Lukas Bärfuss: Vaters Kiste
Herkunft: Eröffnungslesung und Gespräch mit Jonas Lüscher
Es beginnt mit einer gewöhnlichen Bananenkiste und endet mit existentiellen Fragen. 25 Jahre nach dessen Tod öffnet Lukas Bärfuss „Vaters Kiste“ (Rowohlt, 2022). Ausgehend von den wenigen Zeugnissen, die sein abwesender, kleinkrimineller Vater ihm hinterlassen hat, denkt der Autor und Dramatiker gewohnt scharfsinnig und vielschichtig über die Frage des Erbens nach. Er verknüpft seine eigene Lebensgeschichte, die in Armut und Obdachlosigkeit beginnt und über verschiedene Handwerksberufe hin zu Hochschulprofessur und Georg-Büchner-Preis führt, mit einer kritischen Gesellschaftsanalyse.
In seinen Betrachtungen zu Sprache und Demokratie, zu Nationalstaat und Erbrecht, zu Krieg und Privateigentum verbindet sich die Frage nach Herkunft mit der nach unserer Verantwortung für zukünftige Generationen. Zum Auftakt des Lesefests unserer „Reihe zu feinen Unterschieden“ kommt Lukas Bärfuss ins Gespräch mit dem Autor und Essayisten Jonas Lüscher.
Gefördert im Impulsprogramm „Kunst trotz Abstand“ des Ministeriums für Wissenschaft, Forschung und Kunst Baden-Württemberg
Kooperationspartner: Heinrich Böll Stiftung Baden-Württemberg, Förderkreis Literaturhaus Freiburg
Datum: 10.5.2023, 19:30 Uhr
Ort: Literaturhaus Freiburg, Bertoldstraße 17
Eintritt: 9/6 Euro
1933 wurden im nationalsozialistischen Deutschland an vielen Orten Bücher verbrannt. Für Freiburg herrschte bislang die falsche Annahme vor, es habe keine oder nur eine kleinere, nachgeholte Bücherverbrennung gegeben. Dr. Heiko Wegmann zeichnet in seiner Studie erstmals nach, wie viele Ansätze es zu solchen Aktionen gab und in welchen Fällen tatsächlich Bücher verbrannt wurden.
Begrüßung: Ulrich von Kirchbach, Erster Bürgermeister
Grußwort: Dr. Antje Kellersohn, Ltd. Direktorin Universitätsbibliothek Freiburg
Einführung: Dr. Andreas Jobst, Leiter Stadtarchiv Freiburg
In Kooperation mit dem Dokumentationszentrum Nationalsozialismus und dem Stadtarchiv.
Nur mit Anmeldung über veranstaltungen_stadtbibliothek@stadt.freiburg.de
Hauptstelle, Münsterplatz 17
Ein Nachmittag für Kinder ab 4 Jahren mit ihren Eltern zum Malen und Basteln.
Unsere ukrainischen Vorlesepat_innen lesen Geschichten auf Ukrainisch, Russisch und Deutsch.
Stadtteilbibliothek Haslach, Carl-Kistner-Str. 59
Unsere Vorlesepatin Michelle Voland liest für Kinder ab 4 Jahren Bilderbuchgeschichten vor.
Mediothek Rieselfeld, Maria-von-Rudloff-Platz 2
Gün Tank: Die Optimistinnen
Herkunft: Lesung und Gespräch mit Laura Cwiertnia
Nour kommt als 22-Jährige aus Istanbul nach Deutschland, um zu arbeiten und ihre Familie in der Heimat zu ernähren. In der Oberpfalz trifft sie im Wohnheim auf Frauen aus Italien, Griechenland, Jugoslawien, Tunesien und der Türkei. Briefe gehen von Land zu Land, innige Freundschaften entstehen. Während die deutschen Frauen im Dorf Kopftuch tragen und ihrer „Haushaltspflicht“ nachkommen, gehen Nour und ihre Freundinnen nach der Schicht in der Porzellanfabrik im Minirock aus. Mehr noch: Gemeinsam ziehen „Die Optimistinnen“ (S. Fischer, 2022) in den Kampf gegen schlechte Arbeitsbedingungen – und erreichen 1973 mit ihren „Wilden Streiks“ die Abschaffung der sogenannten Leichtlohngruppe, die Frauen bei gleicher Tätigkeit schlechter einstufte als Männer.
Über ihren „Roman unserer Mütter“ und ein unerzähltes Kapitel deutscher Geschichte kommt Gun Tank ins Gespräch mit der Autorin und Zeit-Journalistin Laura Cwiertnia.
