Ein Crémant de Limoux soll es sein, dazu eine Quiche, leichter Sommersalat, Jazzmusik und frische Wiesenblumen in der Alvar-Aalto-Vase auf dem großen dänischen Esstisch. Das wirkt doch lässig, nicht zu gewollt. Aber auf den guten Tellern! Teresa Präauer, eine der spannendsten und subversivsten Stimmen der österreichischen Literatur, inszeniert ein Abendessen unter Freund*innen als pointiert beobachtetes Kammerspiel in verschiedenen Variationen – die Verdoppelung des Geschehens auf Social Media inklusive. Am Ende knackt der Crémant im Eisfach, die Fassade bröckelt, die Hüllen fallen … Eine literarische Versuchsanordnung mit großem Unterhaltungsfaktor!
Zum Feiertag laden wir an die Lange Tafel im Literaturhaus – zur Lesung mit Teresa Präauer aus ihrem furiosen Roman „Kochen im falschen Jahrhundert“ (Wallstein, 2023) und feinen Häppchen im Anschluss. Kommen Sie ins Gespräch über Fragen des Schreibens, des Lesens, des Geschmacks.
Datum: 3.10.2023, 19:30 Uhr
Ort: Literaturhaus Freiburg, Bertoldstraße 17
Eintritt: 15/10 Euro
Rike Scheffler: Lava. Rituale
37. Freiburger Literaturgespräch: Ein Lesekonzert
Was wäre zu bergen gewesen? Was hätte ver- und neu gelernt, was erfühlt werden können? Rike Schefflers zweiter Lyrikband „Lava. Rituale“ (kookbooks, 2023) versammelt Archive aus einer Zukunft, Echos künftiger Gegenwarten, poetische Versuche, die gefährdete Schönheit der Welt im Schatten des Klimawandels zu Papier zu bringen, „frenetisch sammelnd / archivierend“, was es zu behüten gilt: Elefanten, die sich zur Beerdigung eines Herdenmitglieds zusammenfinden. Gletscher und Schnee. Sauerstoff und seelische Verfasstheiten. Worte, Klänge.
Jeder Zyklus des Bandes bewegt sich weiter in die Zukunft, in imaginierte Verwandlungen, Verwandtschaften hinein, auf einer Zeitachse, die bis ins 24. Jahrhundert führt. In ein Dazwischen, das binärem Denken eine neue Sprache entgegensetzt, die immer fluider wird: „:ch die w:r viele sind ungleich sein wollen / w:r die w:r tasten um zu verstehen“. Und die alles Wesenhafte miteinander verbindet: Das lyrische Ich folgt den filigranen Bewegungen von Phytoplankton, suhlt sich mit chinesischen Wasserbüffeln im Schlamm. Handlinien verflüchtigen sich zu Horizonten. Sedimente lagern sich im menschlichen Gedächtnis ab. Landschaften, Wind und dunkle Tiere sind hier „Partner:innen“.
Rike Scheffler trägt diesen Kosmos von der Buchseite in den Raum, entfaltet die Klanglandschaften der Texte in einer vielstimmigen Performance mit Stimme, Synthesizer, Loopmaschine und Effektgerät.
Förderer: Kulturamt der Stadt Freiburg, Ministerium für Wissenschaft, Forschung und Kunst Baden-Württemberg, Sparkasse Freiburg-Nördlicher Breisgau, freundlich unterstützt von der Buchhandlung jos fritz und dem Park Hotel Post
Datum: 10.11.2023, 18 Uhr
Ort: Literaturhaus Freiburg, Bertoldstraße 17
Eintritt: 9/6 Euro
Übersetzungsmaschinen und Literatur
Im Gespräch mit André Hansen, Judith Elze und Maja Ueberle-Pfaff
Kann Künstliche Intelligenz (KI) Literatur? Und was passiert, wenn KI Literatur übersetzt? Die Forscher*innengruppe Kollektive Intelligenz lud ein zur Probe aufs Exempel – mit menschlichen und maschinellen Übersetzer*innen. Die Ergebnisse der Studie bringt Projektleiter André Hansen, Übersetzer aus dem Französischen, Italienischen und Englischen, heute ins Gespräch: Gemeinsam mit seinen Freiburger Kolleginnen Judith Elze und Maja Ueberle-Pfaff durchleuchtet er technische, ästhetische und ethische Hintergründe maschineller Übersetzung, blickt auf Anwendungen wie DeepL und ChatGPT und die Besonderheiten kreativer Prozesse. Die Tech-Industrie verspricht jedenfalls reibungslose Verständigung – und beträchtlichen Zeitgewinn. Wie sich der große Hype um KI in der Literaturbranche niederschlägt, diskutiert Jürgen Reuß mit den Gästen auf dem Podium und im Publikum.
