Autorenporträt mit Ulla Klomp: Sie zapft im „Schreibstall“ die Cloud an, lernte beim Lyriker Jürgen Becker und tritt auch bei Poetryslams auf.

ulla-klomp-selbst-sw1. Stellen Sie sich vor, Sie könnten sich selbst beim Schreiben zusehen – wo und wie schreiben Sie?

Ich sitze am PC, klar. Dieser steht allerdings laufend woanders. Mal in meinem Atelier in Waldkirch, mal in unserem Haus im Oberwallis, oder im Chunschtgädi (meinem historischen umgebauten Schweinestall von 1720), ein winziges Atelier, das zu Fuß eine halbe Stunde entfernt  liegt. Ich reise viel zwischen Deutschland und der Schweiz hin und her,  und PC, TAB und Handy müssen immer mit. In unserem Haus im Oberwallis habe ich Internet, in meinem“ Schreibstall“ mitten im historischen Dorfkern von Bellwald/Goms nicht. Da ich fast  jeden Tag dort bin, schleppe  ich kleine Speicherplatten mit meinen Texten hin und her, bearbeite sie hier und dort  oder ich habe meine Texte in einer kleinen Cloud im Worldwideweb, die ich je nach Bedarf anzapfe. Nur manchmal schreibe ich mit der Hand – wenn ich das fast fertige Manuskript ausgedruckt habe und korrigieren muss. Dann muss ich den Überblick haben und das Gefühl des Papiers zwischen den Fingern. Die Korrekturen werden dann später in den PC eingelesen.

Pause? Habe ich eigentlich nie. Manchmal höre ich auf zu schreiben, um Hausarbeiten, Einkäufe zu erledigen, zu kochen. Oder ich stelle den PC ab, weil ich eine neue Idee habe, die ich sofort ausprobieren muss, oder weil ich ein Kunstprojekt fertigstellen will. Abends höre ich gegen sieben mit dem Arbeiten auf. Dann bin ich „geschafft“ Dann ist der Feierabend angesagt.

2. Und wie machen Sie Pause?

Ich schaue fern, politische Sendungen, gute Filme, lese. Ich bin ein fanatischer Cineast.

3. Wie ist es zu Ihrer ersten (größeren literarischen) Veröffentlichung gekommen?

In Kopenhagen (Dänemark) lernte ich in meiner Funktion als Deutsch-Fachleiterin an der Deutschen Schule St. Petri den Lyriker Jürgen Becker im Goethe-Institut bei einer Lesung kennen. In der Folge schickte ich ihm ein paar Gedichte von mir, und er beriet mich sehr erfolgreich. Dafür bin ich ihm heute noch dankbar. Wenige Wochen später suchte ich  mir in der deutschen Buchhandlung ein paar Adressen der größten deutschen Verlage zusammen und  schickte diesen mein erstes Lyrik-Manuskript zu (noch auf der Schreibmaschine geschrieben).  Suhrkamp /Unseld war interessiert und meldete sich schnell. Mein Gedichtbuch erschien dann 1981unter dem Namen Ulla Hochstätter in der edition suhrkamp, einer Reihe, die es heute noch gibt. Mein Lektor war damals ein junger Mann, der nur vertretungsweise die Betreuung der edition übernommen hatte. Er hieß Raimund Fellinger und ist heute der persönliche Lektor von Peter Handke!

4. Woran erkennen Sie einen guten Text?

Ich lese ein paar Seiten, dann muss mich der Text „gepackt“ haben. Wenn nicht, lege ich das Buch aus der Hand und versuche es später noch einmal. Stellt sich dann immer noch kein Kontakt zwischen mir und dem Buch her, lege ich es fort. Vor allem ist es die Authentizität, die ich fühlen muss. Der Stil kann ganz unterschiedlich sein, aber er muss zum Inhalt passen. Dann ist ein Text für mich „gut“.

5. Was bestimmt Ihren Alltag – neben dem Schreiben?

Naja, sehr vieles! Die Welt und das Leben darin sind für mich voller Anregungen, – unzähliger! Ich schreibe, male, fotografiere, zeichne, nähe, bastle, koche, gehe ins Kino, besuche Kunstausstellungen, trete auf Poetryslams auf, erwandere den Schwarzwald und das Wallis (Schweiz). Und alles sehr intensiv. Ich  gehe viel mit meinem Hund, einem Rauhaardackel spazieren…

Aber nun schließe ich die Aufzählung ab, sie würde sonst den Rahmen dieser Befragung sprengen.

 

Ulla Klomp ist in Bremen aufgewachsen und hat dort Abitur gemacht. Studium der Germanistik und Geographie in Köln. Anschließend Schuldienst, u.a. in Kopenhagen. Schulbuchautorin, Lyrikerin bei edition suhrkamp. Veröffentlichungen in Anthologien, Rundfunklesungen: DLF, Radio Bremen, WDR. Literatur für Kinder und Jugendliche bei Ueberreuter/ Wien. Veröffentlichung mehrerer Kinderromane und Erzählungen.  Arbeitsstipendium des Landes NRW 1994, Anerkennung der Jury, Frau Avapreis Österreich 2005,  Writer in Residence Frühjahr 2011 in Bellwald, Schweiz.

Auch in den Bereichen Zeichnung, Fotografie, Malerei Landart und Poetry-Slam aktiv. Sie lebt in Waldkirch/Breisgau und in Bellwald/Oberwallis, CH. Mitgliedschaften: VS Verband deutscher Schriftsteller, P.E.N, KOGGE Europäischer Autorenverband, AdS Autorenverband der Schweiz.

www.ulla-klomp.de