Buchtipp vor Weihnachten: Annette Pehnts „Lexikon der Liebe“ kommt als schmales Büchlein daher und entpuppt sich als tiefe Fundgrube.
Nach dem „Lexikon der Angst“ hat Annette Pehnt mit ihrer aktuellen Textsammlung zum Thema Liebe ein zweites Lexikon veröffentlicht, das mit desem Begriff poetisch frei umgeht. Denn die Erzählungen wurden mit alphabetisch geordneten Begriffen überschrieben, die mehr oder weniger zufällig aus dem Text herausgegriffen wurden. Ein „Lexikon“ ist das Buch also nur insofern, als man darin blättern, sich darin verlieren und lange Zeit damit verbringen kann. Tatsächlich sind die Texte so dicht, bringen so verschiedene Welten zur Sprache, dass man die Lesezeit des schmalen Bandes weit unterschätzt.
Die fein gearbeiteten Miniaturen variieren das Thema Liebe so vielfältig wie das Leben. Es geht immer wieder ganz klassisch um die Liebe zwischen Mann und Frau, aber auch um die zu Gott, zur Tochter, Mutter, einem Stofftier, dem Guru, der Freundin, dem demenzkranken Patienten … So gut wie immer ist auch von einer unauflösbaren Fremdheit die Rede. Die Tragik des Alltags wird genau und ohne Gefühligkeit benannt. Ein Weihnachtsgeschenk für Sensible, die Schmerz aushalten können.
Annette Pehnt, Lexikon der Liebe. Piper Verlag, 20 €.