Mitveranstalter: Projekt Kollektive Intelligenz, Deutscher Übersetzerfonds, VdÜ, Carl-Schurz-Haus Freiburg und Weltlesebühne e.V., in Kooperation mit dem Centre Culturel Français Freiburg, ver.di und dem Kulturwerk Berliner Schriftstellerinnen und Schriftsteller e.V.
Workshop „Übersetzen mit KI“ mit André Hansen
Datum: 5.10.2023, 10–12 Uhr
Anmeldung unter: info@literaturhaus-freiburg.de
Datum: 5.10.2023, 19:30 Uhr
Ort: Literaturhaus Freiburg, Bertoldstraße 17
Eintritt: 9/6 Euro
Der Sprachkünstler Arne Rautenberg stellt alle Sinne auf Empfang und beginnt den Tag mit einem tiefen Atemzug Morgenduft – riecht halb nach Schlaf, halb nach Sand und volle Kanne nach Schlaraffenland! Ob ein Tag gelingt, das entscheiden die guten Minuten. Eben noch umkreist der Dichter das leise Erwachen, um dann alle kleinen Träumer*innen mit ohrenbetäubendem Schlagzeugsolo – dicke dackel dumm dumm – aufzuschrecken! Und sie mit ausgeflippten Riesendinos in Dinokinos zum Lachen zu bringen.
Wieder befeuern Arne Rautenbergs Kindergedichte (Peter Hammer, 2023) die Lust an Klang, Rhythmus und verrückten Ideen. Die großartige Illustratorin Nadia Budde hat den neuesten Band lustig-schräg bebildert und mit einem zähnebleckenden Gute-Laune-Cover beschenkt.
Kooperationspartner: Jugendbildungswerk Freiburg
Lirum Larum Lesefest im Literaturhaus: Workshop mit Nadia Budde: 8.10., 15–16:30 Uhr, 8–12 Jahre, Eltern verboten!
Anmeldung: www.freiburg.de/lesefest
Schulworkshops mit Nadia Budde und Lucia Zamolo: 9.–13.10., vormittags
Datum: 8.10.2023, 11—12:15 Uhr
Ort: Haus der Jugend, Uhlandstraße 2
Eintritt: frei
Bei einem Brandanschlag auf ihren Wohnblock in einer Banlieue von Paris verlor Aya Cissoko 1986 Vater und Schwester. Das Boxen entdeckte sie als Rückzugsort – und wurde 2006 Amateur-Boxweltmeisterin. Nach einer Operation halbseitig gelähmt beendete sie 2020 ihre sportliche Karriere, studierte Politikwissenschaften in Paris und schrieb aufsehenerregende Bücher: „Kein Kind von Nichts und Niemand“ (Wunderhorn, 2023) heißt ihr dritter, von der Freiburger Übersetzerin Beate Thill brillant ins Deutsche übertragene Roman.
Aya Cissoko erzählt darin eine zweifache Geschichte von Gewalt und Schmerz: Ihre Vorfahren waren Krieger aus dem Stamm der Bambara, gegen die Kolonisierung kämpfend. Der Vater ihres Kindes stammt aus einer Familie aschkenasischer Juden, die Auschwitz überlebt haben. Beate Thill stellt eine hochaktuelle familiäre Spurensuche vor, die Diskriminierten und Ausgegrenzten eine Stimme verleiht.
Mitveranstalter „Freiburger Andruck“: Kulturamt, Stadtbibliothek, SWR Studio und Theater Freiburg sowie Badische Zeitung
Datum: 18.10.2023, 19:30 Uhr
Ort: Literaturhaus Freiburg, Bertoldstraße 17
Eintritt: 9/6 Euro
„Gauner, Gangster, schräge Vögel“. Krimi-Lesung mit Ute Wehrle und Hans Jürgen Kugler, in Freiburg (18.10.).
„Gauner, Gangster, schräge Vögel – Kurioses aus dem Polizeialltag“
Waschbären in Not, schlafende Diebe am Tatort und Katzen, die zu laut Musik hören – bisweilen wird die Polizei zu außergewöhnlichen Einsätzen gerufen, die auf den Dienststellen für Heiterkeit sorgen. Die Beamten sind zur Stelle, um Strolche auf vier Pfoten und kriminelle Unglücksraben (wieder) auf den rechten Weg zu bringen.
Das Bad Krozinger Autoren-Duo Ute Wehrle und Hans Jürgen Kugler haben die ungewöhnlichsten Fälle der letzten Jahre gesammelt und redaktionell aufgearbeitet.
„Gauner, Gangster, schräge Vögel“
am 18. Oktober, 19.30 Uhr in der Mediothek Rieselfeld in Freiburg, Maria-von-Rudloff-Platz im Glashaus.
„Familie – Freiraum und Fessel“
Autorinnenlesung mit musikalischer Begleitung
Maria Bosse–Sporleder M.A., Dozentin, Autorin / Dr. Gabriele Michel, Autorin, Lektorin
Die Lesungen werden am Keyboard von Elisabeth Horzig begleitet.