Gefördert im Impulsprogramm „Kunst trotz Abstand“ des Ministeriums für Wissenschaft, Forschung und Kunst Baden-Württemberg
Kooperationspartner: Heinrich Böll Stiftung Baden-Württemberg, Förderkreis Literaturhaus Freiburg
Datum: 11.5.2023, 19:30 Uhr
Ort: Literaturhaus Freiburg, Bertoldstraße 17
Eintritt: 9/6 Euro
Daniela Mohr liest Annie Ernaux: Der junge Mann
Herkunft: Lesung und Gespräch mit Sonja Finck, Paul Brodowsky und Bettina Schulte
Sie ist Mitte fünfzig und beginnt ein Verhältnis mit einem dreißig Jahre jüngeren Mann. Einem Studenten, noch dem Milieu verhaftet, von dem sie sich emanzipiert zu haben glaubt. Annie Ernaux bricht ihr letztes Tabu – radikal pointiert und prägnant erzählt sie in „Der junge Mann“ (Suhrkamp, 2023 © Éditions Gallimard) von einer skandalösen Liebesbeziehung, einer ambivalenten Rückkehr in die eigene Vergangenheit und der triumphalen Überwindung einer lebenslangen Scham.
Daniela Mohr aus dem Marienbad-Ensemble liest das aktuelle, knapp 50-seitige Buch der Literaturnobelpreisträgerin. Im Anschluss diskutieren Ernauxs Übersetzerin Sonja Finck, der Autor und Professor für Dramentechnik an der UdK Berlin Paul Brodowsky und die Literaturkritikerin Bettina Schulte über ein stilbildendes Werk.
Gefördert im Impulsprogramm „Kunst trotz Abstand“ des Ministeriums für Wissenschaft, Forschung und Kunst Baden-Württemberg
Kooperationspartner: Heinrich Böll Stiftung Baden-Württemberg, Förderkreis Literaturhaus Freiburg und Theater im Marienbad mit der Reihe „Für alle reicht es nicht“
Datum: 12.5.2023, 19:30 Uhr
Ort: Theater im Marienbad, Marienstraße 4
Eintritt: 9/6 Euro (VVK: Theater im Marienbad)
Eva Müller: Scheiblettenkind
Herkunft: Leinwandlesung und Gespräch mit Friederike von Wallmoden
Scham hat viele Gesichter. In Eva Müllers Graphic Novel „Scheiblettenkind“ (Suhrkamp, 2022) schleicht sie sich in Gestalt einer Schlange an die Protagonistin heran, zischt ihr Zweifel über ihre Erscheinung, ihre Entscheidungen, ihre empfundene Unwissenheit ins Ohr. Mit ihr findet die Autorin und Zeichnerin ein Bild für Selbstverachtung und Versagensängste, die ihre Figur seit der Kindheit verfolgen. Scheiblettenkind ist nur eines der Schimpfwörter, die sie als Arbeiterkind zu hören bekommt.
In kraftvollen, detailreichen Zeichnungen erzählt das großformatige Debüt vom Aufwachsen ohne Geld und ohne Bücher, von Billigklamotten mit peinlichen Aufnähern, miesen Jobs und dem Unbehagen in der Gegenwart von Leuten, die immer schon wussten, was ein Entrecôte ist. Karl Marx kommentiert als Übervater das Geschehen, das gesellschaftlich-strukturelle soziale Ungerechtigkeit eindrücklich mit persönlicher Erfahrung füllt. Durch die Leinwandlesung mit Eva Müller leitet „zwischen/miete“-Kuratorin Friederike von Wallmoden.
Gefördert im Impulsprogramm „Kunst trotz Abstand“ des Ministeriums für Wissenschaft, Forschung und Kunst Baden-Württemberg
Kooperationspartner: Heinrich Böll Stiftung Baden-Württemberg, Förderkreis Literaturhaus Freiburg und Theater im Marienbad mit der Reihe „Für alle reicht es nicht“
Datum: 13.05.2023, 15 Uhr
Ort: Literaturhaus Freiburg, Bertoldstraße 17
Eintritt: 7/5 Euro
Eintritt für alle drei Veranstaltungen am Samstagnachmittag: 15/10 Euro (Karten hier)
Björn Bicker: Aminas Lächeln
Herkunft: Lesung und Gespräch mit Maryam Aras
Amina schlägt in der U-Bahn einen Mann nieder. Igor, eben noch hilfsbereit und aufmerksam, greift plötzlich einen Mitschüler mit dem Messer an. Ein Mann hört Stimmen im Kopf. Ein Kind hört auf zu sprechen. Manchmal ist es ein einziger Satz, der ein Leben auf den Kopf stellt. Die Menschen in den zehn neuen Erzählungen von Björn Bicker behaupten auf ganz unterschiedliche Weise ihren Platz und ihre Identität in einer Gesellschaft, die sie als „anders“ wahrnimmt. Sei es aufgrund ihrer sexuellen Orientierung, aufgrund von Armut oder Krankheit. Oder weil die Eltern oder Großeltern aus einem anderen Land kamen. Was bedeutet Herkunft, was Heimat, was Sprache? Der Autor, Dramaturg und Regisseur Björn Bicker stellt „Aminas Lächeln“ (Kunstmann Verlag, 2023) im Gespräch mit der Literaturwissenschaftlerin, Kritikerin und Iranistin Maryam Aras vor.
