Sehen Sie hier: Das Blaue vom Himmel. Im November wird das neue Literaturhaus fürs 31. Literaturgespräch seine Türen öffnen.
31. Freiburger Literaturgespräch
Vom 9. bis 12. November 2017 findet mit dem 31. Freiburger Literaturgespräch das älteste Literaturfest Baden-Württembergs erstmals im Literaturhaus Freiburg statt, das im Herbst seine Türen öffnen wird. 15 Künstlerinnen und Künstler aus ganz Europa gestalten ein internationales, interdisziplinäres Festivalprogramm, das sich an vier Tagen von Freiburgs neuer Herzkammer für die Präsentation und Produktion zeitgenössischer Literatur aus in die Stadt vernetzt.
Die Stadt Freiburg übergibt nach 30 Jahren das Freiburger Literaturgespräch an das in Gründung befindliche Literaturhaus Freiburg; die kuratorische Leitung übernehmen Martin Bruch und Katharina Knüppel. Der Umzug des Literaturgesprächs vom Rathaus in den neuen Veranstaltungssaal in der Alten Universität bietet die Chance, an die gewachsene Tradition und den bewährten Anspruch des Festivals anzuknüpfen und es zugleich für neue Publikumskreise, Kunstformen und Formate zu öffnen.
So liest – als Hommage an die Geschichte des Literaturgesprächs – der große deutsche Erzähler und bereits zweifache Gast des Festivals Ingo Schulze als erster Autor am Donnerstagabend im Ratssaal, dem bisherigen Klangraum des Literaturgesprächs, aus seinem neuen Roman „Peter Holtz: Sein glückliches Leben erzählt von ihm selbst“ (S. Fischer, 2017). Die Moderation übernimmt der am Literarischen Colloquium Berlin tätige Redakteur Thomas Geiger. Im Anschluss findet der symbolische Umzug ins Literaturhaus statt, wo mit der Schottin A.L. Kennedy eine der meistbeachteten Autorinnen Großbritanniens über ihren Erzählband „Leises Schlängeln“ (Karl Rauch, 2016) mit der Freiburger Autorin Annette Pehnt ins Gespräch kommt.
In dieser Doppeleröffnung zeigt sich bereits die vom Literaturhaus angestrebte Internationalisierung des Festivals, die sich am Freitagabend mit einer „Soirée française“ in Kooperation mit dem Centre Culturel Français Freiburg und dem Frankreich-Zentrum der Universität Freiburg fortsetzt: Die zweisprachige Lesung aus dem Roman „Selbstjustiz“ (Wagenbach, 2017) des bretonischen Schriftstellers Tanguy Viel und seinem Übersetzer Hinrich Schmidt-Henkel verlängert eine „Tour de France“ mit französischer und frankophoner Musik von French Pop bis Chanson in die Nacht.
Am Samstag folgt eine Tour d’Horizon, die in sechs moderierten Kurzlesungen literarische Ereignisse des letzten Jahres präsentiert. Mit Erzählungen des britischen Autors und Übersetzers David Constantine („Wie es ist und war“, Kunstmann, 2017), Lyrik der ungarisch-deutschen Dichterin Orsolya Kalász („Das Eine“, Brüterich Press, 2016), literarischen Reportagen des slowenischen Schriftstellers Aleš Šteger („Logbuch der Gegenwart“, Haymon, 2016), gepaart mit Roman-Neuerscheinungen des Herbstes von Dietmar Dath („Der Schnitt durch die Sonne“, S. Fischer, 2017), Thomas Lehr („Schlafende Sonne“, Hanser, 2017) und Melinda Nadj Abonji („Schildkrötensoldat“, Suhrkamp, 2017) öffnet sich ein weites Panorama zwischen Genres, Sprachen und Kulturen. Die Moderationen übernehmen Martin Bruch, Katharina Knüppel und Annette Pehnt.
Eine entscheidende Weiterentwicklung erfährt das Festival durch die Integration benachbarter Kunstformen: So wird die Lyrikerin Maren Kames, aus deren Debüt „Halb Taube Halb Pfau“ (Secession, 2016) der Titel des diesjährigen Literaturgesprächs entlehnt ist, das Literaturhaus mit Text, Klang und Videobildern in eine begehbare poetische Installation verwandeln, die mit einer Vernissage am Freitagnachmittag eröffnet wird. Die anschließende Lesung bringt Kames’ poetisches Konzeptalbum in einen Dialog mit dem roughen Sound von Fatma Aydemirs Romandebüt „Ellbogen“ (Hanser, 2017).
Der umfassenden Darstellung der Liebesgeschichte zwischen Ingeborg Bachmann und Paul Celan des Literaturkritikers und Essayisten Helmut Böttiger, die im Herbst unter dem Titel „Wir sagen uns Dunkles“ (DVA, 2017) erscheint, wird eine filmische Interpretation der dramatischen, rauschhaften, unendlich traurigen Liebesgeschichte der beiden Dichter zur Seite gestellt: „Die Geträumten“ (Drehbuch: Ruth Beckermann und Ina Hartwig, 2016) läuft am späten Samstagabend in Kooperation mit dem Kommunalen Kino Freiburg im Literaturhaus.
Den Abschluss des diesjährigen Programms bildet am Sonntag eine Matinee mit dem in Budapest geborenen Fotografen und Schriftsteller Péter Nádas, einem der großen europäischen Erzähler der Gegenwart, der im Gespräch mit seinem Autorenkollegen Aleš Šteger „Aufleuchtende Details“ (Rowohlt, 2017) seiner Lebenserinnerungen nachzeichnet. Die Lesung findet im Winterer-Foyer des Stadttheaters statt, das als weiterer neuer Kooperationspartner die Vernetzung des Festivals in die Stadt garantiert.
Neben den öffentlichen Lesungen werden die bereits 2015 und 2016 vom Literaturbüro koordinierten Schullesungen fortgesetzt; auch eine Schreibwerkstatt zum Thema „Übersetzung“ (Leitung: Hinrich Schmidt-Henkel) mit Freiburger Studierenden gehört zum Begleitprogramm.
Das 31. Freiburger Literaturgespräch findet in Kooperation mit dem Kulturamt der Stadt Freiburg statt. Zu den Förderern des Festivals zählen neben der Stadt Freiburg und dem Land Baden-Württemberg die Robert Bosch Stiftung, die Schweizer Kulturstiftung Pro Helvetia und die Slowenische Botschaft in Berlin.