Martin Bruch im Literatenporträt. Er möchte der Langeweile eine Chance geben und der Literatur in Freiburg neue Räume öffnen.
Sie sind ein(e) Dienstleister(in) in Sachen Literatur – aber was machen Sie eigentlich genau?
Wir sind Scouts, Programmmacher, Gastgeber. Doch gerade sorgen wir im Literaturbüro vor allem dafür, dass im Herbst ein neuer Ort für die Präsentation und Produktion zeitgenössischer Literatur eröffnet werden kann: das Literaturhaus Freiburg.
Warum lieben Sie (manchmal), was Sie tun?
Weil ich mich (immerzu!) mit Neuem beschäftigen darf und (fast immer!) mit Anregendem: ob das Räume sind, die einem Bücher eröffnen, oder Räume, die ein neues Haus für Literatur ausmachen.
Welches Buch hat Sie zuletzt beeindruckt? Warum?
„Das erste Buch“, eine Suhrkamp-Anthologie mit Texten von 92 Autorinnen und Autoren, die sich erinnern, zurückblättern und viele erhellende, persönliche Einblicke in ihre Arbeit geben. Marcel Beyer schreibt zum Beispiel von seinem blinden Fleck, Brixton, Ilse Aichinger von einem Debakel, Franzobel von Pickeln und Alexander Kluge über verworfene Texte, zu denen er eine besondere Zuneigung hegt – und dann entlässt er kurzerhand zwei solcher verworfenen Lieblinge ins Buch, das wunderbar zu den kurzen Wegen passt, die meine Tage gerade strukturieren.
Wann finden Sie Literatur – oder auch den Literaturbetrieb – langweilig?
Über die Langeweile habe ich neulich gelesen, dass es sie erst seit gut 300 Jahren gibt – vielleicht sollten wir ihr noch eine Chance geben.
Worauf kommt es Ihrer Erfahrung nach an, um als Autor(in) im heutigen Literaturbetrieb zu bestehen?
Gute Frage! Wenn es nach mir ginge: die eigene literarische Stimme.
Martin Bruch, geboren 1984 in Siegen. Er studierte Kreatives Schreiben und Kulturjournalismus in Hildesheim, Rom und Berlin und war Mitherausgeber der Literaturzeitschrift BELLA triste. Nach Tätigkeiten im Frankfurter Verlag weissbooks.w und in der Zentrale des Goethe-Instituts leitet er seit 2014 das Literaturbüro Freiburg.