Gefördert im Impulsprogramm „Kunst trotz Abstand“ des Ministeriums für Wissenschaft, Forschung und Kunst Baden-Württemberg
Kooperationspartner: Heinrich Böll Stiftung Baden-Württemberg, Förderkreis Literaturhaus Freiburg
Datum: 13.5.2023, 16 Uhr
Ort: Literaturhaus Freiburg, Bertoldstraße 17
Eintritt: 7/5 Euro
Eintritt für alle drei Veranstaltungen am Samstagnachmittag: 15/10 Euro (Karten hier)
Ivna Žic und Martin Kordic: Wahrscheinliche Herkünfte
Herkunft: Lesung und Gespräch mit Annette Pehnt
Ivna Žics lange erwarteter Zweitling „Wahrscheinliche Herkünfte“ (Matthes & Seitz, 2023) erzählt brillant, zärtlich und präzise von den Lebenswelten ihrer beiden Großmütter und des schweigsamen Großvaters. Von europäischer Geschichte und einer untergegangenen Welt, die in uns weiterlebt. Und in deren Spiegel eine Zukunft aufscheint, in der aus neuen Verhältnissen neue Erzählungen entstehen.
In seinem Bestseller „Jahre mit Martha“ (S. Fischer, 2022) folgt Martin Kordić Željko, genannt Jimmy, der als Kind einer kroatischen Einwandererfamilie in Ludwigshafen aufwächst. Nichts wünscht er sich so sehr wie Bücher, Bildung und Souveränität. Eine mitreißende Aufstiegs- und Liebesgeschichte um Fragen nach Herkunft.
Über Räume zwischen Sprachen, Schichten und Familien sprechen die beiden Gäste mit der Freiburger Autorin Annette Pehnt.
Gefördert im Impulsprogramm „Kunst trotz Abstand“ des Ministeriums für Wissenschaft, Forschung und Kunst Baden-Württemberg
Kooperationspartner: Heinrich Böll Stiftung Baden-Württemberg, Förderkreis Literaturhaus Freiburg
Datum: 13.5.2023, 17 Uhr
Ort: Literaturhaus Freiburg, Bertoldstraße 17
Eintritt für alle drei Veranstaltungen am Samstagnachmittag: 15/10 Euro (Karten hier)
Paul Brodowksy: Badisch Sushi
Koch-Performance mit Lesung aus „Väter“
Zum Abschluss des „Herkunft“-Lesefests laden wir zu einer kulinarisch-literarischen Gesellschaft! Aus Gemüse, Kräutern und Beeren von einem vormittäglichen Streifzug über den Münstermarkt bereitet Teilzeit-Koch und Schriftsteller Paul Brodowsky, der Freiburgs Märkte aus seiner Zeit als Hausautor am Stadttheater kennt, mit Hilfe aller Gäste ein abendliches Menü zu. „Badisch Sushi“ ist ein fremd-vertrauter Mix, eine Koch- und Werkschau: Zwischen den Gängen reicht Paul Brodowsky Passagen aus seinem Roman „Vater“ (Suhrkamp, 2023). Eine Suchbewegung von der NS-Zeit bis in die Gegenwart – zu den Kindern des Erzählers und seiner Rolle als Vater. Ein Blick auf Prägungen, Einflüsse und Auswege. Ein Abend, an dem der feine Unterschied auf der Zunge zergeht. Und in Tischgespräche mündet.
Gefördert im Impulsprogramm „Kunst trotz Abstand“ des Ministeriums für Wissenschaft, Forschung und Kunst Baden-Württemberg
Kooperationspartner: Heinrich Böll Stiftung Baden-Württemberg, Förderkreis Literaturhaus und Kunstverein Freiburg
Datum: 13.5.2023, 19:30 Uhr
Ort: Kunstverein Freiburg, Dreisamstraße 21
Eintritt: 15/10 Euro (inkl. Menü)