Thomas Erle im Autorenporträt: Er braucht es beim Schreiben gemütlich und hat es immer schon aus Spaß getan.

Stellen Sie sich vor, Sie könnten sich selbst beim Schreiben zusehen – wo und wie schreiben Sie?

Immer am Morgen. Bei schönem Wetter auf dem Balkon im Liegestuhl, bei weniger schönem Wetter im Ohrensessel. Ich brauche es gemütlich. Dazu gehört, dass die Erstfassung immer mit der Hand geschrieben wird: Kugelschreiber, Spiralblock 80 Blatt, kariert. Elektronik, Plastik und Tastengeklapper lenken mich ab und stören Spontaneität und Kreativität. Der Zeitaufwand ist gar nicht so viel größer als es scheint. Das Eintragen ins Schreibprogramm nutze ich für ein erstes Redigieren.

Und wie machen Sie Pause?

Kaffee machen und trinken, eine Kleinigkeit essen, Zeitung lesen, ein paar Griffe auf der Gitarre. Pausen sind immer kurz. Bei mehr als 30 Minuten falle ich heraus. Dann geht es erst am nächsten Tag weiter.

Wie ist es zu Ihrer ersten (größeren literarischen) Veröffentlichung gekommen?

Seit ich mich erinnern kann, habe ich geschrieben, immer aus Spaß. Tagebücher, Gedichte, Reiseberichte. Später Kurzgeschichten und zwei Romane. Auch ‚Teufelskanzel‘, mein erstes Buch, hatte ich zunächst nur für mich selbst geschrieben. Der Wunsch für eine Veröffentlichung kam eher aus Neugier. Ich wollte wissen, was professionelle Büchermenschen von meiner Arbeit halten. Innerhalb von drei Wochen hatte ich drei Verlage, die das Manuskript sehen wollten.

Woran erkennen Sie einen guten Text?

Er ist gut und flüssig zu lesen. Schöne, abwechslungsreiche Worte und Formulierungen. Sauberer Stil und Grammatik. Keine Effekthascherei. Keine Klischees. Keine Partizipien. Und das Wichtigste: eine gute Geschichte, die mich neugierig macht.

Was bestimmt Ihren Alltag – neben dem Schreiben?

Gutes Essen und Trinken, lesen, bummeln, Kunstausstellungen besuchen, Musik hören und machen, Treffen mit Freunden. Mit der Vespa in den Schwarzwald oder zum Kaiserstuhl. Recherchieren. Mich öffnen für Ideen.

Thomas Erle ist gebürtiger Nordbadener. In den 70er Jahren studierte er Mathematik und Sport in Heidelberg. Während dieser Zeit zog es ihn wiederholt auf eigene Faust in die Welt, u.a. nach Süd- und Ostasien, Nord- und Lateinamerika, stets geleitet von seinem tiefen Interesse für Ethnologie, Geschichte, Kunst und Musik fremder Völker und Kulturen. Danach war er 30 Jahre lang pädagogisch tätig, zuletzt als Lehrer an der ersten deutschen integrativen Waldorfschule in Emmendingen bei Freiburg.
Als Autor veröffentlichte Thomas Erle zunächst zahlreiche Kurzgeschichten. 2010 gehörte er zu den Siegern beim ersten Freiburger Krimipreis. 2011 wurde ‚Der Zauberlehrling‘ für den renommierten Agatha-Christie-Preis nominiert.
Mit seinem 2013 veröffentlichten Debütroman ‚Teufelskanzel‘ um den Privatermittler Lothar Kaltenbach gelang ihm auf Anhieb ein Überraschungserfolg. Inzwischen sind mit ‚Blutkapelle‘ (2014) und ‚Höllsteig‘ (2015) zwei weitere Bände erschienen. Mit dem Buch ‚Freiburg und die Regio für Kenner‘ legte er einen Reiseführer der besonderen Art vor. In seiner aktuellen Veröffentlichung ‚Wer mordet schon in Freiburg?‘ (2016) vereint Thomas Erle 11 eigens für dieses Buch geschriebene Krimis und 125 Ausflugstipps.
Thomas Erle ist Mitglied im Syndikat, der Vereinigung deutschsprachiger Kriminalschriftsteller. Er lebt seit 20 Jahren in Emmendingen bei Freiburg.
www.thomas-erle.de
https://de.wikipedia.org/wiki/Thomas_Erle