Werner Weimar-Mazur im Autorenporträt. Er schreibt abends in der stillen Stunde und hat dann Bruchstücke von Gedichten schon im Kopf.

1. Stellen Sie sich vor, Sie könnten sich selbst beim Schreiben zusehen – wo und wie schreiben Sie?

Da ich, beruflich bedingt (ich arbeite in einem Fulltimejob zzgl. täglich zwei Stunden Fahrtzeit als beratender Ingenieurgeologe an einem Ingenieurbüro, wo ich mich hauptsächlich mit Baugrunduntersuchungen beschäftige und geotechnische Berichte und Stellungnahmen schreibe, was ich auch gerne mache), sehr wenig Zeit zum Schreiben habe, sitze ich oftmals abends, kurz vor dem Zubettgehen, am Wohnzimmertisch, in der stillen Stunde, und schreibe literarisch auf, was mir tagsüber oder nachts zwischendurch eingefallen oder durch den Kopf gegangen ist. Es sind meist ganze Gedichte oder Bruchstücke von Gedichten, die ich vorher schon im Kopf, nach und nach, sprachlich vorformuliert habe.

2. Und wie machen Sie Pause?

Ganz unspektakulär! Werktags mittags bei der Arbeit am Schreibtisch oder mit Kollegen in einem Döner-Restaurant. An den Wochenenden mit meiner Frau nachmittags beim Teetrinken (im Winter) oder auf dem Balkon (im Sommer).

3. Wie ist es zu Ihrer ersten (größeren literarischen) Veröffentlichung gekommen?

Ich schreibe seit ich 14 bin, hauptsächlich Gedichte, und in den verschiedenen Lebensabschnitten mit unterschiedlichen Intensitäten, zeitweise fast gar nicht, aber trotzdem immer. Und bis 1995 quasi für die Schublade, ein Sammelsurium aus vielen Zetteln und Heften. Natürlich mit dem heimlichen Hintergedanken (Wunsch oder Traum), einmal zu veröffentlichen. 1995 dachte ich dann, ich könnte meine Schublade öffnen, die Gedichte sichten und zwischen zwei Buchdeckel klemmen. Detto fatto! Heraus kam mein erster Gedichtband unter dem Titel „Tauch ein – Gedichte 1970 bis 1994“, erschienen im Waldkircher Verlag, den es inzwischen nicht mehr gibt (lag aber wohl nicht an meinem Buch?!). Ein Buch, das ich aus heutiger Sicht und mit meinem heutigen Anspruch an Gedichte, lieber verstecke, als es vorzuzeigen. Aber, das ist wichtig, es war ein Anfang, insbesondere auch öffentliche Lesungen, die ich damit machte, spornten mich an. Plötzlich war ich „Dichter“ und hatte eine Öffentlichkeit (Zuhörer, Leser, die das Büchlein kauften, und mir Rückmeldungen gaben). Ab 1995 folgten nach und nach, und jedes Jahr immer mehr, einzelne Veröffentlichungen in Zeitschriften und Anthologien. Ich beschäftigte mich wieder intensiver mit Literatur und Dichtung, neben meinem Beruf als Geologe. Der absolute Push kam dann im Januar 2011, als ich ein „Konvolut“ von Gedichten, die Vorstufe eines späteren Manuskriptes, das 2012 in meinen zweiten Gedichtband „hautsterben“ (erschienen bei Edition Art Science, Wien und St. Wolfgang) mündete, als ich also „mein“ Konvolut keinem geringeren als Christoph Meckel zukommen lassen durfte, und dieser es sogar las, und darüber hinaus, mehr noch, sogar etwas „Schönes“ dazu sagte, das mir Mut machte und neuen Ansporn gab. Meckel sagte damals: „Sie sollten Ihre Verse näher an sich heranlassen und nicht von Hobby sprechen.“ Das war für mich eine neue Initialzündung, und ich wusste, ich bin Dichter und MUSS schreiben. Seitdem arbeitete ich fast meine ganze, wenige Freizeit an meinen Gedichten, ließ die Prosaversuche (ein paar abgebrochene Romananfänge von jeweils 30 Seiten) liegen und ackerte jetzt richtig, besonders an meinem letzten Gedichtband „herzecho – lyrische sonogramme“, der gerade eben erst, genauer gesagt, am 16. Dezember 2016 im Verlag Rote Zahlen, Buxtehude, erschienen ist. Lektorisch begleitet wurde das „herzecho“ von meinem Kollegen und „Freund“, Holger Benkel, Schönebeck / Elbe. Ein gutes Lektorat, auch bei Gedichten, ist eine wichtige Sache. Ich gehe die Literatur jetzt fast „(halb)professionell“ an. Und, sie macht immer noch, oder immer mehr Spaß!

4. Woran erkennen Sie einen guten Text?

An der Sprache.

5. Was bestimmt Ihren Alltag – neben dem Schreiben?

Oh, das habe ich unter Punkt 1 schon verraten. Zumindest, was den Beruf anbelangt, der den Hauptteil meiner Zeit einnimmt. Nebenbei jogge ich im Sommerhalbjahr ein bisschen (meist nur am Wochenende) in und um Waldkirch, wo ich seit 2000 lebe. Und meine Frau natürlich! Und faulenzen oder ein bisschen lesen, auch Fernsehgucken, in Internetforen und literarisch im Netz surfen und und und, was viele andere auch tun. Und immer wieder schreiben, auch neben dem Schreiben. In letzter Zeit versuche ich mich mal wieder an Prosa …

 

„Naziwam się Weimar-Mazur Werner, jestem geologiem, mieszkam we Waldkirch, mam 61 lat, jestem żonaty, nie mam dzieci … Proszę, trzy znaczki na widokówki do niemiec … Ich hätte nicht aufhören sollen, Polnisch zu lernen und Wodka zu trinken.“
Werner Weimar-Mazur wurde 1955 in Weimar geboren. Im Alter von einem Jahr kam er nach Karlsruhe, wo er aufwuchs und Geologie studierte. Er arbeitet heute als beratender Ingenieurgeologe. Seit 1992 lebt er im Raum Freiburg im Breisgau, mit Unterbrechung von 2008 bis 2010 in Lörrach. 1979 und 1980 war er zu mehrmonatigen Studienaufenthalten in den Hohen Tauern in Großkirchheim, Kärnten / Österreich. Von 1989 bis 1992 lebte und arbeitete Werner Weimar-Mazur in Bern / Schweiz, von 2007 bis 2010 arbeitete er in Reinach BL / Schweiz.
Werner Weimar-Mazur schreibt Gedichte und Prosa. 2003 nahm er am Autorentreffen / Preis „Irseer Pegasus“ (Endrunde) mit einem Prosatext teil. 2012 wurde er Preisträger des Hildesheimer Lyrik-Wettbewerbs, 2013 Preisträger des Athmer-Lyrikpreises und war Teilnehmer der ersten Lesung des Lyrikpreises München 2013. Derzeit arbeitet er an einem Roman. Werner Weimar-Mazur ist Mitglied im Literaturforum Südwest e.V., Freiburg (Literaturbüro Freiburg), in der Literarischen Gesellschaft Thüringen e.V., Weimar, in der Literarischen Gesellschaft / Scheffelbund Karlsruhe e.V. und bei keinVerlag e.V. sowie Autor bei fixpoetry.com, literaturport.de, lyrikwelt.de und im Forum-der-13.de.

http://www.weimar-mazur.de/