In Uwe Timms neuem Roman „Ikarien“ wird das materiell und moralisch zerstörte Deutschland nach dem Krieg porträtiert. Am 22. März kommt er zu Lesung und Gespräch ins Stadttheater.

Uwe Timm. © Gunter Glücklich

Lesung und Gespräch mit Torsten Hoffmann

Wenn Uwe Timm vorliest, hört man ihm beim Denken zu. Schreiben ist für den Autor „ein kognitives Durchdringen der Wirklichkeit“, Literatur unbedingt politisch – und persönlich. Er hat mit „Heißer Sommer“ (1974) den ersten Roman über die Studentenbewegung geschrieben, in „Morenga“ (1978) von Völkermord und Befreiungskampf im damaligen Deutsch-Südwestafrika erzählt, in „Am Beispiel meines Bruders“ (2003) vom eigenen Bruder, der sich freiwillig zur SS-Totenkopfdivision gemeldet hatte.

In „Ikarien“ (Kiepenheuer & Witsch, 2017) porträtiert Timm das materiell und moralisch zerstörte Deutschland nach dem Krieg, erzählt faszinierend und verstörend von einem amerikanischen Offizier deutscher Herkunft, der die Rolle eines bedeutenden Wissenschaftlers im Nazireich aufdecken soll: Alfred Ploetz, der als Begründer der Eugenik gilt, der Großvater seiner, Uwe Timms, Ehefrau.

Im Wechsel von Nähe und Distanz, zwischen Erzählebenen, Textsorten und Motivsträngen gelingt Uwe Timm das literarische Kunststück „einer in der Schwebe gehaltenen Unruhe“ (Ingo Schulze).

Eine Veranstaltung im Rahmen der Kooperation „Seitenwechsel“ zwischen Theater Freiburg und Literaturhaus Freiburg. Mitveranstalter bei dieser Ausgabe ist die Buchhandlung Rombach.

Datum: 22.03.2018, 19:30 Uhr
Ort: Theater Freiburg, Kleines Haus, Bertoldstraße 46
Eintritt: 15/10 Euro