Do, 19.10., 19.30–21.00 Uhr
VHS im Schwarzen Kloster, Rotteckring 12, Theatersaal
9 €
Anmeldung möglich unter Kursnummer 201401 (Tel. 0761 3689510, info@vhs–freiburg.de) – aber auch Abendkasse.
Maria Bosse–Sporleders autofiktive Geschichten „Im Kielwasser der Zeit“ erforschen Lebensläufe der eigenen Familie, deren Verwurzelung in Estland, dem Geburtsland der Autorin, und die durch Umsiedlung, Flucht und Emigration verursachten Umwälzungen. In knapper, sinnlicher Sprache werden Situationen wie mit einem Schlaglicht erhellt und vermitteln im persönlich Erlebten spürbar Zeitgeschichte.
In Gabriele Michels Roman „Von einfachen Dingen“ geht es um vier Frauen einer Familie, vier Generationen und Lebenswege, die deutlich machen, wie einflussreich bis heute die Vorstellung von der umsorgenden Frau und hingebungsvollen Mutter ist, die ausschließlich Güte und Heilung verkörpern soll. Den Figuren des Romans aber gelingt es, sich diesen rigiden Erwartungen zu widersetzen – und dabei gegenseitig respektvoll und mutig zu unterstützt.
Gianna Molinari und Johanna Sebauer: Über das Verschwinden
Lesung und Gespräch mit Christoph Schröder
„Nincshof ist das Dorf. Auf den ersten Blick, wie jedes Dorf, in keiner Weise besonders. Auf den zweiten, wie jedes Dorf, einzigartig.“ Von diesem Fleck am östlichen Rand Österreichs erzählt die Burgenländische Literaturpreisträgerin Johanna Sebauer in ihrem Debüt „Nincshof“ (Dumont, 2023). Vom bei Speckbroten und Pusztafeigenschnaps gefassten Plan der „Oblivisten“, der hektischen Zeit zu entkommen und ihr Dorf kurzerhand verschwinden zu lassen.
Das einzigartige Dorf in „Hinter der Hecke die Welt“ (Aufbau, 2023), dem zweiten Roman der Schweizer Autorin Gianna Molinari, hat hingegen Angst zu verschwinden. Alle Hoffnungen ruhen auf Pina und Lobo – doch die Kinder wachsen schon lange nicht mehr. Während das Dorf auf Wachstumsschübe der beiden lauert, beobachtet Pinas Mutter in der Arktis, wie das Eis schmilzt und Grenzen sich verschieben.
Zwei Erzählungen über große Rückzüge in der kleinsten Gemeinschaft, ein Abend über Wachstum und Stillstand, Wahrheit und Erfindung. Irrwitzig, hellsichtig, poetisch.
Mitveranstalter: Buchhandlung Schwarz
Die Veranstaltung wird gefördert von der Schweizer Kulturstiftung Pro Helvetia.
Datum: 22.11.2023, 19:30 Uhr
Ort: Literaturhaus Freiburg, Bertoldstraße 17
Eintritt: 9/6 Euro
Über kaum ein anderes Land wird in Deutschland so viel geredet und gestritten: Zu Israel hat jede*r eine Meinung. Warum ist das so? Wieso hat der Nahostkonflikt eine solche Bedeutung? Und warum ist die Debatte so emotional – und oft so vergiftet? Als Meron Mendel vor zwanzig Jahren nach Deutschland kam, war er überrascht von der Rolle seines Heimatlands im öffentlichen Diskurs. Schon damals konnten nahezu alle, mit denen er sprach, klare Positionen zu Israel und seiner Politik formulieren. Heute werden die Debatten noch heftiger geführt.
Über seinen Bestseller „Über Israel reden“ (Kiepenheuer & Witsch, 2023) und darüber, wie das Verhältnis zu Israel und zum Nahostkonflikt in Deutschland verhandelt wird, spricht der Leiter der Bildungsstätte Anne Frank und Professor für transnationale Soziale Arbeit mit der Politikjournalistin Livia Gerster (FAS) in unserer Reihe „Gegenworte“.
Mitveranstalter: Dokumentationszentrum Nationalsozialismus Freiburg, Gedenkstättenverbund Südlicher Oberrhein
Kooperationspartner: Colloquium Politicum der Universität Freiburg, Egalitäre Jüdische Chawurah Gescher Freiburg e.V., Evangelische Erwachsenenbildung Freiburg, Freundeskreis Freiburg-Tel Aviv-Yafo e.V., Buchhandlung jos fritz, Landeszentrale für politische Bildung, Außenstelle Freiburg
Datum: 25.10.2023, 19:30 Uhr
Ort: Literaturhaus Freiburg, Bertoldstraße 17
Eintritt: 9/6 Euro