Lesetipp: Die Anthologie „Bilder einer Ausstellung“ transportiert Mussorgskys Musik in Geschichten, Lyrik und Bilder.

von Jochen Striewisch

Ich mache keinen Hehl daraus: „Bilder einer Ausstellung“ von Modest Mussorgsky ist für mich neben der 9. Sinfonie von Ludwig van Beethoven das klassische Stück schlechthin. Die „Bilder“ und ich haben uns vor zig Jahren gefunden und sind seitdem die besten Freunde. Das spiegelt sich nicht nur in meiner Sammlung von über 40 verschiedenen Einspielungen wider (Klavier, Orchester, Gitarre, Orgel, Jazz…- wobei sie lange noch nicht vollzählig ist), sondern auch darin, dass ich quadratisch im Kreis gesprungen bin, als mich Marianne Labisch zu einer Leserunde einer Anthologie zu „Bilder einer Ausstellung“ eingeladen hat. Okay, ich versuche den Übertreibungsmodus jetzt mal auszuschalten.

Tatsache ist und bleibt jedoch, dass die an der im p.machinery-Verlag erschienenen Anthologie beteiligten Künstler und Autoren (ich schließe hier Künstlerinnen und Autorinnen mit ein), hervorragende Arbeit in Bezug auf die Umsetzung geleistet haben. Die neu entstandenen Bilder sind durchweg große Klasse, transportieren perfekt die Stimmung in die nachfolgenden Lyriktexte von Gerd Scherm oder die den Bildern folgenden Prosatexte. Allerdings hätten die Bilder für meine Begriffe teilweise noch größer sein können. Ich vermag allerdings nicht zu sagen, ob es an dem EBook-Format liegt – einen Vergleich kann ich erst machen, wenn ich die gedruckte Version in Händen halte. Das ist dann aber schon der einzige marginale Kritikpunkt, den ich an dieser Anthologie habe.

Die Geschichten reichen von der Vergangenheit bis in die Gegenwart (teilweise auch beides gleichzeitig), füllen mit ihren Inhalten die ein oder andere Wissenslücke der Leserschaft und lassen diese über die Kraft der Kunst, der Musik und (kritisch) über die immer weiter fortschreitende Hologrammtechnologie („Pas de deux“ von Gabriele Behrend) nachdenken. Hinzu kommen paranormale („Ignoranz stirbt nie“ von Verena Jung) sowie Fantasy- und Horrorelemente („Die Hütte der Baba Jaga“ von Detlef Klewer) und natürlich Humor der feinsten Sorte („Der Plan“ von Marianne Labisch).

Zur Geschichte „Der Weg des Gnomus“ von F.A. Peters gibt es zudem einen separaten Band; (Gnomus oder Der König, der nicht lachte) ebenfalls erschienen im p.machinery-Verlag.

Aufgewertet wird diese wirklich rundum runde Anthologie von einer umfassenden Auflistung von verschiedenen Einspielungen von „Bilder einer Ausstellung“ oder Teilen derselben.

5* deluxe!

Marianne Labisch, Marco Habermann, Gerd Scherm (Hrsg.)
BILDER EINER AUSSTELLUNG
Außer der Reihe 28
p.machinery, 132 Seiten
Paperback: ISBN 978 3 95765 143 3 – EUR 14,90
Hardcover: ISBN 978 3 95765 144 0 – EUR 25,90
E-Book: ISBN 978 3 7438 8153 2 – EUR 7,49