Veranstaltungen

Nov
11
Sa
Literaturgespräch mit Marion Poschmann / Ralph Tharayil / Joanna Bator @ Literaturhaus
Nov 11 um 15:00

37. Freiburger Literaturgespräch: Kurzlesungen mit Gespräch

Marion Poschmann: Chor der Erinnyen
Moderation: Annette Pehnt

Wie nur wenige deutschsprachige Schriftstellerinnen bewegt sich Marion Poschmann gleichermaßen elegant wie virtuos in Lyrik und Prosa. Auch ihr jüngster Roman „Chor der Erinnyen“ (Suhrkamp, 2023) ist wie sein filigran gewebtes Spiegelstück „Die Kieferninseln“ durchdrungen von der Bild- und Sprachwelt ihrer Poesie. Am hohen Ton entlanggeschrieben, entfaltet die Parallelgeschichte zu ihrem erfolgreichen Japanroman zwischen den Zeilen feine Ironie.

Der Ehemann hat fluchtartig das Haus verlassen, ohne sich näher zu erklären. Eine Freundin aus Kindertagen taucht wieder auf, die sonst so zurückhaltende Mutter übt plötzlich eine geheimnisvolle Macht aus. Mathilda, die Nüchtern-Rationale, die distanzierte Studienrätin für Mathematik und Musik, wird sich selbst unheimlich. Sie muss erleben, wie sich ihre Visionen in der Wirklichkeit zu manifestieren beginnen. Etwas Dunkles meldet sich zu Wort, ihre Handschrift verselbständigt sich, geflügelte Frauen nehmen in ihrem Alltag immer mehr Raum ein. Es kommt Wind auf, dessen Flüstern ihr seltsam vertraut erscheint. Hört sie den Chor der Erinnyen? Ein Roman über angepasste Freundinnen und aufbegehrende Mütter, über den Frevel an der Natur und ihre fragile Schönheit.

Ralph Tharayil: Nimm die Alpen weg
Moderation: Hanna Hovtvian

„Wir sind zu zweit, wir sind / zu viert. / Wir können die Enge kaum berühren. / Wir sitzen uns / im Nacken.“ Ein unzertrennliches Geschwisterpaar, Eltern wie eine vierarmige Gottheit und die Schweizer Berge als Kulisse für eine Kindheit, die zwischen Sprachen und Anpassungen verläuft. In seinem Roman „Nimm die Alpen weg“ (Voland & Quist, 2023) verleiht der Autor und Musiker Ralph Tharayil zwei Kindern eine Stimme: Im Chor erzählen sie von Velo-Ausflügen zu Telefonzelle und Müllhalde, vom Zuhause zwischen Tomatensauce und Videokassetten und von den stets müden Ma und Pa, die in der Fabrik und im Spital schuften.

In einer luziden, minimalistischen Prosa entwickelt Ralph Tharayil in seinem mit der Alfred Döblin-Medaille ausgezeichneten Debüt eine Geschichte des Aufwachsens, die von den Formen und Deformationen der Integrationserfahrung handelt, von der Sprache und den Körpern, die sich dieser Erfahrung widersetzen: „Tharayils Sprache ist von verführerischer Klarheit. Sie lässt uns das Schöne im Gewaltigen erkennen, und in der Stille das Fremde und Andere in uns. Wir wollen nicht mehr aufhören zu lesen: diese Alpen“ (Julia Franck).

Joanna Bator: Bitternis
Moderation: Lisa Palmes

„Ihr fabulierender, mitreißend-sprudelnder Sprachfluss, kontrolliert von Ironie, feinsinniger Komik und Empathie, führt das Ensemble ihrer unvergesslichen Figuren durch Zeiten und Generationen“, so die Jury des Spycher-Literaturpreises, den Joanna Bator 2014 erhielt. Seit ihren Romanen „Sandberg“ und „Wolkenfern“ zählt die polnische Schriftstellerin Joanna Bator zu den wichtigsten Stimmen der europäischen Literatur.

Ihr neues Werk „Bitternis“ (Suhrkamp, 2023, aus dem Polnischen von Lisa Palmes) erweitert das Jahrhundertpanorama ihrer Geschichten um eine weitere Dimension: Kalina Serce, jüngster Spross einer Frauendynastie, Erforscherin der düsteren Familienhistorie, betritt eine Villa, die lange Zeit unbewohnt war. Sie tastet nach dem Ebonit-Schalter aus der Vorkriegszeit, um Licht zu machen – eine Ankunft im Unvertrauten. In diesem Haus, der früheren Pension Glück im schlesischen Langwaltersdorf, traf sich Kalinas Urgroßmutter Berta mit ihrem Geliebten: Berta träumt von einer Flucht mit ihm nach Prag, die der Vater verhindert. Der Hass auf ihn wird so groß, dass sie zu einer ungeheuren Tat schreitet.

