Katharina Knüppel im Literatenporträt. Neben dem „Kerngeschäft“ sucht sie Türklinken fürs Literaturhaus aus oder fährt mit dem Freileser-Fahrrad ins Freibad.

1. Sie sind eine Dienstleisterin in Sachen Literatur – aber
was machen Sie eigentlich genau?
Sehr unterschiedliches, das im Regelfall in eine Veranstaltung mit Autorenmündet. Vorher passiert aber bereits eine Menge: den Literaturbetrieb beobachten, zu Buchmessen fahren, Texte lesen, mit Verlagen und Autoren korrespondieren, Förderanträge stellen, Programmtexte schreiben, Newsletter versenden, Stühle rücken, Wassergläser befüllen. Und danach geht es weiter: Stühle abbauen, Honorare ausbezahlen, die Veranstaltung dokumentieren, den Pressespiegel pflegen – und die nächste Lesung planen. So sieht unser „Kerngeschäft“ aus. Daneben passieren aber noch ganz andere Dinge: Türklinken auswählen für das neue Literaturhaus, das wir im Herbst in der Innenstadt beziehen, im Sommer mit dem Freileser-Fahrrad die Freibäder ansteuern, Stadtspaziergänge mit neu angekommenen und alteigesessenen Freiburgern im Rahmen der internationalen Stadtkarten-Werkstatt „Mapping Freiburg“, für die wir gerade eine abschließende Ausstellung im Stadttheater konzipieren …

2.Warum lieben Sie (manchmal), was Sie tun?
Das hängt mit der Antwort auf Frage 1 zusammen, dem großen Abwechslungsreichtum. Hier im Literaturbüro gleicht keine Woche der anderen, ständig dürfen wir uns mit neuen Texten, neuen literarischen Stimmen, neuen Ideen auseinandersetzen. Das empfinde ich als großes Privileg – und große Freude.

3. Welches Buch hat Sie zuletzt beeindruckt? Warum?
Der Lyrikband der diesjährigen Peter-Huchel-Preisträgerin Orsolya Kalász: Das Eine. Sie zaubert in einfacher, klarer Sprache und ganz ohne Pathos anrührende Bilder für die Liebe.

4. Wann finden Sie Literatur – oder auch den Literaturbetrieb – langweilig?
Auch hier kann ich mit Verweis auf Frage 1 antworten: Eigentlich nie.

5. Worauf kommt es Ihrer Erfahrung nach an, um als Autor(in) im heutigen Literaturbetrieb zu bestehen?
Die Frage wissen Verleger und Agenten sicher anders zu beantworten als Literaturveranstalter. Von unserer Seite bieten wir regelmäßig offene Werkstätten für Übersetzer und Schreibende an, die nicht nur der Textarbeit dienen, sondern auch eine Plattform für den Austausch über ebendiese Frage bieten.

Katharina Knüppel arbeitet seit Mai 2016 in den Bereichen Programm, Presse und Projekte im Literaturbüro Freiburg, das sich im Herbst 2017 als Literaturhaus neu erfinden wird. Zuvor hat sie an der LMU München ihre Promotion zu Samuel Becketts Nachwirken im 21. Jahrhundert beendet, während der sie als freie Lektorin, Übersetzerin und Redakteurin tätig war, u.a. für den Prestel Verlag München. Bereits während ihres Studiums der Fächer Komparatistik, Romanische Philologie und Medien- und Kommunikationswissenschaft in Göttingen und Lausanne hat sie im Literarischen Zentrum Göttingen ein Volontariat im Bereich Literaturmanagement absolviert und im Anschluss in verschiedenen Kulturinstitutionen wie dem Fernsehsender arte, dem Festival LINIEN für Neue Musik und der Galerie Kunsttempel Kassel Erfahrungen gesammelt.