicht in der Lage, einen oder zwei Monate ohne Einnahmen zu überbrücken, wie dies in der gegenwärtigen Lage jedoch vonnöten sein könnte. Auch kleine Kultureinrichtungen wie privat getragene Theater oder Tanzhäuser stehen durch die zeitlich unbestimmte Schließung ihrer Einrichtungen vor einem plötzlichen Wegfall aller Einnahmen und sind in ihrem Fortbestand akut bedroht – was ebenfalls vor allem freischaffende Künstlerinnen und Künstler treffen wird.

Wir appellieren deshalb sowohl an die Veranstalter als auch an die politisch Verantwortlichen:

An die politisch Verantwortlichen für die Bereiche Kunst und Kultur der Stadt Freiburg: Treten Sie in einen fürsorglichen Dialog mit den Freischaffenden und Solo-Selbstständigen in den Bereichen Kunst und Kultur in unserer Stadt. Suchen Sie nach Möglichkeiten konkreter und finanzieller Unterstützung, um die nachweislichen Verdienstausfälle zu kompensieren. Bieten Sie Beratungsmöglichkeiten für Entschädigungen und Überbrückungen. Fordern Sie die von Ihnen geförderten und getragenen Institutionen zu einem fürsorglichen und solidarischen Verhalten gegenüber den frei und selbstständig schaffenden Künstlerinnen und Künstlern auf. Bleiben Sie auch mit den kleinen und privaten kulturellen Einrichtungen in Kontakt, damit ihr Überleben in der Krise gesichert werden kann. Seien Sie sich bei Ihren Entscheidungen der Tatsache bewusst, in welcher Weise sie die Existenz der freien Szene in dieser Stadt betreffen.

An die produzierenden und veranstaltenden Kultureinrichtungen: Bitte sagen Sie Veranstaltungen nicht ab, ohne mit den dafür engagierten Künstlerinnen und Künstlern in einen fürsorglichen Dialog zu treten. Prüfen Sie alle Möglichkeiten, die vereinbarten Honorare als Vorschuss zu bezahlen, da es für Sie leichter ist, über die entsprechenden Fonds und Notlösungen entschädigt zu werden, als für die einzelnen Künstlerinnen und Künstler. Prüfen Sie alle Möglichkeiten, künstlerische Prozesse und Probenstände nicht einfach abzubrechen, sondern nach der Unterbrechung verantwortlich weiterzuführen. Seien Sie sich der Tatsache bewusst, was es für freischaffende Kolleginnen und Kollegen neben den existentiellen Fragen bedeutet, keine verbindliche Perspektive über den Zeitpunkt einer möglichen Fortsetzung der Arbeit zu haben. Insofern wir für Einrichtungen, die das kulturelle Leben in dieser Stadt mitgestalten, verantwortlich sind, fühlen wir uns der beschriebenen Haltung verpflichtet.

Für die Initiative „Kultur macht reich“

Martin Bruch und Josef Mackert (Sprecher der Initiative)

sowie Peter Carp, Rüdiger Bering, Heinrich Dietz, Jürgen Eick, Julia Galandi-Pascual, Daniel Gelbke, Hans-Georg Kaiser, Sonja Karadza, Christine Litz

Kontakt:

Martin Bruch
Literaturhaus Freiburg
Tel. +49-(0)761 28 99 89
bruch@literaturhaus-freiburg.de

Josef Mackert
Katholische Akademie der Erzdiözese Freiburg
Studienleiter, Zukunftsfragen der Gesellschaft
Tel. +49-(0)761 31918-123
josef.mackert@katholische-akademie-freiburg.de