Über weibliche Lebensentwürfe und ihr Scheitern, über Geheimnisse und Gewalt und darüber, wie das Erzählen den Bannkreis der Bitternis brechen kann, spricht Joanna Bator mit ihrer Übersetzerin Lisa Palmes.

Förderer: Kulturamt der Stadt Freiburg, Ministerium für Wissenschaft, Forschung und Kunst Baden-Württemberg, Sparkasse Freiburg-Nördlicher Breisgau, Schweizer Kulturstiftung Pro Helvetia, freundlich unterstützt von der Buchhandlung jos fritz und dem Park Hotel Post

Datum: 11.11.2023, 15–18 Uhr
Ort: Literaturhaus Freiburg, Bertoldstraße 17
Eintritt: 10/5 Euro (für alle drei Lesungen)

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Literaturgespräch mit Liao Yiwu: Die Liebe in Zeiten Mao Zedongs @ Theater Freiburg
Nov 11 um 20:00 – 21:00

Liao Yiwu: Die Liebe in Zeiten Mao Zedongs

37. Freiburger Literaturgespräch: Zweisprachige Lesung und Gespräch mit Hans Jürgen Balmes

Nach dem Erfolg seines Dokumentarromans „Wuhan“ erzählt der Friedenspreisträger des Deutschen Buchhandels Liao Yiwu eindrücklich von der Chinesischen Kulturrevolution – der Epoche, in der China zur Diktatur wurde. Kinder verrieten ihre Eltern, Liebespaare denunzierten einander, die unterschwellige Angst vor dem Verrat wurde zum täglichen Begleiter. Liao Yiwu schildert die Reise zur Entstehung der Willkür: Sein Roman „Die Liebe in Zeiten Mao Zedongs“ (S. Fischer, 2023, übersetzt von Hans Peter Hoffmann und Brigitte Höhenrieder) umreißt den ganzen Widersinn Chinas in einem Leben und vier Liebesgeschichten.

Seit 2011 lebt der Dichter, Schriftsteller und Musiker Liao Yiwu in Deutschland im Exil, für sein Gedicht „Massaker“ war er in der VR China mehrere Jahre inhaftiert worden. Seine Gedichte und Bücher wurden zensiert oder gleich verboten. „Die Liebe in Zeiten Mao Zedongs“ stellte Yiwu noch im Gefängnis in Si-chuan fertig, danach wurde der Roman Seite für Seite als Kassiber hinausgeschmuggelt. Erst im Berliner Exil fanden die Einzelteile wieder zueinander. Ins Gespräch über das Buch und seine Entstehung kommt Liao Yiwu mit dem Lektor, Übersetzer und Publizisten Hans Jürgen Balmes, Editor-at-Large beim S. Fischer Verlag. Die Veranstaltung wird konsekutiv gedolmetscht aus dem Chinesischen von Dominik Wu.

Förderer: Kulturamt der Stadt Freiburg, Ministerium für Wissenschaft, Forschung und Kunst Baden-Württemberg, Sparkasse Freiburg-Nördlicher Breisgau, freundlich unterstützt von der Buchhandlung jos fritz und dem Park Hotel Post

Datum: 10.11.2023, 20 Uhr
Ort: Theater Freiburg, Kleines Haus, Bertoldstraße 46
Eintritt: 9/6 Euro

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Nov
12
So
Literaturgespräch: 40 Jahre Peter-Huchel-Preis @ SWR Studio
Nov 12 um 10:30

40 Jahre Peter-Huchel-Preis

Abschluss des 37. Freiburger Literaturgesprächs mit Marcel Beyer, Marion Poschmann, Raoul Schrott und Judith Zander

Moderation: Insa Wilke

Seit 1983 wird er in Staufen im Breisgau vergeben, längst gilt er als eine der bedeutendsten Auszeichnungen für deutschsprachige Lyrik: Der vom Land Baden-Württemberg und dem Südwestrundfunk gestiftete Peter-Huchel-Preis lenkt den Blick auf poetischen Einfallsreichtum, entfacht Debatten und ist vor allem Einladung zum Gespräch über Gedichte. Durch vier ausgezeichnete Werke und den Wandel von Sinn und Form auf den Fährten des Namensgebers, Naturlyrikers und Sprachmagiers Peter Huchel führt die Literaturkritikerin Insa Wilke.

Als 40. Preisträgerin wurde Judith Zander 2023 für die Liebes- und Naturgedichte in ihrem Band „im ländchen sommer im winter zur see“ (dtv, 2022) ausgezeichnet. Marcel Beyer unternimmt in seinem „Dämonenräumdienst“ (Suhrkamp, 2020) „Abenteuerexpeditionen in vertrautes Gelände, das plötzlich fremd und unheimlich erscheint“, so die Jury. „Geistersehen“ (Suhrkamp, 2010) von Marion Poschmann wiederum spannt einen eindrucksvollen Bogen von den Kindheitslandschaften ihrer Heimat im Ruhrgebiet bis zu Kräuterbüchern des Mittelalters und bildender Kunst, während Raoul Schrotts Band „Tropen. Über das Erhabene“ (Hanser, 1998) Wahrnehmung und Wissen zu einem Dritten vermischt: Poesie, die einem das Staunen lehre, so Laudatorin Ilma Rakusa.

Förderer: Kulturamt der Stadt Freiburg, Ministerium für Wissenschaft, Forschung und Kunst Baden-Württemberg, Sparkasse Freiburg-Nördlicher Breisgau, freundlich unterstützt von der Buchhandlung jos fritz und dem Park Hotel Post

Datum: 12.11.2023, 10:30 Uhr
Ort: SWR Studio Freiburg, Schlossbergsaal, Kartäuserstraße 45
Eintritt: 9/6 Euro

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Nov
15
Mi
Bilderbuchkino: „Annas Wunsch“ @ Stadtteilbibliothek Haslach
Nov 15 um 16:00

Für Kinder ab 3 Jahren lesen wir eine Geschichte und zeigen die Bilder auf großer Leinwand.
Seit Jahren hat es nicht mehr geschneit. Die Welt ist grau, und die Menschen machen traurige Gesichter. Da erfährt die kleine Anna von ihrer Mutter, wie es früher war, als die Kinder mit Schlitten verschneite Hügel hinunterfuhren und prächtige Schneemänner bauten. Anna wünscht sich nichts so sehr, als dass es endlich wieder einmal schneien würde.

Stadtteilbibliothek Haslach, Carl-Kistner-Str. 59

Die Stunde Ohrenschmaus @ Mediothek Rieselfeld
Nov 15 um 16:00 – 16:30

Unsere Vorlesepatin Marion Ernst liest Bilderbuchgeschichten vor. Einfach dazusetzen, Ohren auf und lauschen. Für Kinder ab 3 Jahren.

Mediothek Rieselfeld, Maria-von-Rudloff-Platz 2

Nov
16
Do
Grosse Pause: Riso-Club @ Literaturhaus
Nov 16 um 17:00

Grosse Pause: Riso-Club

Für Lehrer*innen und Profis aus Kita und Betreuung

Klassenzeitung, Poster und Mini-Zines – regelmäßig verwandelt sich das Junge Literaturhaus in eine Druckwerkstatt. Im Zentrum des Geschehens: ein Risograph. An unserer japanischen Schnelldruckmaschine entstehen im mechanischen Siebdruckverfahren kleine und große Kunstwerke mit der charmanten Anmutung von Unikaten. In Pink, Grasgrün und Lila, umweltfreundlich auf Sojabasis und biologisch abbaubar.

Der erste Blick gilt Printprodukten aus Freiburger Schulprojekten, bei denen Kinder und Jugendliche experimentieren und sich in Wort und Bild ausdrücken. Die anschließende Werkstatt zeigt handwerkliche Kniffe im Experimentieren mit Formen und Farben. Beim Erstellen von Vorlagen und Drucken unterstützt die Freiburger Illustratorin Silke Jaspers. Ein Workshop mit neuen Impulsen und Ideen für Schule und Nachmittagsbetreuung.

Die „Große Pause“ – unser dreimal im Jahr stattfindender Austausch – richtet sich an alle, die sich für Literatur und ihre Vermittlung begeistern.

Anmeldung: Birgit Güde, guede@literaturhaus-freiburg.de

Datum: 16.11.2023, 17–21 Uhr
Ort: Literaturhaus Freiburg, Bertoldstraße 17
Eintritt frei

„moving words“ – Literaturkreis @ Stadtteilbibliothek Haslach
Nov 16 um 17:00 – 19:00

Die Stadtteilbibliothek Haslach lädt Autor_innen zum neu gegründeten Literaturkreis ein. Tragen Sie Ihre eigenen Texte oder Lieblingstexte vor. Alle Altersgruppen und alle Literaturgattungen sind willkommen.
Rückfragen an Ludger Albrecht, Telefon: 0761/201 2260, E-Mail: stadtbibliothek-haslach@stadt.freiburg.de

Stadtteilbibliothek Haslach, Carl-Kistner-Str. 59

Nov
18
Sa
Pen & Paper (Rollenspieltreff) @ Mediothek Rieselfeld
Nov 18 um 13:00 – 17:32

Das gemeinsame Erleben und Entwickeln einer spannenden Geschichte – darum geht es beim Hobby Pen & Paper. Neben „Stift und Papier“ braucht man nicht viel: Kreativität, Fantasie und ein paar Würfel. Gemeinsam mit dem Erzähler taucht ihr in eine spannende Geschichte ein, die ihr selbst gestaltet und beeinflusst. Wie die Geschichte ausgeht, habt ihr selbst in der Hand. Für Fans von Abenteuer-Romanen, Fantasy-Filmen, Mittelalter- oder Vampirgeschichten sowie Rollenspielen.
Für Interessierte ab 14 Jahren, Vorkenntnisse sind keine erforderlich.
Für Nichtmitglieder des Rollenspielvereins Freiburg: 3€

Mediothek Rieselfeld, Maria-von-Rudloff-Platz 2

Nov
20
Mo
zwischen/miete: Lion Christ @ wird noch bekannt gegeben
Nov 20 um 9:18

zwischen/miete: Lion Christ

Junge Literatur in WGs

Im München von Franz Josef Strauß und Freddie Mercury, zwischen erstickendem Biedersinn und wildem Hedonismus, ist jeder eigene Schritt eine kleine Befreiung. Nach dieser sehnt sich der unverbesserliche Glückssucher und Taugenichts Flori. Er entflieht seinem ländlichen Elternhaus in der Hoffnung auf das pralle Leben, auf Glanz und Gloria und auf einen Mann, der ihn mindestens ewig liebt.

In seinem rauschhaften Debüt „Sauhund“ (Hanser, 2023) erzählt Lion Christ von einem jungen Mann, „der so lange fortläuft, bis er bei sich selbst ankommt – ein berührendes, radikal ehrliches Buch“ (Jenny Erpenbeck). Über dieses literarische Denkmal für alle vergessenen Liebenden des ersten AIDS-Jahrzehnts spricht Lion Christ in unserer Lesereihe „zwischen/miete“, organisiert und moderiert von einem Team Studierender.

Mitveranstalter: Studierendenwerk Freiburg

Mehr unter: www.instagram.com/zwischen.miete

Datum: 20.11.2023, 19:30 Uhr
Ort: wird an dieser Stelle bekannt gegeben
Eintritt: 5 Euro (nur Abendkasse)

Nov
23
Do
Szenische Lesung mit Ullo von Peinen: Marie Luise Kaschnitz @ Literaturhaus
Nov 23 um 17:00

Gastveranstaltung: Marie Luise Kaschnitz: Beschreibung eines Dorfes

Szenische Lesung mit Ullo von Peinen

„Beschreibung eines Dorfes“ berichtet von einer Ortschaft – Bollschweil, dem Heimatort der Autorin Marie Luise Kaschnitz – im Südwesten Deutschlands und von ihren Einwohnern. Geschildert wird die Wirklichkeit, die sich gesammelt hat in den Lebensläufen der Leute und den Gegenständen des täglichen Gebrauchs und die sich niederschlug in den Konventionen und den menschlichen Beziehungen. Erinnerungen und Wahrnehmungen werden von Marie Luise Kaschnitz sehr einfühlsam beschrieben, Gewachsenes und Gewordenes, Natur und Menschenwerk. Auf Einladung vom Stadtseniorenrat Freiburg liest der Schauspieler Ullo von Peinen aus dem bedeutenden Werk der großen Dichterin.

„Für alle, die in einem Dorf aufgewachsen sind, ist das Buch eine Reise in die eigene Kindheit. Für heutige Dorfbewohner lohnt sich damit die Bestandsaufnahme des eigenen Lebensraumes. Für die anderen, die davon träumen, einmal auf dem Land zu leben, ist die Beschreibung wie ein Führer auf fremdem Terrain. Die Worte machen einen atemlos.“ (Harald Schmid, Die Welt)

Marie Luise Kaschnitz (1901–1974), teilweise in Bollschweil aufgewachsen und später auch oft hierher zurückgekehrt, erhielt die Ehrenbürgerwürde der Gemeinde. Sie wurde mit zahlreichen Preisen ausgezeichnet und war Mitglied u.a. des P.E.N.-Zentrums der Bundesrepublik Deutschland, der Deutschen Akademie für Sprache und Dichtung und der Bayerischen Akademie der Schönen Künste. Mit „Beschreibung eines Dorfes“ (Suhrkamp, 1966) hat sie der Gemeinde ein literarisches Denkmal gesetzt. Sie ist auch dort begraben.

Veranstalter: Stadtseniorenrat Freiburg e.V.

Datum: 23.11.2023, 17 Uhr
Ort: Literaturhaus Freiburg, Bertoldstraße 17
Eintritt frei